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Annebelle - sTdH 2

Annebelle - sTdH 2

Titel: Annebelle - sTdH 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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eingereiht, die alle in dieselbe
Richtung fuhren, da begann Deirdre sich unter lauten Ausrufen darüber zu
wundern, wie sonderbar es sei, daß Annabelle am Tag nach ihrer Hochzeit
Zeit für eine Ausfahrt habe.
    »Warum denn
nicht?« fragte Annabelle und versuchte, ausgeglichen und duldsam auszusehen,
wie es sich für eine ältere Schwester ziemt.
    »Ich
dachte, ihr würdet einander leidenschaftlich in den Armen liegen«, erwiderte
Deirdre.
    »On
ne dit pas ces choses devant les domestiques.«
    Deirdre
legte ihr keckes Näschen in Falten und dachte einen Augenblick angestrengt
nach. »Ach so, sprich nicht vor den Dienstboten!« rief sie dann aus. »Ich
dachte, es sei modern, sie einfach zu ignorieren. Allein London sprechen
schlecht Französisch, Bella, also wirst du großen Eindruck machen. Ich weiß
nicht, warum ich mich so viele Stunden lang mit meiner Grammatik abquälen
mußte. Sie übersetzen einfach alles
wörtlich. Beim Hochzeitsempfang habe ich mir den Fächer eines Mädchens
angesehen, und sie sagte: ›Donnez-moi ça dos‹, und ich hatte nicht
die leiseste Ahnung, wovon sie sprach, bis sie sagte, das heiße ›Geben Sie
ihn mir zurück‹.
    Ich mußte
so lachen, daß ich fast erstickt wäre, und ich habe es Sylvester erzählt. Der
fand es auch sehr komisch.«
    »Wenn du
nicht still bist, bringe ich dich auf der Stelle nach Hause zurück, mein
Fräulein«, zischte Annabelle erbost.
    »Verzeihung«,
sagte Deirdre sofort reumütig, »ich hätte seinen Namen nicht erwähnen sollen,
da wir ja alle wissen, was für ein –« »Deirdre! «
    »Schon gut.
Ist deine Heirat vielleicht auch nur eine Vernunftehe, Bella? Das wünsche ich mir nämlich nicht – ich bin doch so romantisch.«
    »Gleich
bringe ich dich wirklich nach Hause.«
    »Nein,
bitte nicht. Ich werde still sein. Wie hübsch der Park aussieht. Gerade öffnen
sich die Knospen. Ich hätte gern ein Kleid in genau dieser Farbe. Von dem
großen Mr. Brummel war ich ziemlich enttäuscht. Er war überhaupt nicht so, wie
man mir gesagt hatte. Hast du ihn bei der Hochzeit gesehen? Sein Gesicht ist
ziemlich lang, und sein Backenbart ist sandfarben. Er sieht weder schön noch
häßlich aus. Glaubst du, daß er nur deshalb so berühmt ist, weil er das Stärken
der Krawatten eingeführt hat, Bella?
    Kennst du
das:
    ›Alles ist eine fade, matte
    Sache ohne die Krawatte
    aus Musselin, damit die Stärke hält,
    der letzte Schrei der Modewelt.‹«
    »Nein, das
kenne ich nicht«, sagte Annabelle streng. »Und jetzt kein Wort mehr.«
    Sie waren
in die Rotten Row eingebogen, und Deirdre verstummte, während sie eifrig die
verschiedensten Frisuren, Hüte und Kleider studierte.
    Doch
Deirdre konnte nie sehr lange schweigen. »Ich muß dir sagen, Bella«, begann
sie, »ich fühle mich unelegant und provinziell, und obwohl du eines von
Minervas Kleidern trägst, siehst du auch nicht be sonders chic aus.
Woran kann das bloß liegen? Vielleicht sind wir zu jung. Aber Minerva wirkt
jetzt großartig.«
    »Oh«,
zischte Annabelle, »ich wünschte, ich hätte dich nie mitgenommen. «
    Ihr selbst
war zu ihrem Ärger nämlich auch aufgefallen, daß die anderen eleganten Damen
ein gewisses Etwas besaßen, das sie nicht hatte. Einige waren nur minimal
bekleidet; der dünn drapierte Musselin ließ Busen und Schenkel durchschimmern.
Auch lag etwas in ihrer Haltung, in der Art, wie sie mit Schals und Fächern
hantierten, daß sich die arme Annabelle wie ein Bauerntrampel vorkam.
    »Schau,
Bella, da ist eine Dame, die ist umwerfend elegant ... O Gott, nein, sieh nicht hin! Ist der Baum dort drüben nicht faszinierend ?«
    Aber
Annabelle sah doch hin, und sie erstarrte.
    Die Dame
war, wie man zugeben mußte, so hübsch und elegant, daß sie alle Blicke auf sich
zog. Sie trug einen lächerlich frivolen, kleinen Hut aus Federn und bunten
Bändern auf den schimmernden, braunen Locken. Ihr rundes, rosiges Gesicht
bestand aus lauter Grübchen, cremiger Haut und einem Paar riesiger, funkelnder
Augen. Der dünne Musselin ihres Kleides enthüllte zwei üppige Brüste, deren
Brustwarzen sich unter dem Stoff abzeichneten.
    Was
Annabelle aber gefrieren ließ, war ihre Begleitung.
    Neben ihr
in einem eleganten, hohen Phaeton, die Zügel perfekt handhabend, saß der
Marquis von Brabington.
    Als sie an
den beiden Schwestern vorüberfuhren, wandte sich der Marquis seiner hübschen
Freundin zu und sagte etwas. Sie legte besitzergreifend ihre kleine,
behandschuhte Hand auf seinen Ärmel und lächelte zu

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