Annies Entscheidung
seifte es ein. „Entspann dich. Es ist noch früh.“
Entspannen? Seine Finger strichen über die empfindliche Haut an den Kniekehlen. „Normalerweise arbeite ich schon auf den Feldern, bevor wir den Laden öffnen.“ Sie zog das Bein zurück. „Genug davon.“
Er warf ihr einen wissenden Blick zu und rettete die Seife aus dem immer milchiger werdenden Wasser. Seine Beine streiften ihre. „Davon kann ich nicht genug bekommen.“
Sie presste ihre Schenkel an den Wannenrand und wusch Sie.
Sie wechselten sich mit der Seife ab. Er benutzte ihren Rasierer für seinen Bart und beobachtete interessiert, wie sie sich verlegen die Beine rasierte.
Vielleicht war es für andere Frauen normal, mit einem Mann zu baden. Für sie nicht.
„Was tust du an einem normalen Tag?“ fragte sie ihn, um von sich abzulenken, bevor sie das Haar ins Wasser tauchte und es mit Shampoo wusch. Das Wasser kühlte viel zu schnell ab. „Wenn du nicht gerade auf einer Insel festsitzt, um die weggelaufenen Kinder deine Freunde einzufangen, heißt das.“
„Das ist für mich normaler, als du glaubst.“ Die Ironie schmeckte bitter. Er griff nach dem Topf mit klarem Wasser und reichte ihn ihr, damit sie sich das Haar spülen konnte. Während sie es tat, stand er auf und hätte sie fast an sich gezogen, als sie ihn mit großen Augen ansah.
Ihr halb schockierter, halb faszinierter Blick hätte jeden Eisberg zum Schmelzen gebracht. Er stieg aus der Wanne und trat in die Pfütze, die sich davor gebildet hatte. „Auf dem Kocher steht noch ein Topf mit Wasser.“ Wenn es noch nicht verkocht war. Auf dem Weg hinaus riss er ein Handtuch von der Stange.
Er schlang es sich um die Hüften und ging mit nassen Füßen in die Küche. Im Topf war noch Wasser, aber die Flamme war erloschen.
Die Gaskartusche war leer. Jetzt hatten sie nur noch eine.
Er seufzte. Turnabout hatte Hilfe vom Festland abgelehnt, obwohl der Strom noch nicht wieder da war.
Logan zweifelte nicht daran, dass er es jederzeit schaffen würde, die Insel zu verlassen. Selbst der Sturm hatte daran nichts geändert.
Er fuhr sich durchs Haar.
Natürlich könnte er ins Badezimmer zurückkehren, Annie aus der Wanne heben und eine ganze Weile nicht an sein anderes Leben denken.
Aber die Wirklichkeit – seine Wirklichkeit – würde auf ihn warten.
Er nahm die leere Gaskartusche und warf sie in den Müll.
Annie stand im Durchgang, in ein Handtuch gehüllt und mit großen Augen. „Du bist wütend.“
„Nein.“
Ihr Blick wanderte zum Abfalleimer. „Du kannst mit mir reden, weißt du.“
Konnte er? Sie hatten miteinander geschlafen, aber geredet hatten sie nicht wirklich. „Ich bin nicht wütend“, beharrte er.
Sie nickte resigniert, und er kam sich vor, als hätte er sie getreten.
„Ich sollte jetzt nach Riley sehen“, sagte sie leise.
„Das ist alles? Kein Widerspruch, keine Nachfrage, keine Diskussion? Du nimmst es einfach hin und beginnst den neuen Tag?“
Sie zuckte zusammen. Der nächste Tritt. „Was willst du von mir, Logan?“
Er hatte gar nichts von ihr gewollt. „Ich will, dass du endlich aufhörst, dich wie ein geprügelter Hund zu benehmen. So, als hättest du Angst, dass das Leben dich bestraft, wenn du nicht perfekt bist.“
„Das Leben hat mich bereits bestraft, Logan. Und ehrlich gesagt, ich bin jetzt mehr ich selbst, als ich es jemals war. Kannst du das auch von dir behaupten?“
Sie wartete und schüttelte den Kopf. „Natürlich, du antwortest nicht. Du tauchst hier auf, spielst den Helden, amüsierst dich ein wenig mit der armen, kleinen Annie und verschwindest wieder.“
„Ich…“
„Sieh in den Spiegel, Logan. Du brauchst Hilfe, genau wie wir anderen. Hast du jemals jemanden wissen lassen, wie es wirklich in dir aussieht? Wer du wirklich bist?“
„Dich“, sagte er.
Sie sah erst verwirrt, dann traurig aus. „Ich glaube, wir wissen beide, dass das nicht stimmt. Trotz allem, was wir… miteinander getan haben, verbergen wir noch immer zu viel voreinander.“ Sie sah an sich hinab und zog das Handtuch fester um sich. „Wir beide sind uns sehr ähnlich, Logan. Du und ich. Das war mir bisher nicht klar.“
„Du bist nicht wie ich.“ Sie pflanzte, pflegte, erntete, jedes Jahr wieder.
Er dagegen zerstörte. Endgültig.
„Du lässt andere Menschen, auch mich, nur so weit hinter deine Fassade blicken, wie es für dich ungefährlich ist. Weil du Angst hast, dass es wehtun könnte“, sagte sie leise.
„Niemand tut mir weh.“
Ihr
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