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Annebelle - sTdH 2

Annebelle - sTdH 2

Titel: Annebelle - sTdH 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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angekommen, und wir werden alle zusammen ein
leichtes Mittagessen einnehmen. Ich komme also, um dich zu holen.«
    »Dann
wollen wir gehen«, sagte Annabelle und stand auf. Während sie nach unten
gingen, überdachte Annabelle noch einmal die
Ereignisse des vergangenen Tages, und als sie das Speisezimmer erreichten,
begann sie, sich sehr grausam behandelt zu fühlen.
    Lord
Sylvester hatte sie angelockt, er hatte sie veranlaßt zu glauben, seine
Gefühle seien nicht unberührt. Hatte er nicht ihre Hand geküßt? Und hatte er
nicht gesagt, er würde sie später sehen?
    Jetzt bin
ich ihm gegenüber wenigstens gleichgültig, dachte Annabelle erbost.
    Doch als
sie das Speisezimmer betraten, eilten ihre Augen sofort zu der großen Gestalt
Lord Sylvesters, und ein so starkes Gefühl von Liebe und Sehnsucht überkam sie,
daß sie beinahe nach Luft rang.
    Jetzt konnte Annabelle mit ihren von
Eifersucht geschärften Blikken sehen, welche Wärme und Liebe die grünen Augen
Lord Sylvesters ausstrahlten, als er Minerva entgegenging.
    Sie riß
sich von diesem schmerzlichen Anblick los und stellte fest, daß der Marquis von
Brabington sie ansah. Sie knickste ernsthaft. Nun ja, dachte sie, er ist
schließlich gar nicht so übel.
    Sie hatte
vergessen, daß er ein äußerst gutaussehender Mann war mit seiner kräftigen
Nase, dem gefurchten Kinn, dem dichten, schwarzen Haar und den Augen mit dem
besonderen, goldbraunen Ton.
    Er sah sehr
blaß aus. Dann bemerkte Annabelle die unterschwellige Erregung im Raum.
Sämtliche Damen redeten und schwatzten fröhlich, und von Zeit zu Zeit glitten
ihre Blicke verstohlen in Richtung des schönen Marquis.
    Alle nahmen
ihre Plätze am Tisch ein. Annabelle sah mißmutig, daß Minerva zwischen dem
Marquis und Lord Sylvester saß, während sie selbst wieder zwischen Mr. Charles
Comfrey und Mr. John Frampton plaziert war.
    Da dies
mehr ein Frühstück als ein Mittagessen und keine förmliche Mahlzeit war, ging die
Unterhaltung über den Tisch hinweg, statt sich auf die unmittelbaren Nachbarn
zu beschränken.
    Lady
Godolphin saß Annabelle gegenüber; sie trug diesmal eine nußbraune Perücke und
ein etwas dezenteres Kleid als gewöhnlich.
    Annabelle
stocherte in dem Gericht aus Fisch, Eiern und Reis herum, das vor ihr stand.
»Was ist das?« fragte sie.
    »Kennelgri«,
antwortete Lady Godolphin. »Mein Lieblingsgericht.«
    »Sie meint
Kedgeree«, flüsterte Mr. Frampton in Annabelles Ohr. »Mylady ist heute morgen
in Form.«
    Lady
Godolphin starrte Minerva mit entnervenden Blicken dauernd an. Sie war zu dem
Schluß gekommen, Annabelle solle Manieren lernen, und so begann sie zwischen
großen Bissen Reis die Notwendigkeit guten Benehmens für junge Damen der
besseren Gesellschaft zu erläutern.
    »Als ich
Minervas Anstandsdame war«, sagte Lady Godolphin, »sagte ich ihr, ich hätte
vielleicht Vorurteile, und ich wäre vielleicht zu streng, doch ich kann Sophie
Trei nicht leiden und auch keine Damen ohne Anständlichkeit. Damen ohne
Anständlichkeit knüpfen öffentlich ihre Strumpfbänder, ja, das tun sie, und
Schlimmeres!«
    »Anstand«,
murmelte Mr. Frampton.
    »Wer ist
Sophie Trei?« fragte Annabelle.
    »Sophisterei.«
    »Ah.«
    »Und unser
hübscher Held hier«, fuhr Lady Godolphin fort und wedelte mit einer Gabel voll
Reis in Richtung des Marquis, »hat ein paar Herzen in Aufruhr versetzt, aber
die jungen Mädchen brauchen sich gar keine Hoffnungen zu machen. Jeder weiß,
daß Lord Brabington ein berühmter Miesonist ist.«
    »Wie
bitte?« erkundigte sich der Marquis interessiert.
    »Ich
glaube, Mylady meint Misogynist«, sagte Minerva in etwas lehrerinnenhaftem Ton.
»Jemand, der Frauen nicht mag.«
    »Aber das sagte ich doch«, erwiderte Lady Godolphin pikiert. »Sie werden sie zügeln müssen,
Comfrey. Schlechte Angewohnheit, immer alles zu wiederholen, was man sagt, und
es zu übersetzen, als spräche man Behindi, wie der Colonel hier eine von
diesen indischen Sprachen nennt.«
    »Sie ist
wirklich unmöglich«, sagte Mr. Comfrey zu Annabelle.
    »Oh,
Minerva ist immer so«, gab Annabelle zuckersüß zurück. »Armer Lord
Sylvester. Sie wird ihn von morgens bis abends mit guten Ratschlägen
versorgen.«
    »Ich meinte
Lady Godolphin«, sagte Mr. Comfrey überaus steif. »Es würde mir nicht im Traum
einfallen, Miss Armitage zu kritisieren. Wir alle finden, daß Sylvester sehr
großes Glück hat. All diese Schönheit und
mädchenhafte Bescheidenheit zu heiraten ... Nun, ich hoffe nur, daß ich auch

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