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Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Titel: Annika Bengtzon 09: Weißer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Dann musste ich ans andere Ende der Manyatta gehen, wo ich in eine andere Hütte gesperrt wurde, eine, die viel kleiner war und ganz anders roch. Dort hatte nie ein Feuer gebrannt. Wenn ich mich bewegte, hallte das Geräusch scharf und metallisch von den Blechwänden wider. Im Dach war keine Öffnung.
    Sie fesselten mir wieder die Füße. Ich musste weggenickt sein, denn als ich wieder zur Besinnung kam, lag Per, der Däne, neben mir, und der Rumäne, dessen Namen ich nicht wusste, und der Spanier Alvaro. Sie hatten uns getrennt, Männer und Frauen.
    Pers Atemzüge rasselten und pfiffen.
    Wir waren jetzt vier Männer.
    *
    »Vierzig Millionen Dollar, die morgen früh in Nairobi übergeben werden sollen«, sagte Jimmy Halenius und setzte sich in den Sessel ihr gegenüber.
    Sie schlug die Hände vors Gesicht.
    »Das ist keine Katastrophe«, sagte der Staatssekretär. »Wir wollten Kontakt, und nun haben wir ihn.«
    Er klang sachlich und gelassen.
    Annika ließ die Hände sinken und versuchte zu atmen.
    »Das ist dieselbe Summe wie bei dem Spanier.«
    »Ich habe ihm erklärt, dass die Familie keine derart hohe Summe aufbringen kann, und schon gar nicht so schnell. Der Mann sprach ein fehlerfreies ostafrikanisches Englisch. Hochkarätige Ausbildung, würde ich sagen. Die Forderung ist völlig überzogen, und das weiß er. Ich habe gefragt, wie es Thomas geht, aber der Kerl wollte nicht antworten …«
    Sie blickte zu ihm auf.
    »Wie haben Sie sich vorgestellt?«
    »Als Kollege und Freund der Familie.«
    »Nicht als sein Vorgesetzter?«
    »Offiziell hat die schwedische Regierung nichts mit der Sache zu tun.«
    Sie blickte aus dem Fenster. Der Himmel war so eigenartig rot nachts, ein staubiges Graurot durch die Luftverschmutzung und die Lichter der Stadt in den Wolken.
    »Was hat er noch gesagt?«
    Er sah sie an und zögerte.
    »Dass Thomas stirbt, wenn wir das Lösegeld nicht morgen vor zehn Uhr Ortszeit übergeben. Wollen Sie den Mitschnitt hören?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Er nahm ihre Hand.
    »Das hier wird sich eine Weile hinziehen. Üblicherweise dauern kidnap for ransom- Fälle zwischen sechs und sechzig Tagen. Es ist möglich, dass Sie zahlen müssen, damit er freikommt.«
    Sie entzog ihm ihre Hand.
    »Kann die Polizei nichts tun?«, fragte sie.
    »Interpol in Brüssel hat ein JIT gebildet, Joint Investigation Team , sie stellen Informationen über sämtliche Fälle zusammen und leiten sie an alle betroffenen Instanzen weiter. Die Kripo schickt zwei Leute als Verbindungsmänner nach Nairobi, die der schwedischen Botschaft zuarbeiten werden. Hans und Hans-Erik sind im Ministerium zuständig.«
    Annika nickte. Sie wusste, dass die schwedische Polizei keine hoheitlichen Aufgaben in einem anderen Land wahrnehmen durfte.
    »Und die kenianische Polizei?«
    Er schwieg einen Moment.
    »Die kenianische Polizei ist berüchtigt für ihre Gewalttätigkeit und ihre Korruption. Vor ein paar Jahren, als ich über Weihnachten dort unten war, kündigte die Polizei im Nord­westen Kenias Razzien nach versteckten Waffen an. Daraufhin wurden alle Frauen und Kinder aus dem ganzen Landstrich evakuiert. Die Polizei hat nämlich die Angewohnheit, alle zu vergewaltigen, die ihnen bei so einer Aktion in die Quere kommen. Das verursacht enorme Probleme, weil viele Polizisten HIV -positiv sind, so dass die Frauen nach einer Vergewaltigung von ihren Männern verstoßen werden. Wenn wir von uns aus die kenianische Polizei dazuholen, besteht das große Risiko, dass sie einen Teil des Lösegelds für sich fordern. Das würde die Sache nur gefährlicher und teurer machen …«
    Annika hob die Hand.
    »Keine kenianische Polizei. Was ist mit der somalischen?«
    »Somalia hat seit 1991 faktisch keine Regierung und keine staatliche Verwaltung mehr. Es gibt eine sogenannte Somali ­Police Force , aber ich weiß nicht, ob die überhaupt aktiv ist.«
    Sie ballte die Fäuste im Schoß.
    »Wir sprechen noch mit ein paar anderen Organisationen«, fuhr Halenius fort, »aber Sie sollten sich Klarheit über Ihre finanzielle Situation verschaffen. Wir könnten in die Situation kommen, dass Sie eine Lösegeldsumme bezahlen müssen. Haben Sie ein bisschen Geld?«
    Sie blickte zum Kinderzimmer hinüber.
    Die Versicherungssumme von der Villa in Djursholm, dachte sie. Die Versicherung hatte das Geld schließlich doch gezahlt – fast zwei Jahre nach dem Brand. Rund sechs Millionen Kronen lagen auf einem Konto bei der Handelsbank, das entsprach wohl knapp einer

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