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Annebelle - sTdH 2

Annebelle - sTdH 2

Titel: Annebelle - sTdH 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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können wir nach Hause fahren
und diese verdammte Stadt hinter uns lassen. Alles in Ordnung, was?«
    Annabelle
erlebte den Abend wie in glücklicher Trance. Ihr Mann wich nicht von ihrer
Seite. Es gab keine Lady Coombes und keinen Sir Guy Wayne.
    Der Morgen
dämmerte schon, als sie endlich heimwärts fuhren. Sie legte in der schaukelnden
Kutsche den Kopf an seine Schulter und schloß die Augen, während sie die Wärme
seines Körpers spürte. Sie lächelte zufrieden, eingelullt vom rhythmischen
Klappern der Pferdehufe auf dem Kopfsteinpflaster.
    Einen Arm
um ihre Taille gelegt, führte der Marquis sie in das Haus in der Conduit
Street, und so gingen sie auch die Treppe hinauf. Vor ihrer Schlafzimmertür
blieb er stehen und nahm sie sehr sanft in die Arme. Er fühlte, wie ihr Körper
ihm entgegenstrebte, und sah, wie sie die Lippen hob, um seinen Kuß zu
empfangen.
    »Noch
nicht«, sagte er halb zu sich selbst. Er beugte den Kopf und küßte sie ganz
leicht auf den Mund.
    »Gute
Nacht«, sagte er mit belegter Stimme und wandte sich ab.
    »Peter«, flüsterte
sie drängend, aber entweder hörte er sie nicht, oder er tat doch so. Sie stand
noch einen Augenblick da, eine Kummerfalte zwischen den Augen, und blickte den
dunklen Korridor entlang; dann öffnete sie langsam die Tür ihres Schlafzimmers
und ging hinein.

Neuntes Kapitel
    Die
nächsten Tage
vergingen in einem Wirbel von Einladungen und Festen, Besuchen und Anproben bei
Madame Verné, damit das Kleid für die Vorstellung bei Hofe so schnell wie
möglich fertig würde.
    Der Marquis
war nun überall mit seiner Frau zu sehen. Er begleitete sie sogar zu Madame
Verné und in die elegante Federhandlung Carberry. Jede Dame, die bei Hof
vorgestellt wurde, mußte nämlich mindestens sieben Federn tragen. Außer den
Federn sollte Annabelle noch einen Kranz aus weißen Rosen auf einem Perlenreif
im Haar tragen, und den letzten Schliff erhielt ihr Kopfputz durch
Diamantspangen, einen Diamantkamm und Quasten aus weißer Seide.
    Während man
ihr die Hoftoilette anlegte, begann sich Annabelle zu fragen, wie, in aller
Welt, eine Frau sich darin bewegen sollte. Nachdem ihr das Mieder des Kleides
angepaßt worden war, schnürte man ihr einen enormen Reifrock um die Taille.
    Er bestand
aus gewachstem Kaliko, auf Fischbein gespannt. Darüber wurde ein Satinrock
gezogen und über den Satinrock einer aus Tüll, verziert mit einem breiten
Faltenbesatz aus Silberspitze.
    Ein
vierter, kürzerer Rock, ebenfalls aus Tüll mit Silberflitter, geschmückt mit
einer Blumengirlande, wurde nach oben gerafft, so daß die Girlanden kreuzweise
über dem Rock lagen. Da, wo die Biesen aufsprangen, waren sie mit Spitze
verziert und von einem großen Blumenstrauß gekrönt. Der untere Rand des weißen
Satinüberkleides mit seiner Silberstickerei war mit Schleifen gerafft, so daß
er den Rock saum nicht erreichte. So schrieb es die elegante Etikette vor,
denn nur die königlichen Prinzessinnen durften Röcke tragen, die nicht gerafft
waren.
    Madame
Verné ließ sie wissen, man müsse versuchen, möglichst alle Juwelen aus
seiner Schmuckschatulle gleichzeitig an sich zu tragen. Außerdem wurde von ihr
erwartet, daß sie einen großen Blumenstrauß trug.
    Irgendwie
machten Annabelle die langen und mühseligen Anproben Spaß, denn der Marquis
war immer bei ihr, erzählte ihr amüsante Geschichten und versicherte ihr, sie
werde die schönste Dame bei Hofe sein.
    Obwohl er
ihr jeden Abend einen Kuß gab, ließ er keinerlei Wünsche nach größerer
Intimität erkennen, und Annabelle stellte fest, daß sie sich nach den Flammen
der Leidenschaft in seinen Augen zu sehnen begann. Er gehörte ihr, war
ihr Mann. Sie wollte sich sicher fühlen, sich keine Sorgen darüber machen
müssen, intrigante Harpyien wie Lady Coombes könnten ihn ihr abspenstig machen.
    Als sie
schließlich dastand und von Holden für den Empfang bei Hofe angekleidet wurde,
fragte sie sich unwillkürlich, ob er sie wohl noch immer für ein Kind halte.
Ihr Vater hatte nach dem Musikabend London verlassen und war zurück aufs Land
gereist. Er hatte ihr liebevoll auf die Schulter geklopft und sie dazu
beglückwünscht, daß sie »endlich eine Frau« geworden sei.
    Gelegentlich
fragte Annabelle sich, ob der Marquis vielleicht auf ein Liebeszeichen von ihrer Seite wartete. Sie hatte sich in den letzten Tagen mehrmals überlegt, wie
sie den Groll über die Erwähnung von Sylvesters Namen in ihrer Hochzeitsnacht
durch eine Erklärung aus der Welt

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