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Annebelle - sTdH 2

Annebelle - sTdH 2

Titel: Annebelle - sTdH 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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eine kleine Hand voller Grübchen aus. »Was für ein
unerwartetes Vergnügen.«
    »Sie sehen
entzückend aus heute morgen«, sagte er und beugte sich über ihre Hand.
    »Und was
führt Sie hierher? Bitte nehmen Sie Platz; ich werde nach Erfrischungen
klingeln. Madeira? Portwein?«
    »Madeira
wäre wunderbar«, sagte er und setzte sich auf einen kleinen Plüschsessel. Sie
ließ sich auf einem winzigen Sofa ihm gegenüber nieder und sah ihn mit der
offenen und unschuldigen Freundlichkeit an, die den größten Teil ihres Charmes
ausmachte.
    »Sind Sie
noch immer mit dem jungen Persalt zusammen?«
    »Mr. Harry Persalt«, murmelte sie.
»Ja.«
    »Gut. Ich
möchte in einer geschäftlichen Angelegenheit mit Ihnen sprechen.«
    Ein
Schatten fiel über ihr Gesicht, und sie öffnete den Mund, um zu antworten, doch
in diesem Augenblick schlurfte das Mädchen mit Wein und Gebäck herein; Harriet
begnügte sich daher damit, die Spitzenkanten ihres Morgenrockes zwischen den
Fingern zu drehen, bis das Mädchen gegangen war.
    Als die Tür
sich geschlossen hatte, hob sie den Blick und sah ihn an. »Ich – eh – bin nicht
mehr im _ Geschäft«, sagte sie.
    »Aus Liebe
der Welt entsagt«, spöttelte Sir Guy, und dann, als er merkte, wie sich ihr
Kinn hob und ihr Gesicht verhärtete, berichtigte er sich rasch: »Sie verdienen
ein gutes und geregeltes Leben, Harriet. Zu nichts anderem sind Sie
geschaffen.«
    »Welcher
Natur ist also Ihre geschäftliche Angelegenheit?« fragte Harriet scharf.
    »Ich nehme
an, daß Sie Geld brauchen.«
    »Nicht im
mindesten«, sagte Harriet mit sorglosem Lachen.
    »Dann habe
ich nichts weiter zu sagen.« Er schlürfte seinen Madeira und beobachtete sie
über den Rand des Glases hinweg, wie eine Katze die Maus.
    Ein
betrunkener Ire draußen vor dem nahe gelegenen Gasthaus ›Zum
Gerstenschober‹ begann mit fröhlichem Tenor zu singen: »Von allen Mädchen,
so hübsch und fein, ist keine
so schön wie Sally.
    Sie ist die
Herzallerliebste mein und wohnt
in meiner Alley.«
    »Hübsch«,
sagte Harriet und bewegte im Takt den rosa bestrumpften Fuß, der in einem mit
Federn besetzten Pantöffelchen steckte. »Wer das wohl geschrieben hat?«
    »Harry
Carey hat es geschrieben«, sagte Sir Guy, der sie noch immer beobachtete.
»Diese kostbare Alley war in Clerkenwell. Er lebte in der Warner Street. Er war
ein Bastard des Marquis von Halifax.«
    »Es ist
trotzdem hübsch«, sagte Harriet und warf ihre Locken zurück.
    »Ich nehme
also an, daß Sie kein Interesse an meinem geschäftlichen Vorschlag haben«, fuhr
er fort.
    »Nun, es
kommt darauf an, um was es sich handelt.«
    »Würden
fünfhundert Guineen Sie interessieren?« fragte er.
    Sie lachte
verächtlich. »Ich schaudere bei dem Gedanken, was ich dafür tun müßte.«
    »Nur einem
Freund einen Streich spielen – einem alten Freund von uns beiden.«
    »Da muß es
doch um mehr gehen. Wer ist denn dieser alte Freund?«
    »Brabington.«
    »Ach, das
ist ein Mann«, seufzte Harriet.
    »Man hat
Sie kürzlich mit ihm bei einer Ausfahrt gesehen.«
    »Das war leider alles – eine
Ausfahrt. Er kam vor ein paar Tagen zufällig
vorbei und bot mir an, mich in den Park mitzunehmen.«
    »Kam Ihnen das nicht
merkwürdig vor, da er so jung verheiratet ist?«
    Sie lachte
aus voller Kehle. »Warum sollte das ausgerechnet mir merkwürdig
vorkommen? Wann hat man in der Gesellschaft je aus Liebe geheiratet?«
    »Vielleicht«,
sagte er mit einem dünnen Lächeln.
    Harriet sah
ihn neugierig an. »Was soll ich denn tun?«
    »Sie sollen
bei seiner Frau um eine Unterredung nachsuchen und ihr sagen, sie liebten den
Marquis von Brabington und erwarteten ein Kind von ihm. Sie haben diese Szene
in ihrer Zeit als Schauspielerin einmal mit bewegendem Pathos auf der Bühne
dargestellt, wie ich mich erinnere.«
    »Und das
nennen Sie einen Scherz? Es ist schändlich!«
    Er zuckte
die Achseln. »Es ist eine Wette. Brabington will seiner leichtsinnigen Frau
einen Dämpfer aufsetzen, aber wenn –«
    »Warten
Sie! Sie meinen, dieser Streich soll mit Brabingtons Einverständnis erfolgen?«
    Er lächelte
sie liebenswürdig an. »Aber Harriet, würde ich Sie darum bitten, wenn ich nicht
Mylords Zustimmung hätte?«
    Sie sah ihn
zweifelnd an. »Warum kommt er dann nicht selbst?«
    »Sie müssen zugeben, daß das
eine – eh – etwas delikate Sache ist.« Harriet saß stirnrunzelnd da und dachte
an den Berg von Schulden, der sich über ihrem Haupt auftürmte.
    Sie dachte
an die Sicherheit, die

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