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Anne in Windy Willows

Titel: Anne in Windy Willows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Maud Montgomery
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Gedanken nicht ertragen kann, dass jemand in einer solchen Umgebung Weihnachten feiern kann«, entgegnete Anne offen.
    »Ah, ich verstehe«, fuhr Katherine nun auf. »Ein vorweihnachtlicher Ausbruch von Barmherzigkeit. Noch ist es aber nicht so weit, dass ich auf so was angewiesen bin, Miss Shirley.« Sie warf hochmütig den Kopf in den Nacken.
    Anne stand mit einem Ruck auf. Ihre Geduld mit dieser starrköpfigen Kreatur war zu Ende. Sie ging auf Katherine zu, sah ihr fest in die Augen und sagte: »Katherine Brooke, wissen Sie, was Sie vertragen könnten? Eine ordentliche Tracht Prügel!«
    Sie starrten sich an.
    »Jetzt haben Sie wohl Ihrem Herzen Luft gemacht«, erwiderte Katherine dann. Aber der bissige Unterton in ihren Worten war verschwunden: Anne bemerkte sogar ein leichtes Zucken um ihren Mund.
    »Ja«, bestätigte Anne. »Das wollte ich Ihnen schon seit einiger Zeit einmal sagen. Meine Einladung nach Green Gables hat mit Barmherzigkeit nicht das Geringste zu tun und Sie wissen das genau. Ich habe Ihnen den Grund gesagt: Ich finde, niemand kann Weihnachten in dieser Umgebung feiern.«
    »Sie laden mich also nach Green Gables ein, weil Sie Mitleid mit mir haben«, stellte ihre Kollegin trocken fest.
    »Ja, ich habe Mitleid mit Ihnen. Sie verschließen sich vor dem Leben - und jetzt verschließt sich das Leben vor Ihnen. Katherine, noch können Sie eingreifen! Öffnen Sie dem Leben doch einmal die Tür und es wird hereinkommen!«
    »Nach dem Motto: Wer in den Spiegel lächelt, bekommt ein Lächeln zurück«, sagte Katherine achselzuckend.
    »Es ist etwas Wahres daran«, beharrte Anne eindringlich. »Also, kommen Sie nun mit mir nach Green Gables oder nicht?« Sie schaute ihr Gegenüber gespannt an.
    »Was würden Sie denken, wenn ich Ja sage?«, fragte Katherine.
    »Ich würde denken, das wäre das erste Zeichen von Mitmenschlichkeit, das ich je an Ihnen entdeckt habe«, konterte Anne in scharfem Ton.
    Katherine lachte unverhofft. Sie ging zum Fenster hinüber, blickte finster auf den glühenden Horizont und drehte sich dann plötzlich um.
    »Also gut, ich komme«, willigte sie ein. »Sie können jetzt getrost die üblichen Floskeln loslassen, von wegen, Sie freuen sich, dass ich komme, weil wir werden viel Spaß zusammen haben, und so weiter.«
    »Aber ich freue mich wirklich. Ob Sie allerdings viel Spaß haben werden, kann ich nicht sagen. Das wird ganz schön von Ihnen selber abhängen, Miss Brooke.«
    Anne ließ sich jetzt nichts mehr gefallen.
    »Keine Angst«, beruhigte sie Katherine. »Ich werde mich anständig benehmen, Sie werden überrascht sein. Ich bin zwar bestimmt nicht gerade eine Stimmungskanone, aber ich verspreche Ihnen, dass ich nicht mit dem Messer esse und dass ich höflich bin zu Leuten, die es auch zu mir sind. Ich sage Ihnen ganz offen, dass der einzige Grund, warum ich mitkomme, der ist, dass ich nicht die geringste Lust habe, die Ferien hier alleine zu verbringen. Mrs Dennis ist auch nicht da, sie besucht ihre Tochter in Charlottetown. Das heißt, ich müsste mir auch noch selbst das Essen kochen. Das wäre fürchterlich. Aber um eines möchte ich Sie bitten: Wünschen Sie mir nicht >Fröhliche Weihnachten< Ich will einfach nicht zu Weihnachten fröhlich sein.«
    »Ich verspreche es Ihnen«, sagte Anne. »Aber für die Zwillinge kann ich nicht garantieren.« Sie wandte sich zum Gehen.
    »Ich biete Ihnen keinen Platz hier drinnen an, weil Sie doch bloß frieren würden. Der Mond geht gerade auf. Wenn Sie wollen, begleite ich Sie ein Stück nach Hause und helfe Ihnen, den Mond zu bewundern.« Das klang schon etwas freundlicher.
    »Ja, ich will«, meinte Anne. »Aber Sie werden sehen, dass der Mond in Avonlea noch viel, viel schöner ist als hier.«
    »Sie kommt also tatsächlich mit?«, fragte Rebecca Dew eine Stunde später, während sie Annes Wärmflasche füllte. »Also, Miss Shirley, hoffentlich kommen Sie nicht eines Tages auf die Idee, mich zum Islam bekehren zu wollen; es würde Ihnen womöglich noch gelingen.«
    Sie schüttelte ungläubig den Kopf. »Wo ist bloß dieser Kater wieder?«, rief sie dann. »Springt wieder in der Gegend herum, und das bei null Grad.«
    »Nicht nach dem neuen Thermometer«, gab Anne zu bedenken. »Außerdem liegt Dusty Miller oben auf meinem Schaukelstuhl neben dem Ofen und schnurrt gemütlich.« Sie schaute Rebecca verschmitzt an.
    »Soso«, machte Rebecca Dew und schüttelte sich vor Kälte, während sie die Küchentür schloss. »Ich wünschte,

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