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Annies Entscheidung

Annies Entscheidung

Titel: Annies Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Leigh
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sehnte.
    Logan schob die Hände in die Taschen, als Annie mit panischem Blick zur Seite wich.
    Er hätte sie nicht küssen dürfen. Das wusste er. Aber niemals hätte er mit einer solchen Reaktion gerechnet. „Das werden wir“, sagte er. „Das heiße Wasser auf dem Gaskocher ist für dich.“
    Sie zitterte noch immer. „Gut.“ Aber sie ging nicht hinüber.
    In ihrem Zustand war das vielleicht besser so. „Es reicht nicht für ein richtiges Bad, aber du kannst dich waschen. Ich gieße es ins Becken im Badezimmer. Du kannst kaltes Wasser hinzugeben, damit du dich nicht verbrennst.“
    Sie folgte ihm.
    „Danke“, sagte sie kaum hörbar, als er das Wasser ins Waschbecken kippte.
    Dampf stieg auf, bis der Spiegel beschlug. Er ging mit dem leeren Topf auf den Flur, und sie schloss die Tür hinter ihm.
    Er starrte auf das Holz. Kein Geräusch drang hindurch. Kein Plätschern. Kein Rascheln.
    Es fiel ihm viel zu leicht, sich vorzustellen, wie sie am Waschbecken stand, mit bebenden Schultern und einem Blick, der nach innen gerichtet war.
    Logan wusste nur zu gut, wie es war, von Dämonen der Vergangenheit verfolgt zu werden. Er kannte die Zeichen. Er hatte seine eigenen Schlachten mit ihnen geschlagen – manche hatte er gewonnen, zu viele verloren.
    Aber welche Dämonen quälten Annie Hess?
    Langsam kam ihm eine Vermutung. Und mit ihr der Verdacht, dass jemand ihr irgendwann sehr wehgetan hatte. Und der Wunsch, diesen Jemand umzubringen.
    Er atmete tief ein und ganz langsam wieder aus. Aber der Wunsch verschwand nicht.
    Das machte ihm Angst. Große Angst.

8. KAPITEL
    „Was weißt du über Annie?“
    Logan arbeitete mit Sam Vega zusammen, um das südliche Ende der Hauptstraße von umgestürzten Bäumen zu räumen.
    Sam richtete sich auf und wischte mit dem Arm den Schweiß von der Stirn. Dann zuckte er mit den Schultern. „Was gibt es da schon zu wissen? Sie lebt sehr zurückgezogen und hat einen Laden mit deiner Schwester, Mann.“
    Aber Logan konnte Sara nicht erreichen, da die Telefonleitungen noch gekappt waren. Es war schlimm genug, dass er seit Jahren nicht mehr mit ihr gesprochen hatte. Und jetzt wollte er sich endlich melden, nur um sie über Annie auszufragen?
    Stirnrunzelnd hob er die Axt und hieb auf den nächsten Ast ein. „Turnabout ist noch immer so hinterwäldlerisch wie früher“, murmelte er. „Kein Mensch hat eine Motorsäge.“ Er hatte ein Haus mit einer Satellitenschüssel gesehen, aber hatte jemand eine Motorsäge? Natürlich nicht.
    Sie konnten nicht einmal Sams Pickup benutzen, um die Bäume von der Straße zu ziehen, denn die hatten sich in dem Zaun am Rand verkeilt. Und niemand durfte es wagen, sich an dem Zaun zu vergreifen, der Castillo House umgab.
    Das Anwesen war die heilige Kuh der Insulaner.
    Logan warf einen wütenden Blick auf das heruntergekommene Haus am Rand der Klippe. „Hinterwäldlerisch“, wiederholte er.
    Sam grinste matt. „Wir sind hier noch ein paar Jahrzehnte hinter dem Festland zurück. Es gibt Leute, denen das gefällt.“
    Logan verzog das Gesicht. Er gehörte nicht dazu.
    „Dir doch auch, oder?“ fragte Sam. „Sonst wärest du nicht zurückgekommen.“
    Logan antwortete nicht, sondern konzentrierte sich auf die Arbeit. Endlich ächzte der Ast und knickte vom Stamm ab. Er trat dagegen, brach ihn ganz ab und schleifte ihn vom Zaun weg. Dann straffte er sich und schaute zum Himmel. Im Laufe des Nachmittags hatte es aufgeklart, und das makellose Blau erinnerte ihn an das seiner Kindheit. „Wechselhaftes Wetter.“
    Sam schnaubte sanft. „Fast so schlimm wie eine Frau. Aber ich bin froh. Noch einen Sturm würden wir wahrscheinlich nicht durchstehen. Ich glaube, wir haben genug Äste entfernt. Hilf mir.“ Er zeigte auf den Stamm.
    Zusammen zogen sie ihn vom Zaun weg und auf die Straße. Mit Hilfe der Winde an Sams Truck deponierten sie ihn auf der anderen Seite.
    Logan hob die Axt auf und ging zum nächsten Baum. Die Luft war kühl und klar und roch nach frisch geschlagenem Holz, eine für Turnabout äußerst ungewöhnliche Mischung. Sie erinnerte Logan an Washington State. Zu der Jahreszeit, in der Will seine Freiheit an die Ehe verloren hatte.
    Holzspäne sausten umher, als die beiden Männer sich einen Weg zum Stamm bahnten. Bevor sie den Baum in Angriff nahmen, zogen sie die Jacken aus.
    „Ich hasse diese Arbeit“, murmelte Logan. Der letzte Baum war riesig. „Es wäre einfacher, ans Festland zu schwimmen und eine Motorsäge zu holen.“ Er sah Sam an.

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