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Annebelle - sTdH 2

Annebelle - sTdH 2

Titel: Annebelle - sTdH 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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Bemerkung eines Herrn quittiert. Sie könnte ihm spielerisch
aufs Handgelenk schlagen oder den Fächer anheben, um ihr Erröten zu verbergen.
Statt dessen hielt sie mitten in der Bewegung inne und sah ihn mit großen Augen
an.
    »Und warum
tun Sie es nicht?« fragte sie.
    »Freche
Person!«
    »Ach, Sie
haben nur gescherzt. Und ich habe gehört, wie man Sie als sehr tapferen Mann
bezeichnete.«
    Er beugte
sich vor und nahm sanft ihr Kinn in die Hand. Annabelle schloß die Augen. Der
Marquis küßte sie zart auf den Mund, lehnte sich dann zurück und murmelte: »Ich
dachte, Ihre Zuneigung gehöre Lord Sylvester.«
    »Er ist mit
meiner Schwester verlobt, Sir!«
    »Ah.«
    »Sie sind
es, Mylord, der ... der ... Ich habe eine Neigung zu Ihnen, Mylord.«
    »Sie sind
noch so jung, Annabelle.«
    »Es
scheint, daß die Armitage-Mädchen dazu bestimmt sind, sich in altersschwache
Männer zu verlieben.«
    Er sah ihr
tief in die Augen. Annabelle beschwor Lord Sylvesters Gesicht herauf, stellte
sich vor, er sei es, der sie ansehe, und sofort strahlten ihre Augen vor Wärme
und Liebe.
    Der Marquis
atmete tief ein und sagte halb zu sich selbst: »Ich wäre ein Narr, wenn ich
einen solchen Augenblick verstreichen ließe.«
    Er nahm
ihre Hand in seine. »Annabelle«, sagte er, »wir kennen einander kaum, und, ja,
Ihre Jugend ist ein großer Nachteil. Nein. Lassen Sie mich sprechen. Der Mann,
den Sie sich vielleicht mit einundzwanzig wünschen, könnte ein anderer sein
als der, den Sie jetzt möchten. Wir werden einander kennenlernen, zuerst als
Freunde, und dann, wenn ich überzeugt bin, daß Ihr Entschluß feststeht, werde
ich Ihrem Vater schreiben und die Erlaubnis erbitten, um Ihre Hand anzuhalten.«
    Triumphgefühle
erfüllten Annabelle. Sie hatte gewonnen! Jetzt mußte sie nur noch ihre Karten
richtig ausspielen, dann konnte sie bald hübsch brav darum betteln,
gleichzeitig mit Minerva heiraten zu dürfen.
    Er lehnte
den Kopf gegen das Polster des Sessels; sein Gesicht sah plötzlich weiß und
erschöpft aus.
    »Lassen Sie
mich nun allein, mein Kind«, sagte er mit dünner Stimme. »Ich bin verflucht
schwach.«
    Annabelle
stand auf. »Ich werde Hilfe schicken«, sagte sie ängstlich.
    »Läuten Sie
einfach die Glocke dort, den Rest mache ich schon«, sagte er. »Gehen Sie jetzt.
Ich werde Sie bald wiedersehen.«
    Annabelle
läutete und eilte dann aus dem Raum. Sie würde niemanden, auch Minerva nicht,
davon erzählen, bis es ein fait accompli war. Jetzt mußte sie Betty mit
einem Halstuch oder einem Schmuckstück bestechen, damit die vorwitzige Person
den Mund hielt.
    Nachdem
Annabelle gegangen war, halfen zwei kräftige Lakaien dem Marquis von Brabington
in sein Schlafzimmer. Er lehnte sich in die Kissen zurück, starrte an den
Betthimmel und verschränkte die Hände im Nacken. Was wußte er wirklich von
Miss Annabelle? Hatte er überstürzt gehandelt? Aber irgendwie merkte er, daß er
ihrer Schönheit nicht entkommen konnte. Vom ersten Augenblick an, in dem er sie
gesehen hatte, war er davon geblendet gewesen. Dann war die Erinnerung an sie
ein wenig verblaßt. Er war sich stets des Altersunterschiedes zwischen ihnen
bewußt.
    Aber er liebte
sie, dachte er mit einem Lächeln. Und das war eine zu seltene und schöne Sache,
um zergrübelt und analysiert zu werden. Er schloß die Augen und legte sich zum
Schlafen zurück; er sah sein Leben vor sich wie einen langen, sonnigen Weg,
Annabelle an seinem Arm; eine lachende, entzückende, anbetende Annabelle, schön
für alle Zeit, glücklich für alle Zeit und ganz, ganz unkompliziert.
    In den
folgenden Tagen sah niemand den Marquis. Es hieß, er habe hohes Fieber, und
Annabelle sorgte sich, wenn der Arzt kam und ging. Lord Sylvester schien sie
ständig neugierig zu beobachten, und sie mußte die Tatsache ertragen, daß ihre
Liebe zu ihm nicht im mindesten nachgelassen hatte.
    Endlich kam
die frohe Nachricht, das Fieber des Marquis sei gesunken, und er erhole sich
rasch. Die Damen des Hauses, mit Ausnahme der Herzogin, waren Annabelle nun
recht freundlich gesonnen, da sie jetzt ruhig und zurückhaltend erschien und
kein wie immer geartetes Interesse an den Herren erkennen ließ.
    Und dann,
nach einem Tauwetter und anschließendem Wind, erfolgte die Ankunft von
Hochwürden Charles Armitage, Vikar von St. Charles and St. Jude.
    Annabelle
hörte seine laute Stimme, als sie die Treppen hinunterging, und lugte über die
Balustrade.
    Der Vikar
stand in der Halle, einen Brief in der Hand.

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