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Annebelle - sTdH 2

Annebelle - sTdH 2

Titel: Annebelle - sTdH 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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sie sei bereit, ihren Dienst sofort
anzutreten. Damit war alles geregelt. Holden begann, Mylady für die
nachmittäglichen Besucher herzurichten. Sie frisierte und ordnete ihr blondes
Haar so kunstvoll, daß Annabelle dachte, Jensen habe eine Perle gefunden.
    Annabelle
unterhielt sich mit verschiedenen Besuchern, den Herren, mit denen sie am
Vorabend getanzt hatte, mit Lady Godolphin, die ihr sehr willkommen war, und
der Herzogin von Allsbury, die ihr nicht willkommen war. Über zweierlei freute
sich Annabelle– erstens, daß ihr Mann ihr die Nachricht geschickt hatte, er
werde sie am Abend in die Oper begleiten, und zweitens, daß Mr. Wayne nicht
erschienen war. Was letzteren betraf, sollte ihre Freude allerdings von kurzer
Dauer sein. Denn kaum hatte sich die grimmige Herzogin verabschiedet, da wurde
Sir Guy gemeldet.
    Doch wieder
schmolzen Annabelles Zweifel unter seinen angenehmen Umgangsformen dahin. Er
ließ durchblicken, ohne so weit zu gehen, es direkt zu sagen, er habe am
vorigen Abend zuviel getrunken. Er machte die Geschichte seines Bades im Teich
so amüsant, daß Annabelle lachen mußte und insgeheim bewunderte, wie humorvoll
er sein Mißgeschick trug.
    Er blieb
nicht länger als zehn Minuten, fragte sie aber beim Abschied; ob er am Abend
das Vergnügen haben werde, sie bei einem der gesellschaftlichen Ereignisse in
der Stadt zu sehen. Annabelle zögerte ein wenig und sagte dann, sie wolle in
die Oper. Sie hoffte, er würde nicht sofort sagen, daß er ebenfalls dorthin
käme. Sie hatte nämlich das Gefühl, wenn sie nicht bald einige Zeit allein mit
ihrem Mann verbrächte, ließen sich die Schwierigkeiten ihrer Ehe nie lösen.
Als hätte Sir Guy ihre Gedanken gelesen, hob er bedauernd die Hände und seufzte,
leider sei er anderweitig verpflichtet.
    Sein
Benehmen ihr gegenüber war ebenso amüsiert wie amüsant. Seine blassen Augen
blickten kühl und spöttisch. Annabelle ertappte sich dabei, daß sie ein wenig
zu flirten begann. Diese Veränderungen in seinem Wesen von heiß zu kalt reizten
sie.
    Als er fort
war, dachte sie über ihn nach. Vielleicht könnte sie ihn dazu benutzen, ihren
so ärgerlich uninteressierten Mann eifersüchtig zu machen? Aber sie verwarf den
Gedanken beinahe so schnell, wie er gekommen war. Sie mußte ihren Mann davon
überzeugen, daß sie sich nur versprochen hatte, als sie Sylvesters Namen
erwähnte.
    Dann überlegte
sie besorgt, was sie für die Oper anziehen sollte, stellte aber fest, daß ihre
erfahrene Zofe schon das richtige Kleid ausgewählt hatte. Es war schlicht, aus
bernsteinfarbenem Satin, mit Weiß durchsetzt und um Brust und Taille mit einem
üppigen, Eisblumen genannten Besatz aus weißer Seide verziert. Im Rücken wurde
das Kleid mit einer langen Reihe von Perlenknöpfen geschlossen. Die weißen
Spitzenärmel waren sehr voll und wurden über den Ellbogen von einem
breiten Band aus Durchzugspitze gehalten. Der Rock endete in einer
Halbschleppe.
    Annabelle
fragte sich, ob ihr Mann sie wohl allzu anspruchsvoll finden würde, wenn sie
neue Kleider bestellte. Die Kleider, die Minerva ihr gegeben hatte, waren sehr
schön, aber sie gehörten eben Minerva, und es wäre so hübsch, neue zu haben,
die ihr allein gehörten.
    Zu ihrer
Überraschung kam die Zofe Holden mit einer schweren Schatulle zurück, aus der
sie ein Amethystdiadem mit passendem Halsband nahm.
    »Wie kommen
Sie zu diesen Sachen, Holden?« fragte sie.
    »Vom Herrn,
Mylady. Mylord hat sie Jensen gegeben. Es sind die Brabington-Juwelen. «
    Es war
bezeichnend für die gedämpfte Verfassung der neuen Annabelle, daß sie sich
nicht sofort auf die Schatulle stürzte, um zu sehen, was sie sonst noch
enthielt. Für den Augenblick genügte es ihr, die Juwelen als Unterpfand dafür
zu akzeptieren, daß ihr der Marquis ihr gestriges Benehmen verziehen hatte.
    Doch was
ist mit seinem Benehmen, dachte Annabelle plötzlich, während die Zofe
ihr vorsichtig das Diadem in die blonden Locken setzte. Was ist mit Lady
Coombes? Was, wenn sie auch in der Oper ist und auf eine Gelegenheit
wartet, Peter zu sagen, er habe die schönsten Beine Londons?
    Diese neue
Sorge nahm sie so in Anspruch, daß sie schon halb die Treppe hinuntergegangen
war, Holden mit Umhang, Ridikül und Fächer hinter ihr her, ehe ihr einfiel,
daß sie diesmal vergessen hatte, sich zu schminken.
    Nervös fuhr
sie mit der Hand über ihr Gesicht, das sich auf einmal jung und irgendwie nackt
anfühlte.
    Ein
Opernbesuch war schließlich genauso aufregend

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