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Annebelle - sTdH 2

Annebelle - sTdH 2

Titel: Annebelle - sTdH 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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es für Miss Deirdre mit zurücknehmen«, rief Betty aus.
    »Nein, ich
meine für dich, damit du es trägst«, sagte Annabelle. »Zu Deirdres rotem Haar
würde es nicht gut aussehen.«
    Betty brach
in Tränen aus. Sie konnte es nicht ertragen, fortzugehen und Miss Bella in
London allein zu lassen. Es erschien ihr nicht richtig. Trotz ihrer Müdigkeit
zwang sich Annabelle, das Mädchen zu beruhigen, und endlich konnte sie Betty
getröstet fortschicken.
    Sie kletterte
ins Bett und dachte über ihren Mann nach. Sie fragte sich, warum er sie wohl
geheiratet habe, und erkannte plötzlich, daß er es aus Liebe getan hatte – aus
Liebe, die jetzt verschwunden schien. Sie erinnerte sich an die Wärme seines
Blicks, an die sanfte Erregung, die sie empfand, als sie seine Lippen und
seinen Körper spürte. Eine große Träne rollte ihr über die Wange und funkelte
in der Spitze am Halsausschnitt ihres Nachthemds.
    Vielleicht
würde sich morgen etwas ändern. Vielleicht könnte sie etwas tun oder sagen,
das die Wärme in seine Augen zurückbrachte.
    In einem
Kaffeehaus, nicht
sehr weit entfernt, saß der Marquis und bewirtete den Vikar, Hochwürden
Charles Armitage, und dessen Freund, Squire Radford.
    Sie hatten
über den Krieg gesprochen, sie hatten über die Wirtschaft gesprochen, sie
hatten über die politische Situation gesprochen, bis sich schließlich Schweigen
auf die Gruppe senkte.
    »Nun«,
fragte der Vikar endlich, »wie geht es Bella?«
    »Besser,
hoffe ich«, sagte der Marquis und drehte das Glas in seiner Hand, so daß die
Diamanten seiner Ringe funkelten und blitzten.
    Der Squire
hüstelte zart. »Und haben Sie unseren Rat befolgt und sich schlecht benommen?«
    »Ich habe
mich sehr schlecht benommen«, sagte der Marquis trübselig.
    »Und, wirkt
es?«
    Der Marquis
blickte nachdenklich in sein Glas. »Annabelle ist sehr ärgerlich, sehr
aufgebracht, aber wenigstens glaube ich, daß ich ihr nicht viel Zeit gelassen
habe, an jemand anderen zu denken.«
    »Dieser Guy
Wayne ist ein übler Bursche«, sagte der Vikar.
    »Er ist
aber für unsere Zwecke ganz brauchbar«, sagte der Marquis. »Und ich habe dafür
gesorgt, daß er nur lächerlich wirkt.«
    »Seien Sie
lieber vorsichtig«, brummte der Vikar. »Diese heimtückischen Typen können hart
und schnell zuschlagen, wenn man es am wenigsten erwartet.«
    »Ich habe
keine Angst vor ihm«, sagte der Marquis ruhig. Er füllte die Gläser nach. »Was
für ein Paar schrecklicher alter Sünder Sie sind«, grinste er. »Wie kamen Sie
bloß auf die Idee, daß Frauen Schurken lieben?«
    »Oh, durch
reine Beobachtung«, sagte der Vikar hastig. »Spielen Sie das Spiel nicht zu
lange. – Gehen Sie zurück in den Krieg?«
    »Noch
nicht«, sagte der Marquis. »Man hat mir gewisse Aufträge hier in der Stadt
gegeben. Offenbar wird damit gerechnet, daß ich mein Offizierspatent verkaufe
und aus der Armee ausscheide, wissen Sie.«
    »Und –
werden Sie das tun?«
    »Ich weiß
nicht. Wenn die Saison zu Ende ist, werde ich sehen. Doch jetzt muß ich gehen.«
Der Marquis erhob sich. »Machen Sie sich wegen Sir Guy Wayne keine Sorgen. Er
kann nichts tun.«
    Der
folgende Morgen
brachte Annabelle einen Brief von Minerva. Sie drehte ihn immer wieder in den
Händen, brach dann mit einem ungeduldigen Ausruf das Siegel auf und las den
Inhalt. Dabei hielt sie den Brief weit von sich weg, kniff die Augen zusammen,
damit eventuelle Vorwürfe von Minerva sie nicht allzu schmerzlich treffen
würden.
    Doch der
Brief war einfach und direkt. Minerva entschuldigte sich, nicht eher
geschrieben zu haben. Sie waren in Dover aufgehalten worden, weil ihr Schiff
einen Schaden hatte. Es mußte repariert werden. Hier folgte eine Menge
seemännischer Fachausdrücke, die Annabelle nicht verstand.
    Dann
berichtete Minerva vom Glück ihrer Ehe und den Schönheiten Dovers. Eine lange
historische und geographische Beschreibung der Stadt schloß sich an. Annabelles
Augen überflogen die Zeilen. Sie drehte das Blatt um. »Und so, liebe
Schwester«, beendete Minerva den Brief, »habe ich viel an Dich gedacht. Gerade
kam Sylvester und sagte mir, daß wir morgen früh absegeln sollen; da wir lange
Zeit auf See sein werden, wird es eine ganze Weile dauern, ehe ich Dir wieder
schreiben kann. Sei glücklich in Deiner Ehe, Annabelle, und liebe Deinen Mann
zärtlich. Er ist ein guter Mensch und Deiner würdig. Sei versichert, daß ich
stets an Dich denke, auch wenn ich Dir nicht schreibe. Vergiß nie, daß der
Herrgott von uns

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