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Annebelle - sTdH 2

Annebelle - sTdH 2

Titel: Annebelle - sTdH 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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ihm auf.
    »Hast du
das gesehen?« flüsterte Deirdre.
    »Oh, das
hat nichts zu bedeuten«, sagte Annabelle. »Die Dame ist seine Cousine; er muß
ihr die elegante Welt zeigen.«
    »Seine
Cousine? Warum war sie dann nicht bei der Hochzeit?«
    »Man hat sie vergessen. Um
das auszubügeln, muß er sie ja jetzt ausfahren.«
    Deirdre sah
zweifelnd aus. »Wie heißt sie?« fragte sie.
    »Ich kann
mich nicht erinnern. Aber Peter wird es mir gewiß sagen, wenn wir
heute abend in die Oper gehen.«
    »Welche
Oper?«
    »Ich weiß
nicht«, antwortete Annabelle gereizt. Sie versuchte, sich ein weltgewandtes
Aussehen zu geben. »Mein liebes Kind, man geht in die Oper, um gesehen zu
werden, nicht, um die Musik zu hören.«
    »Das würde
mir überhaupt nicht gefallen. Aber es gibt nur eine Vorstellung, und die ist im
Haymarket. Catalini singt. Lady Godolphin geht mit uns hin. Wir werden dich
also dort sehen.«
    »Natürlich«,
sagte Annabelle. Sie würde Peter bitten, mit ihr zu gehen. Er konnte sich
nicht weigern. Sicher hatte er nicht vor, sie völlig allein zu lassen. Und wer war wohl die Frau? Diese Gedanken schwirrten Annabelle durch den Kopf.
    Sie war
froh, Deirdre
loszuwerden, als sie sie endlich vor Lady Godolphins Haus am Hanover Square
absetzte.
    Bis sie die
Conduit Street erreichte, hatte Annabelle sich selbst eingeredet, der Marquis
habe wirklich eine Verwandte ausgeführt. Es war einfach unvorstellbar,
daß der Mann, der sie so liebevoll und zärtlich angesehen hatte, überhaupt
nichts für sie empfinden sollte.
    Sie eilte
nervös in ihr Zimmer und wartete auf die Rückkehr ihres Gatten. Sie wollte
wissen, zu welchem gesellschaftlichen Ereignis sie heute abend gehen würden,
damit sie das geeignetste Kleid auswählen konnte. Endlich trat die
Wirtschafterin mit einem Speiseplan ein, den Mylady prüfen sollte.
    »Das sieht
sehr gut aus«, sagte Annabelle. »Sind Sie sicher, daß nichts dabei ist, was
Mylord nicht mag?«
    »Aber
gewiß, Mylady, doch da Mylady allein speisen wird, läßt die Köchin fragen, ob
Mylady einen besonderen Wunsch hat.«
    Allein speisen! schrie eine Stimme in
Annabelles Kopf. Doch sie sagte laut: »Nein, das hier ist ausgezeichnet.
Bleiben Sie! Mylord hat mir von seiner Verpflichtung für heute abend erzählt,
aber es ist mir entfallen. «
    »Mylord
besucht den Ball der Herzogin von Ruthfords, Mylady.«
    Annabelle
verzog keine Miene. »Ach ja, natürlich. Ich wollte nicht gehen, weil mir nicht
wohl war, doch da ich mich erholt habe, schikken Sie Betty zu mir; ich werde
meinen Mann auf dem Ball treffen.«
    »Sehr wohl,
Mylady«, sagte die Haushälterin. »Mylord schien zu erwarten, daß Mylady zu
Hause diniert.«
    Annabelle
sah sie kühl an. »Dann haben Sie ihn mißverstanden. Er wird entzückt sein zu sehen,
daß ich mich erholt habe.«
    Natürlich
wußten die Dienstboten des Marquis alles über den Vorfall im Park; diejenigen,
die hinten auf Annabelles Kutsche gesessen hatten, hatten genüßlich von der
Begegnung erzählt.
    Ohne den
Zorn, der in ihr kochte, wäre sogar Annabelle vor dem Gedanken
zurückgeschreckt, ihren ersten aristokratischen Londoner Ball ohne ihren Mann
zu besuchen. Sie wußte, daß Damen ohne Begleitung gewöhnlich mit einem Freund
oder einer älteren Anstandsdame kamen. Doch sie würde schließlich ihren Gatten treffen, und er hatte das Recht, sich um sie zu kümmern.
    Dann fiel
ihr ein, daß er ja zum Umkleiden nach Hause kommen mußte. Sie beschloß, sich
ans Fenster zu setzen und zu warten. Die Minuten vergingen, wurden zu halben
Stunden und dann zu Stunden, und noch immer war auf dem Kopfsteinpflaster dort
unten nichts von seiner Kutsche zu hören.
    Schließlich
läutete sie und trug Betty auf, festzustellen, ob Mylord zum Umkleiden nach
Hause gekommen sei.
    Kurz darauf
kehrte Betty mit der Nachricht zurück, Mylord sei vor eineinhalb Stunden zu Fuß
heimgekehrt, habe sich umgezogen und sei wieder gegangen.
    Annabelles
Mut sank. Er wußte, daß sie nicht krank war. Er wollte sie nicht sehen.
Wenn er sie nur um eine Erklärung bitten würde! Sie würde ihm sagen, daß
Sylvester schließlich ihr Schwager und es ganz natürlich sei, daß sein Name
über ihre Lippen gekommen sei.
    In einem
solchen Augenblick? spottete ihr schlechtes Gewissen.
    Sie stand
am Fenster ihres Wohnzimmers, hielt den Vorhang zur Seite und schaute durch
einen Schleier von Tränen hinunter auf die menschenleere Straße. Trotz allem
hoffte sie noch immer, er werde zurückkommen und sie

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