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Annebelle - sTdH 2

Annebelle - sTdH 2

Titel: Annebelle - sTdH 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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fünfhundert Guineen bringen konnten. Sie dachte zärtlich
an den jungen Nichtsnutz, den sie mehr liebte als alles auf der Welt.
    Sie glaubte
nicht einen Augenblick lang, daß der Marquis irgend etwas davon wußte. Sie war
sicher, daß Sir Guy sie benutzte, um sich zu rächen. Doch auf der anderen Seite
konnte Brabington jede Frau bezaubern, sogar eine wütende Ehefrau, und sobald
alles vorüber wäre, würde sie gestehen, daß sie nur für einen Scherz
geschauspielert hatte.
    Als könne
er ihre Gedanken lesen, sagte er: »Ein Teil der Vereinbarung würde darin
bestehen, daß Sie niemals zugeben dürfen, daß es ein Streich war, und nie
verraten dürfen, wie es arrangiert wurde.«
    »Aber Sie
sagten doch, Brabington sei einverstanden.«
    »Richtig,
aber er will trotzdem, daß es ein Geheimnis bleibt.«
    Nun, er
bestätigte damit, was sie ohnehin argwöhnte, daß er nämlich den Brabingtons
einen bösen Streich spielte. Oh, aber sie brauchte das Geld so dringend!
    »Das wird
doch einen Skandal geben«, protestierte sie, »und vielleicht werden Leute hier
erscheinen und unangenehme Fragen stellen.«
    »Daran habe
ich gedacht. Ich habe ein Haus in Brighton, das Sie für einen Monat benutzen
könnten, bis sich der Aufruhr gelegt hat. Denken Sie doch nur, Harriet,
Seewind, elegante Gesellschaft, keine Miete, keine Schuldeneintreiber und
Gläubiger auf Ihrer Schwelle ... und fünfhundert Guineen«, sagte er
lächelnd.
    Harriet kaute
an einem Fingernagel und blickte zu Boden. Schon früher hatte sie Mitgliedern
der Gesellschaft Streiche gespielt. Ein junger Lord hatte sie einmal sehr
anständig dafür bezahlt, daß sie auf der Schwelle seines Bruders erschien und
behauptete, sie sei seine rechtmäßige Frau. Sie waren alle verrückt, diese
Gesellschaftslöwen. Zuwenig zu tun und zuviel Geld. Mit Brabington hatte sie
nie eine Affäre gehabt. Er
hatte sie ein paarmal ausgefahren und einmal ins Theater begleitet, doch sein
Interesse an ihr schien schnell zu erlahmen. Es hatte sie sehr überrascht, daß
er sie zu der letzten Ausfahrt einlud.
    Sie war auf
dem besten Wege gewesen, sich in ihn zu verlieben, als er sie so abrupt
fallengelassen hatte; das nagte noch ein wenig an ihr.
    Sie dachte
an Harry Persalt, dachte an die Freude auf seinem Gesicht, wenn sie ihm sagen
würde, daß sie die Stadt für eine Weile verlassen könnten.
    »Ich werde
es tun«, sagte sie plötzlich. »Wann?«
    »Bald«,
lächelte er. »Ich werde Sie benachrichtigen.«
    Harriet lag
plötzlich daran, daß er ging, ehe sie es sich anders überlegte. Die Luft des
kleinen Raumes schien zum Ersticken mit Bosheit gefüllt.
    Zu ihrer
Erleichterung verabschiedete er sich bald.
    Sir Guy
Wayne stand lächelnd draußen vor der Villa, zog seine Lederhandschuhe an und
atmete die Morgenluft von Islington ein. Weit drüben jenseits der Felder
erklang, vom Wind herübergetragen, das tiefe, dröhnende Läuten der großen
Glocke von St. Sepulchre, das den Weg eines Verurteilten zum Galgen begleitete.
    Er schwang
sich in seinen Phaeton und nahm die Zügel auf. Er fühlte sich völlig erschöpft.
Schon lange hatte er an einem Vormittag nicht mehr so hart gearbeitet.
    Annabelle traf ihren Mann nicht am
Frühstückstisch und wußte nicht, ob sie darüber froh oder betrübt sein sollte.
    Sie fuhr
zum Haus Lady Godolphins, um sich von ihrer Familie zu verabschieden, die nach
Hopeworth aufbrach. Zu ihrer Überraschung erfuhr sie, daß ihr Vater und Squire
Radford übereingekommen waren, in der Stadt zu bleiben. Die Art und Weise, wie
die pfiffigen kleinen Augen ihres Vaters sie fixierten, machte sie verlegen.
Es war schwer, sich wie eine reife, erwachsene Frau zu fühlen angesichts eines
Vaters, der sie so offenkundig noch immer für ein ausgelassenes Schulmädchen
hielt.
    Sie küßte
ihre Mutter und ihre Schwestern zum Abschied, versprach, die Jungen in ihrer
Paukschule in der King's Road zu besuchen, und winkte unter Tränen der alten
Armitage-Kutsche nach. John Summer
auf dem Bock strahlte, das Mädchen Betty in der Kutsche strahlte ebenfalls.
Dann bog der Wagen um die Ecke des Hanover Square und verschwand.
    Als sie in
die Conduit Street zurückkam, wartete die neue Kammerzofe auf sie, die der
tüchtige Jensen gefunden hatte.
    Sie hieß
Holden und war eine Frau mittleren Alters, die eine falsche Vornehmheit
ausstrahlte. Doch sie schien lebhaft und ehrerbietig und hatte wunderschöne
Beweise für ihr Geschick im Nähen mitgebracht.
    Annabelle
engagierte sie, und Holden sagte,

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