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Annebelle - sTdH 2

Annebelle - sTdH 2

Titel: Annebelle - sTdH 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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Bühne vor sich ging.
    Außerdem
hätte Mozart Teile seiner Oper gewiß nicht wiedererkannt. Von Zeit zu Zeit
wurde seine herrliche Musik dadurch unterbrochen, daß eine der Bühnenfiguren
ein wohlbekanntes, volkstümliches englisches Lied einschob – vom Publikum wild
bejubelt –, ehe sie wieder zum Thema der Oper zurückkehrte.
    Doch für
Annabelle war all das ein einziger Zauber. Eifrig verfolgte sie die
Verwicklungen der Handlung; ihre Sympathie galt den beiden Schwestern,
Dorabella und Fiordiligi. Im stillen dachte sie, sie würde keinem Mann je den
Streich verzeihen, den die Verlobten der beiden Schwestern diesen spielten –
sich für zwei andere Männer auszugeben, um ihre Treue auf die Probe zu stellen.
Sie stieß einen tiefen, glücklichen Seufzer aus, als am Ende die vier
Liebenden wieder vereint waren.
    Sie wandte
dem Marquis ihr strahlendes Gesicht zu. »Oh, danke«, sagte sie einfach.
    »Ich muß
gestehen, daß ich lieber Ihr Gesicht beobachtet habe als die Vorstellung«,
sagte er. Für einen Augenblick erhaschte sie einen Schimmer der alten Wärme und
Zuneigung auf seinen Zügen, ihr Herz klopfte
schneller, und sie wünschte sich, er würde sie weiter auf genau diese Art
ansehen.
    Während er
in aller Ruhe aus der Oper schlenderte und dabei mit verschiedenen Leuten
sprach, wurde sie ungeduldig. War es wirklich notwendig, sich so lange mit Lady
Coombes zu unterhalten?
    Endlich
saßen sie zusammen in der Kutsche und rollten durch die Straßen. Annabelle
freute sich, der Gesellschaft entkommen zu sein. Sie schwatzte begeistert über
die Oper, er lächelte träge und versprach, mit ihr während der Saison so oft
wie möglich hinzugehen.
    »Aber wir
fahren ja gar nicht nach Hause!« rief Annabelle aus, als sie aus dem Fenster
sah.
    »Ich muß
nochmals um Verzeihung bitten«, sagte der Marquis ohne eine Spur von
Zerknirschung in der Stimme. »Wir setzen den Opernabend mit einer
musikalischen Soiree bei Lord und Lady Brothers fort. Sie sind Freunde von
Sylvester und auch von mir.«
    »Sie
behandeln mich wie ein Kind, Brabington«, sagte Annabelle scharf. »Ich mag es
nicht, wenn man mich hin- und herschleppt, ohne mich vorher zu fragen.«
    »Alle
Einladungen befinden sich im Kartenständer im Salon«, antwortete er
gleichmütig. »Obwohl sie an mich gerichtet sind, ist es Ihr Privileg,
diejenigen abzulehnen, denen Sie nicht folgen wollen.«
    Annabelle
biß sich auf die Lippen und sagte dann in milderem Ton: »Vielleicht hätte ich
das merken sollen, aber ich bin noch nicht an die gesellschaftlichen
Gepflogenheiten gewöhnt und weiß nicht, wie ich mich verhalten muß.«
    Er nahm
ihre Hand und hielt sie leicht umfaßt.
    »Ich bin
ein Ungeheuer an Gedankenlosigkeit, nicht wahr? Sie sind so schön und so mondaine, meine Liebe, daß ich vergesse, wie
neu Sie in der Welt sind. In Zukunft werde ich mich besser benehmen.« Er hob
ihre Hand und küßte sie, und Annabelle empfand ein erstickendes Gefühl, das aus
Freude und Schmerz gemischt war.
    »Ich freue
mich, daß Sie einen Teil der Juwelen tragen. Wie fanden Sie sie?« fragte er.
»Das Diamantdiadem ist recht hübsch. Ich dachte, daß Sie es nehmen würden.«
    »Ich habe
die übrigen nicht angeschaut«, sagte Annabelle. »Meine neue Zofe Holden hatte
diese schon ausgewählt.«
    »Sie haben
sie nicht angeschaut!« echote er. Dann lächelte er. »Bei näherer Überlegung
glaube ich, daß sie gut gewählt hat.«
    In
freundlichem Schweigen fuhren sie weiter. Hoffentlich bleibt der Abend so,
dachte Annabelle. Wenn seine Stimmung nur nicht wieder plötzlich umschlägt!
    Sie war
überrascht, ihren Vater und Squire Radford anzutreffen. Ihr Vater begrüßte sie
herzlich, als sie ihre Plätze einnahmen. Dann begann ein ziemlich schriller
Sopran mehrere Arien zu singen. Prompt schlief Hochwürden ein und schnarchte
laut. Squire Radford stieß ihn an. Hochwürden erwachte mit dem Ausruf: »Da ist
er! Ihm nach!« Die Sängerin war indigniert. Die ganze Gesellschaft drehte sich
nach ihm um.
    Annabelle
merkte nichts von der Länge der Darbietung und den schrillen Tönen der Diva.
Ihr Mann hielt ihre Hand, und sie hatte den Wunsch, so noch sehr, sehr lange
sitzen zu bleiben.
    Squire
Radford sah die vereinten Hände des Paares und stieß den Vikar erneut an. »Ich
schlafe ja gar nicht«, brummte dieser. Der Squire gab ihm einen Wink, und der
Vikar sah die Brabingtons Hand in Hand; langsam breitete sich ein Lächeln auf
seinem rosigen Gesicht aus. »Gottlob, Jimmy, jetzt

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