Annie und der sinnliche Italiener
bei Signora Tilly Williams klinkte sie sich mit klopfendem Herzen ins Gespräch ein.
„Luc? Was ist passiert?“, fragte sie rau.
„ Grazie , Maria“, verabschiedete er zunächst die Haushälterin, bevor er sich Annie zuwandte. „Während wir … unterwegs waren, hat deine Mutter angerufen. Sie hat darum gebeten, dass du sie schnellstmöglich auf ihrem Handy zurückrufst.“
Instinktiv presste Annie eine Hand auf ihr wild klopfendes Herz. Erst vor wenigen Stunden hatte sie mit Tilly telefoniert. Irgendetwas musste passiert sein, wenn ihre Mutter sie nach so kurzer Zeit dringend sprechen wollte.
Rastlos lief Luc in der eleganten Eingangshalle auf und ab, während er darauf wartete, dass Annie endlich das Telefonat mit ihrer Mutter beendete und aus seinem Arbeitszimmer kam.
Er hatte ihr geraten, keine voreiligen Schlussfolgerungen zu ziehen und ruhig zu bleiben, bis sie wusste, was passiert war. Doch ihm selbst klopfte das Herz vor unbestimmter Sorge bis zum Hals.
Laut Annies eher spärlichen Auskünften war Tilly Williams eine ausgesprochen praktisch veranlagte, warmherzige Frau, was man schon an ihrer Entscheidung ablesen konnte, einen Witwer mit drei kleinen Kindern zu heiraten. Und gerade deshalb war es seltsam, dass sie ihre Tochter so dringend sprechen wollte, nachdem die beiden doch erst vor ein paar Stunden miteinander telefoniert hatten.
Ein Blick in Annies totenbleiches Gesicht bestätigte seinen Verdacht, dass etwas Schlimmes passiert sein musste.
„Was ist es?“
„Ich muss sofort aufbrechen, Luc“, verkündete Annie dumpf. „Zurück nach England, so schnell wie möglich.“
„Wir werden beide nach England fliegen, sobald du mir gesagt hast, was geschehen ist.“
Annie schüttelte den Kopf. „Bitte … jetzt keine Auseinandersetzung.“
„Die wird es nicht geben, wenn du mir endlich verrätst, was los ist!“, herrschte er sie an.
Erschrocken blinzelnd schaute sie zu ihm auf. „Ich … es ist Oliver. Er hat meine Mutter zu einer Reitveranstaltung begleitet. Sie hat ihn nur eine Sekunde aus den Augen gelassen, und da ist er … ein Pferd hat ausgeschlagen und …“
Aus einem plötzlichen Impuls heraus umfasste Luc Annies Schultern und schüttelte sie. „Sag mir sofort, was meinem Sohn passiert ist!“ Ihm war ganz übel vor Angst und Panik.
„Er … er wurde von einem Huf am Kopf getroffen und …“ Luc ließ sie so abrupt los, dass sie taumelte. „Was … was tust du da?“, wollte sie wissen, als er sein Handy hervorzog und eine Nummer eintippte.
„Ich sorge dafür, dass mein Privatjet sofort startklar gemacht wird.“
Annie war viel zu ängstlich und nervös, um etwas von dem schnell geführten Telefonat mitzubekommen. Heiße Tränen rannen über ihre Wangen, während sie daran dachte, dass ihr kleiner Sohn im Krankenhaus lag und mit dem Leben rang und Luc und sie sich währenddessen im Heuschober geliebt hatten. Nie würde sie es sich verzeihen können, wenn er …
Sie hätte sich niemals von ihrem Vater zu dieser Italienreise überreden lassen dürfen! Und erst recht nicht von Luc dazu, länger hier zu bleiben als geplant. Wäre sie heute Morgen nach England geflogen, hätte sie Tilly und Oliver zu dieser Reitveranstaltung begleiten können, und alles wäre in Ordnung!
„Alles wird gut, Cara “, sagte Luc beschwörend und legte seine große, warme Hand über ihre im Schoß verkrampften Finger.
Annie warf ihm einen wütenden Blick zu und entzog sich ihm mit einem heftigen Ruck. „Ich weiß, dass du dich für allmächtig hältst, Luc, aber das kannst selbst du nicht wissen und mir garantieren!“
Angst und Panik machten sie nicht nur blind für den außerordentlichen Luxus, der sie während des Flugs umgab, sondern auch für die wächserne Farbe auf dem normalerweise bronzefarbenen Gesicht des Jet-Besitzers.
„Nein, das kann ich nicht“, gab Luc zu und lehnte sich schwer in seinem Sitz zurück, „aber der zweite Anruf deiner Mutter klang doch wesentlich vertrauenerweckender als der erste.“
Tatsächlich hatte Tilly sie gerade noch erreicht, bevor der Flieger startete und erzählt, dass Oliver inzwischen das Bewusstsein zurückerlangt habe. Zwar sei er noch etwas verwirrt von der ungewohnten Umgebung, doch der Arzt habe sich sehr zuversichtlich darüber geäußert, dass er wohl keine bleibenden Schäden erlitten hätte.
All das interessierte Annie nur am Rande. Sie würde sich erst wieder beruhigen, wenn sie ihren Sohn in den Armen halten und sich
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