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Anne Rice - Pandora

Anne Rice - Pandora

Titel: Anne Rice - Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pandora
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und lebensunfähig schien, eine so klar artikulierte Stimme zu hören. Ich beobachtete schaudernd, wie seine geschwärzten Finger über die meinen strichen. Ich spürte etwas Kaltes an meinem Hals. Dann fühlte ich die Stiche. Seine Fangzähne.
    »Nein!«, schrie ich. Ich wand mich in seinem Griff hin und her, schließlich ließ ich mich mit meinem ganzen Gewicht gegen ihn fallen, so dass er wieder beinah ge-stürzt wäre, aber er fiel nicht.

    »Hör auf damit, du Hexe, sonst bringe ich dich auf der Stelle um.«
    »Warum tust du’s nicht?«, fragte ich.
    Ich drehte und wand mich, um ihm ins Gesicht zu sehen. Es war wie das eines unter der Wüstensonne ausgetrockneten Leichnams, schwarz verbrannt, mit Nasenbein und verzerrten Lippen, die sich offenbar nicht über den weißen Zähnen schließen konnten, und den beiden Fangzähnen, die er jetzt entblößte, als er mich ansah.
    Seine Augen waren blutunterlaufen, wie es auch bei Marius gewesen war. Sein Haar bildete eine glänzende schwarze Mähne, sehr dicht, sauber und frisch, als wüchse es wie durch Zauberei erneuert aus seinem Körper hervor.
    »Ja«, sagte er siegessicher. »Das wird auch geschehen. Und sehr bald schon werde ich das Blut haben, das ich brauche, um alles an mir zu erneuern! Dann bin ich nicht mehr das grässliche Ungeheuer, das du hier siehst.
    Ich werde sein, wie ich war, bevor diese ägyptischen Narren sie der Sonne aussetzten.«
    »Hmmm, also hat sie ihr Versprechen gehalten«, sagte ich. »Sie ging in die Strahlen des Amon Ra hinein, damit ihr alle verbrannt würdet.«
    »Was weißt du schon davon? In tausend Jahren hat sie sich nicht gerührt oder gesprochen. Ich war schon sehr alt, als sie die Steine entfernten, in denen sie einge-schlossen war. Sie hätte gar nicht in die Sonne gehen können. Sie ist ein großes, geheiligtes Gefäß voll Blut, eine inthronisierte Quelle der Kraft, nicht mehr! Und dieses Blut, das dein Marius aus Ägypten gestohlen hat, das will ich haben.«
    Ich überlegte, suchte verzweifelt nach einer Möglichkeit, mich zu befreien.

    »Als du kamst, warst du wie ein Geschenk für mich«, fuhr der Verbrannte fort. »Du warst alles, was ich brauchte, um es mit Marius aufnehmen zu können. Er trägt seine Zuneigung, seine Schwäche für dich wie Gewänder aus leuchtender Seide, damit ich es sehen kann.«
    »Ich verstehe«, murmelte ich.
    »Nein, du verstehst es nicht!«, sagte er. Er griff in mein Haar und riss meinen Kopf nach hinten. Ich schrie wü-
    tend auf.
    Seine scharfen Zähne drangen in meinen Hals ein.
    Glühende Drähte schossen durch meinen Körper.
    Mir schwindelte. Ein ekstatisches Gefühl machte mich reglos. Ich versuchte, dem zu widerstehen, aber ich hatte Halluzinationen. Ich sah dieses Wesen in seiner einstigen Pracht, einen goldhäutigen Mann in einem östlichen Land, in einem Tempel aus Schädeln. Er trug knielange Hosen aus hellgrüner Seide, und um seine Stirn schlang sich ein verziertes Band. Das Gesicht mit edler Nase und fein geschwungenem Mund. Dann sah ich ihn ohne er-kennbare Ursache in Flammen stehen und seine Sklaven schreiend bei ihm. Er krümmte und wand sich unter entsetzlichen Qualen in den Flammen, ohne zu sterben.
    In meinem Kopf drehte sich alles, und ich spürte, wie ich schwächer wurde. Aus allen Körperteilen floss mein Blut in seine verkrüppelte Gestalt. Ich erinnerte mich an meinen Vater, an seine Worte: »Lebe, Lydia!« Ich riss meinen Kopf von ihm fort und drehte mich herum, so dass meine Schulter sich hart in ihn bohrte, dabei stieß ich ihn mit beiden Händen fort. Er rutschte rückwärts über den Boden. Ich riss ein Knie hoch und rammte es gegen ihn. Doch nichts konnte ihn von mir lösen!
    Ich suchte nach meinem Dolch, doch ich war zu benommen, außerdem hatte ich ihn gar nicht bei mir.
    Meine einzige Chance war das brennende Öl in den Lampen am Fuß der Treppe. Ich drehte mich schwan-kend, und das Ungeheuer erwischte mich abermals mit beiden Händen an meinen langen Haaren. Es zerrte mich zurück.
    »Du Dämon!«, zischte ich. Seine Kraft hatte mich erschöpft. Langsam verstärkte er seinen Griff. Ich wusste, er würde mir gleich die Arme brechen.
    »Ach«, sagte er; er entwand sich mir, ohne mich loszu-lassen. »Ich habe mein Ziel erreicht.«
    Helleres Licht strömte plötzlich durch den Treppenschacht.
    Am Fuß der Treppe wurde eine Fackel aufgestellt.
    Dann trat Marius ins Blickfeld.
    Er schien ganz ruhig zu sein, und er schien an mir vorbei meinem Peiniger in die Augen

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