Annebelle - sTdH 2
so
viel Glück haben werde.«
Er wandte
sich von Annabelle ab, um mit seinem Nachbarn zu sprechen, und Annabelle
verfluchte sich, weil sie ihre Eifersucht hatte erkennen lassen. Natürlich
hatte sie gewußt, daß Mr. Comfrey von Lady Godolphin sprach, aber es machte sie
verrückt, daß alle Minerva bewunderten. Wenn sie nur wüßten, wie langweilig sie
sein konnte!
Dann wandte
sich Mr. Frampton höflich an sie, um ihr zu sagen, die Herren würden
nachmittags hinausgehen, um zu schießen. Er fragte, ob die Damen schon darüber
entschieden hätten, wie sie den Nachmittag verbringen wollten.
»Wir hatten
noch keine Zeit dazu«, antwortete Annabelle und dachte angestrengt nach. »Ich
bin überrascht, daß Lord Brabington nach seiner schweren Krankheit schon den
Wunsch hat, an sportlichen Übungen teilzunehmen.«
»Oh, ich
glaube, Brabington wird sich dazu noch nicht kräftig genug fühlen«, erwiderte
Mr. Frampton sorglos.
In diesem
Augenblick erscholl die Stimme der Herzogin am anderen Tischende. »Für die
Damen ist heute nachmittag schon etwas geplant. Während die Herren mit ihren
Gewehren draußen im Schnee herumlaufen, werden wir es hier sehr gemütlich
haben. Lady Coombes hat versprochen, uns ihre Aquarellskizzen von der Wells
Cathedral zu zeigen.«
Unter den
Damen erhob sich ein höfliches Murmeln; die jüngeren bemühten sich, erfreut
auszusehen.
Annabelle
schwor sich in diesem Moment, daß sie, was immer geschähe, diesen Nachmittag
nicht damit zubringen würde, Lady Coombes zu lauschen. Es galt, den Marquis zu
jagen, vorausgesetzt, daß er sich nicht in sein Schlafzimmer zurückzog. Sie
hatte keine Zeit zu verlieren.
Nun, da sie
einen Schlachtplan im Sinn hatte, begann Annabelle sich wesentlich wohler zu
fühlen. Und niemand hatte ihre schreckliche Bemerkung vom Vorabend erwähnt.
Niemand schien sich daran zu erinnern.
Doch darin
sollte sie sich geirrt haben. Kaum hatte man sich von der Tafel erhoben, da bat
die Herzogin von Allsbury mit höflichem Lä cheln Miss Annabelle Armitage für
ein paar Minuten ins Morgenzimmer.
»Ich werde
auch kommen«, sagte Minerva rasch.
»Nein,
meine Liebe«, erwiderte die Herzogin. »Was ich Miss Annabelle zu sagen habe,
muß unter vier Augen geschehen.«
Ein
trotziger Blick erschien in Annabelles blauen Augen. Sie ahnte, daß eine
Strafpredigt folgen würde, und grollte darüber, daß sie belehrt werden sollte
wie ein Kind. Schließlich war sie eine Frau von siebzehn Jahren!
Dennoch
blieb ihr nichts anderes übrig, als ihrer Gastgeberin demütig ins Morgenzimmer
zu folgen.
»Setzen Sie
sich, Miss Annabelle«, sagte die Herzogin mit ihrem falschen Lächeln. »Ich
halte es für notwendig, Sie daran zu erinnern, daß der Name Allsbury schon sehr
alt ist.«
»Ja«, sagte
Annabelle und fühlte sich auf der Stelle jünger.
»Unsere
Familien werden in Kürze eine Verbindung eingehen«, fuhr Ihre Gnaden fort, »und
es ist wichtig, sich daran zu erinnern, daß ein Betragen, welches in einer
Landpfarrei unbemerkt bliebe, einem Allsbury nicht ansteht.«
»Sie tun
meinen Eltern unrecht«, sagte Annabelle hitzig. »Mein Vater ist sehr streng!«
»Tatsächlich?
Aus Ihrem Betragen und Ihren Reden gestern abend schloß ich, daß er so sei, wie
ich gehört hatte, nämlich diszipliniert bei der Jagd und ganz undiszipliniert
anderswo.«
»Wenn das
Betragen eines Allsbury verlangt, daß man die Eltern seiner Gäste kritisiert,
dann würde ich mich nicht gern wie ein Allsbury verhalten«, sagte Annabelle
steif. »Bitte sagen Sie meinem Vater, wenn Sie ihn sehen, was Sie über seinen
Charakter denken, Ihre Gnaden, aber bringen Sie mich nicht in die unglückliche
Lage, einen Mann verteidigen zu müssen, der keinerlei Verteidigung nötig hat.«
»Sehr
wohl«, sagte die Herzogin, »anstatt Ihnen zu sagen, was ich von Ihrer
Sprache und Ihren Manieren halte, werde ich einen Brief schreiben und Ihrem
Vater berichten.«
Annabelle erbleichte,
die Herzogin sah es mit boshafter Befriedigung. Ihre Gnaden hatte bemerkt, daß
Brabingtons Augen allzuoft bei dieser naseweisen kleinen Dame verweilten, und
sie wollte sich einen solchen
Glücksfall von Ehegatten nicht wegschnappen lassen, solange sie junge Verwandte
bei sich beherbergte, die eine solche Partie sehr viel mehr verdienten.
Außerdem könnte Hochwürden Charles Armitage, wenn sie ihn durch Kritik an Miss
Annabelle nur genügend aufbrachte, möglicherweise Minerva verbieten, Sylvester
zu heiraten.
Als habe
sie ihre Gedanken gelesen,
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