Annies Entscheidung
gewesen sein konnte.
Erst als der Höllenlärm aufhörte, hatte Logan die Matratze zur Seite geschoben, zusammen mit einer Unmenge von Trümmern. Das Schlimmste schien vorüber zu sein, und der wolkenbruchartige Regen war in ein beständiges Nieseln übergegangen.
Ein Nieseln, das direkt ins Haus drang, denn ein großer Teil des Dachs war verschwunden.
„Ich glaub’s nicht“, murmelte Riley und starrte auf die Bretter, Ziegel und Palmwedel, die überall herumlagen. „Das ist ja ein Hammer. Gut, dass Sie an die Matratze gedacht haben. Sonst wäre das ganze Zeug auf unseren Köpfen gelandet.“
Hätte Annie nicht Logans warme Hand am Nacken gespürt, wäre sie vermutlich in Ohnmacht gefallen. „Wir haben hier keine Tornados“, protestierte sie matt.
„Es muss irgendeine Turbulenz gewesen sein. Oder ein Fall wind. Die können sich überall bilden“, sagte er, während er nach einem der Pullover griff und ihn ihr in die Hände drückte.
Sie ging in ihr Schlafzimmer, zog das nasse Sweatshirt aus und den trockenen Pullover an. Er fühlte sich himmlisch an.
Aber was war mit Logans Sachen? Sie hatte nichts, was über seine breiten Schultern passen würde. Und erst recht keine Hose. Sein Hemd lag noch irgendwo unter den Trümmern auf dem Boden des Badezimmers.
Als Annie zurückkehrte, hatte er seine Lederjacke angezogen, und sie schaffte es nur mit Mühe, nicht auf die kräftige Brust zu starren, die über dem halb geschlossenen Reißverschluss zu sehen war.
„Über Fallwinde haben wir in der Schule etwas gelernt“, meinte Riley, die bereits aus der Wanne geklettert war und sich trockene Sachen angezogen hatte. „Sie können so viel Schaden anrichten wie ein Tornado, aber sie… drehen sich nicht.“
Sie demonstrierte es mit einer Handbewegung. „Sie wehen mit aller Wucht abwärts.“ Sie zuckte mit den Schultern und wirkte plötzlich verlegen.
Logan nickte und sah nach oben. „Wir werden das Dach abdichten müssen, bevor der Regen noch mehr Schaden anrichtet.“
„Womit? Das einzige Holz, das ich habe, ist das Brennholz für die Feuergrube am Strand.“ Annie bahnte sich einen Weg über den Flur und wagte nicht, sich auszumalen, wie es im Rest des Hauses aussah. An die Felder, auf denen das wuchs, wovon Island Botanica lebte, wollte sie lieber nicht denken.
Ohne ihre Pflanzen hatten sie keine Erzeugnisse. Und ohne Erzeugnisse hatten sie nichts zu verkaufen. Sie würde vor dem Nichts stehen. Wieder einmal.
Hastig verdrängte sie die schmerzhafte Vorstellung und konzentrierte sich auf das Hier und Jetzt. Die Terrassentür sah unbeschädigt aus. Das Küchenfenster war zerborsten, und zwischen den Splittern ragte der Liegestuhl halb ins Haus.
Ein Schrank hing schief, und die geöffnete Tür gab den Blick auf das zerbrochene Geschirr frei.
Riley war ihr gefolgt und starrte wortlos auf das Chaos.
Die beiden Becher mit heißer Schokolade standen noch auf dem Tresen. Die Marshmallows waren längst geschmolzen.
Annie nahm die Becher, schob die Arme zwischen den Beinen des Liegestuhls hindurch und kippte den kalten Kakao ins Spülbecken. Als sie sich wieder umdrehte, sah sie, dass auch Logan in die Küche gekommen war. Seine Miene war fast zärtlich, als er den Krug mit dem Wasser auf den Tresen stellte. „Wir sollten sparsam damit umgehen“, sagte er. „Ich werde in die Stadt gehen und sehen, ob ich etwas finde, womit wir das Dach abdichten können.“
Annie nickte und ging um den Tresen herum, um durch die Terrassentür zu schauen. Sie wagte nicht, etwas zu sagen, denn sie hatte Angst, in Tränen auszubrechen. Sie hatte seit Jahren nicht mehr geweint und nicht vor, wieder damit anzufangen.
„Möchtest du mitkommen?“
Als sie sich umwandte, sah sie, dass Logans Einladung Riley galt.
„Warum? Damit Sie mich von der Insel schleifen können?“
Er sah sie einfach nur an. Schließlich zuckte das Mädchen mit den Schultern.
„Okay.“
Logan schob die Couch von der Haustür weg und an ihren alten Platz. Danach hob er einen umgekippten Farn auf.
„Wir werden nicht lange fortbleiben. Sei beim Aufräumen vorsichtig.“ Als wollte er Logans Warnung unterstreichen, gab der schiefe Wandschrank ein erst knarrendes, dann splitterndes Geräusch von sich und prallte auf die Arbeitsplatte, bevor er polternd zu Boden fiel.
Glas und Porzellanscherben flogen durch die Luft.
Annie schlug die Hand vor den Mund, um einen Aufschrei zu unterdrücken.
„Mist!“ rief Riley. „Hoffentlich war das nicht das
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