Annies Entscheidung
Familiengeschirr oder so was.“
Annie schüttelte den Kopf. „Ich glaube, ich werde auch mitkommen. Vielleicht gibt es Häuser, die es noch schlimmer getroffen hat, und die Bewohner brauchen Hilfe.“
Der Gedanke war ernüchternd, und die drei verließen schweigend das Haus. Es nieselte noch, und Annie rannte wieder hinein, um den Regenschirm und eine leuchtend gelbe Öljacke zu holen. Sie gab Riley die Jacke und öffnete den Schirm. Logan nahm ihn ihr ab.
Das Wasser, das den schmalen Weg überschwemmt hatte, bildete nur noch ein Rinnsal. Die untergehende Sonne tauchte die vom Sturm heimgesuchte Landschaft und die dichten Wolkenbänder darüber in ein unwirkliches rotes Licht.
Als Annie über die umgestürzte Palme kletterte, fiel ihr Blick auf den Regenbogen, der so nah schien, als würde sie die Hand danach ausstrecken können.
Regenbogen waren doch Zeichen der Hoffnung, oder? Doch vor ihren Augen löste sich die wundersame Erscheinung plötzlich auf und ließ nur das Abendrot zurück.
Auch Logan blieb stehen. „Auf Turnabout gab es immer die unglaublichsten Sonnenuntergänge. Am besten konnte man sie vom Castillo House aus beobachten. Aber der alte Kasten steht vermutlich nicht mehr.“
„Doch, das tut er.“ Annie hatte eine besondere Beziehung zu dem verlassenen, im Stil einer Missionsstation errichteten Haus, aber im Moment war sie mit den Gedanken bei Riley, die vorgegangen war und jetzt an den Felsen wartete, die Annie davor bewahrt hatten, vom Sturm mitgerissen zu werden.
„Sie findet es uncool, unter dem Schirm zu gehen“, sagte Logan.
„Ich hätte sie sofort zu Will und Noelle zurückbringen sollen“, erwiderte Annie.
„Gleich am Tag ihrer Ankunft.“
„Sie ist okay, Annie. Ihr ist nichts passiert.“
„Nur weil du da warst und sie gefunden hast. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, mich in die Badewanne und unter eine Matratze zu verkriechen.“
„Du hättest sie auch gefunden. Und dir wäre bestimmt etwas anderes eingefallen.“
Sie hörte ihm gar nicht mehr richtig zu, während sie durch das Wasser stapfte.
„Riley hätte nie in Gefahr geraten dürfen. Sie ist noch ein Kind. Unschuldig und…“
„He.“ Er legte eine Hand um ihre Schulter, bis sie am Rand des Wegs stehen blieb. „Kein Kind verdient es, in Gefahr zu geraten. Aber das hier war ein Sturm.
Ein unberechenbarer. So etwas passiert nun einmal. Und du kannst deine Nichte nicht vor dem Leben selbst beschützen.“
Warum nicht? Annie schluckte die Frage gerade noch herunter, als sie Reifen auf dem Kies knirschen hörte. Sekunden später hielt der Wagen des Sheriffs vor ihnen, und Sam Vega streckte den Kopf aus dem Fenster. „Hi, Annie. Alles okay bei dir?“
Annie eilte zu dem olivfarbenen Pickup. „Wir sind unverletzt“, erwiderte sie.
„Wie sieht es in der Stadt aus?“
Sams Miene war grimmig. „Bisher haben wir etwa ein Dutzend Verletzte, zu denen auch Jamie gehört. Sie hat versucht, ihr Spezialglas zu retten, und sich dabei das Handgelenk gebrochen. Ich werde mehr wissen, wenn ich meine Runde über die Insel gemacht habe. Viele Fenster sind kaputt, aber die Schäden an den Häusern halten sich in Grenzen. Dein Laden muss mit Brettern vernagelt werden.
Ich habe gehört, dass Diegos Anleger weggerissen wurde. Bei deinen Feldern war ich noch nicht.“
„Der Anleger ist weg?“ fragte Annie entsetzt. Ihre Felder lagen ganz in der Nähe.
„Was ist mit seinen Booten?“
„Die werden eine Weile nicht fahren können“, sagte Sam, während er den Blick an ihr vorbei zu Logan wandern ließ. „Wer auf die Insel oder aufs Festland will, wird die Hilfe der Küsten wache brauchen.“
Sie spürte, wie sie die Fassung zu verlieren begann. „Was ist mit einem Charterflugzeug? Als Dr. Trahern und seine Frau im letzten Jahr April Fielding zu ihrer Operation ins Krankenhaus gebracht haben, ist das Flugzeug auf der Hauptstraße gelandet.“ Ihr Bruder hatte Beziehungen und jede Menge Geld. Er konnte Riley mit einem Hubschrauber abholen lassen. Handys funktionierten auf der Insel nicht, und bestimmt waren die Leitungen zerstört, aber sicher konnte der Sheriff die Küstenwache bitten, ihren Bruder zu verständigen.
„Und hat sie ganz schön aufgepflügt. Einen Hubschrauber würden sie uns nur bei einem echten Notfall schicken. Der Sturm hat auch an Land gewütet. Vor allem in San Diego“, berichtete Sam. „Wir haben noch Glück gehabt.“
Sara war in San Diego. Annie presste die Hand vor den Mund.
„Sie
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