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Annebelle - sTdH 2

Annebelle - sTdH 2

Titel: Annebelle - sTdH 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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Mylady werden mit einem leichten
Federwisch abgestaubt. Der Schmutz von Myladys Stiefeln wird mit einem weichen,
in Milch getauchten Schwamm abgerieben. Nun zünden Sie das Feuer im Ankleidezimmer
an, fegen vor dem Kamin und wärmen Myladys Wäsche am Feuer. Dann sollten die
Haarbürsten in einer feinen Lauge ausgewaschen werden. Kämme wäscht man nie.
Dadurch splittert das Schildpatt. Wir kaufen Ihnen eine kleine Bürste speziell
für diesen Zweck ...«
    Annabelle
zog sich das Kissen über den Kopf und wünschte, sie könnte wieder einschlafen.
Doch die Angst hielt den Schlaf fern.
    Sie war
ganz sicher, daß man sie verbannen und ins Pfarrhaus zurückschicken würde.
Würde er da sein, wenn sie zum Frühstück hinunterginge? Vielleicht konnte sie
sich ein Tablett heraufschicken lassen. Minerva hatte gesagt, nur sehr wenige
Damen stünden vor Mittag auf; die meisten ließen sich auf einem Tablett ein
leichtes Frühstück servieren.
    Sie hatte
das bedrückende Gefühl, tief in Ungnade gefallen zu sein, und sie wußte
niemanden, an den sie sich wenden konnte. Mrs. Armitage würde einfach verwirrt
sein und fragen: »Aber warum nanntest du ihn Sylvester, wo er doch Peter
heißt?« Und darauf gab es keine Antwort – zumindest keine, die Annabelle irgend
jemandem zu geben bereit war.
    Endlich kam
Betty mit geschwollenem und verweintem Gesicht herein. Sie trug eine Tasse
Schokolade, die sie auf einen Tisch neben dem Bett stellte. Sie zog die
Vorhänge beiseite und öffnete die Läden. Bleiches Sonnenlicht durchflutete den
Raum, und irgendwo oben bei den Schornsteinen sangen ein paar Vögel.
    »Mylord
sagt, er werde Sie – ich meine, Mylady – in einer halben Stunde beim
Frühstück sehen«, murmelte Betty.
    »Sag ihm,
ich sei unpäßlich«, sagte Annabelle.
    Betty kam
nach kurzer Zeit mit der Botschaft zurück, auch Mylord fühle sich nicht ganz
wohl und schlage daher vor, Mylady solle zu ihm kommen, damit sie zusammen
krank sein könnten.
    »Nur«,
schnüffelte Betty, »hörte sich das für mich mehr wie ein Befehl an, Mylady.«
    Annabelle
war froh, daß die Predigt, die der Butler Betty gehalten hatte, deren
gewöhnliche hinterhältige Neugier dämpfte. Müde stand sie auf und ließ sich ein
hochtailliertes, hochgeschlossenes Kleid anziehen, das bis zu den Knöcheln
reichte und unten bauschig fiel. Die Ärmel waren in der Schulter angekraust
und endeten am Handgelenk in einer Spitzenrüsche. Das Kleid war aus Seide und
hatte die goldgelbe Farbe von Stroh. Um die Schultern trug Annabelle einen
gemusterten Seidenschal mit Fransenkanten.
    Im
Frisieren war Betty ein hoffnungsloser Fall. Gewöhnlich gelang es Annabelle,
selbst so etwas wie eine modische Frisur zustande zu bringen, doch ihr Haar war
für die Hochzeit so gekräuselt, gekämmt und pomadisiert worden, daß sie kaum
mit der Bürste durchkam. Verzweifelt steckte sie es schließlich einfach zu
einem Knoten auf dem Kopf fest.
    Sie entließ
Betty und öffnete ihre Schachtel mit Schönheitsmitteln. Vielleicht würde er
nicht mit ihr schimpfen, wenn sie nur krank genug aussähe. Sie legte eine dicke
Schicht Weiß auf und malte sich dann sorgfältig dunkle Schatten unter die
Augen.
    Am Ende sah
sie eher häßlich als krank aus und war gerade im Begriff, alles abzuwischen,
als ein Lakai an die Tür klopfte und sagte, Mylord erwarte Mylady.
    Annabelle
sprang nervös auf und eilte zur Tür.
    Sie folgte
dem livrierten Diener durch die stille Düsternis des Hauses nach unten. Sie
fragte sich, was wohl die Dienstboten über die merkwürdige Hochzeitsnacht
dachten.
    Der Marquis
saß in einem kleinen Frühstückszimmer im ersten Stock. Er trug einen
geradegeschnittenen, langschößigen Rock aus blauer Wolle mit engen Ärmeln,
leicht gekräuselten Schultern und kleinen, abgerundeten Manschetten zu
biskuitfarbenen Beinkleidern und Husarenstiefeln. Sein schwarzes Haar war zu
vielen kunstvollen Locken ä la Brumme! frisiert.
    Seine
schneeweiße Halsbinde war auf irische Art geknüpft, seine isabellfarbene Weste
oben aufgeknöpft, um die zarte Rüsche seines Batisthemdes zu zeigen.
    Er lächelte
Annabelle vage zu und richtete seine Aufmerksamkeit dann wieder auf die
Zeitung.
    Annabelle
blickte nervös aus den Augenwinkeln zu ihm hinüber, ging zur Anrichte und hob
den Deckel von einer Servierplatte nach der anderen. Sie merkte plötzlich, daß
sie heißhungrig war. Doch Kranke haben keinen gesunden Appetit. Traurig
begnügte sie sich also mit zwei Scheiben Toast und nahm ihren

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