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Annebelle - sTdH 2

Annebelle - sTdH 2

Titel: Annebelle - sTdH 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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wie ein Besuch bei Almack's. Die
Oper hatte eine gesellschaftliche Funktion, die alles andere bei Hof übertraf,
seit sich der arme, verrückte George III. zurückgezogen hatte. Von einem
Zutritt durch bloßes Bezahlen von Geld konnte keine Rede sein. Ein Komitee
überwachte die Ausgabe jeder einzelnen Karte, und ob ein Mann oder eine Frau in
die Oper gehen konnte oder nicht, hing davon ab, ob die Lady, die die Schirmherrschaft
hatte, ihre gesellschaftliche Stellung als dieser Ehre wert betrachtete.
    Die
Vorstellung spielte nicht die geringste Rolle. Man ging in die Oper, um den
unvergleichlichen Mr. Brummel mit seiner eleganten Gefolgschaft in Fop's Alley
zu sehen. Die Damen waren begieriger, seine Aufmerksamkeit zu erregen als die
des Prinzregenten. Interessant an einem solchen Abend war nicht die Frage:
»Wie gut ist die Vorstellung?«, sondern vielmehr: »Wie gut ist Mr. Brummel
herausgeputzt?«
    Die Dandys
stellten ihre Reize mit ebensoviel Überlegung zur Schau wie die Damen – Mr. George
Damer, Lord Foley, Mr. Henry Pierrepont, Mr. Wellesley Pole, Mr. Charles
Standish, Mr. Drummond und Mr. Lumley Skeffington.
    Annabelle
wartete nervös auf der Schwelle des Salons, daß ihr Mann eine Bemerkung zu
ihrem Aussehen machte, doch er sagte nur: »Wie ich sehe, haben Sie die Juwelen
bekommen.« Dann gab er Holden einen Wink, ihrer Herrin in den Umhang zu
helfen.
    Auf dem Weg
zur Oper sagte Annabelle: »Brabington, vielleicht könnte man mir früher
Bescheid sagen, zu welchen gesellschaftlichen Anlässen wir erwartet werden.«
    »Wie Sie
wünschen«, antwortete er gleichgültig. Und dann, nach einer Weile des
Schweigens betont beiläufig: »Ach, das habe ich vergessen. Am besten bedienen
Sie sich der Begabung Madame Vernés für rasche Arbeit. Nächste Woche sollen wir
uns im Salon der Königin einfinden.«
    »Der
Königin!« rief Annabelle aus. »Dann werde ich ein Hofkleid brauchen.«
    »Richtig.
Jensen sagte mir, Sie hätten eine neue Zofe. Nehmen Sie sie mit zur
Schneiderin.«
    »Werden Sie
mich begleiten?«
    »Natürlich.«
    »Und seit
wann wissen Sie es?«
    »Schon
einige Zeit. Sie müssen mir verzeihen, es war mir wohl entfallen.«
    Annabelle
versuchte, im Dunkel der Kutsche seinen Gesichtsausdruck zu erkennen.
Plötzlich hatte sie den Wunsch, ihm zu sagen, daß die bevorstehende Vorstellung
bei Hofe ihr Angst machte, daß sie sich nervös und unsicher fühlte. Sie empfand
auf einmal Sehnsucht nach dem Pfarrhaus und nach Minervas ruhiger Stimme, die
ihr versicherte, alles werde gut werden. Doch Minerva schaukelte auf hoher See.
    An Lord
Sylvester dachte Annabelle überhaupt nicht.
    Die Oper
war ein einziger Glanz von Kerzenlicht und Juwelen. Man gab Mozarts Così fan
tutte, angekündigt als opera buffa in zwei Akten.
    Als sie die
Treppe hinaufgingen, blieb der Marquis häufig stehen, um Annabelle
verschiedenen Bekannten vorzustellen. Lady Coombes' hartes, weltkluges Gesicht
schien aus der Menge hervorzustechen. Sie legte ihre behandschuhte Hand auf den
Arm des Marquis und sprach mit ihm eifrig über Freunde und Orte, die Annabelle
nicht kannte. Endlich murmelte der Marquis, man komme zu spät zur Vorstellung.
Lady Coombes warf Annabelle ein dünnes, hartes Lächeln zu und sank in einen
Knicks.
    Als sie
zwischen den roten Vorhängen der Loge des Marquis von Brabington hinausschaute,
erblickte Annabelle ein Meer von Juwelen, nackten Schultern, Taft, Federn,
Spitzen, Uniformen, Monokeln und Zylindern, die sich unter dem heißen Licht
Tausender von Kerzen be wegten und glitzerten.
    Sie hatte
das Glück, die Bühne ziemlich unbehindert sehen zu können. Die Sicht aus
einigen anderen Logen war fast gänzlich verdeckt durch Leuchter voll brennender
Kerzen, die zwischen ihnen und der Bühne hingen.
    Nach der
kurzen Ouvertüre öffnete sich der Vorhang und versetzte Annabelle in eine
andere Welt. Wäre sie eine glühende Musikliebhaberin gewesen, hätte sie mehr
über Mozarts Opern gewußt und häufiger Londoner Vorstellungen besucht, dann
wäre sie vielleicht entsetzt gewesen über die Aufführung und die
Schwierigkeit, sich zu konzentrieren.
    Oben auf
der Galerie pfiffen und grölten Lakaien, Händler und Seeleute und knackten
Nüsse, während die Schönen der Nacht ihre Geschäfte abschlossen und sich für
einen Shilling und ein Glas Rum verkauften.
    Im
Hauptteil des Zuschauerraumes blitzte das Kerzenlicht auf Monokeln und
Operngläsern, während die Gesellschaft einander musterte. Niemand beachtete
das, was auf der

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