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Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Titel: Annika Bengtzon 09: Weißer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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stand auf. Er musste nicht über seine Kinder sprechen, wenn er nicht wollte.
    »Ich ruf mal eben bei meinen an«, sagte sie, griff nach ihrem Handy, ging ins Kinderzimmer und schloss lautlos die Tür hinter sich.
    Sie machte kein Licht.
    Draußen herrschte graue Dämmerung, das Licht schaffte es nicht, die Schatten zu besiegen. Sie rollte sich auf Kalles Bett zu­sammen, nahm sein Kissen in den Arm und atmete seinen Geruch ein. Der war, ehrlich gesagt, ein bisschen zu stark. Sie musste das Bettzeug wechseln – seit dem letzten Mal waren zwei Wochen vergangen. Mindestens. Und sie musste auch mal die Kleiderschränke durchsehen. Das hatte sie noch nicht geschafft, seit sie nach Hause gekommen waren. Sie hatte die Klamotten aus den Koffern einfach zu den alten Sachen gestopft, aus denen die Kinder längst herausgewachsen waren.
    Sie setzte sich auf.
    Sie musste nachsehen, ob sie auch aus ihren Lucia-Kostümen herausgewachsen waren, garantiert waren sie das, und in den Tagen vor dem 13. Dezember war ganz Schweden wie leergefegt von Lucia-Kleidern und Trollkostümen. Sie musste daran denken, so bald wie möglich neue zu kaufen. Aber vielleicht wollte Kalle dieses Jahr gar kein Troll mehr sein? Und vielleicht feierte man in der amerikanischen Schule Lucia gar nicht wie in schwedischen Schulen?
    Sie nahm ihr Handy und rief Berits Festnetznummer an. Ihr Mann, Thord, war am Telefon.
    »Komm nicht zu früh, um sie abzuholen«, sagte er. »Wir wollen fischen gehen!«
    Dann kam Kalle an den Apparat.
    »Weißt du, ob es bei euch in der Schule einen Lucia-Umzug gibt?«, fragte Annika.
    »Mama«, sagte Kalle. »Papa hat mir hundert Mal versprochen, mit mir nach Norwegen zu fahren und im Randsfjord Forellen zu angeln. Wenn er nicht wieder nach Hause kommt, kann ich dann mit Thord fahren?«
    Sie schnappte nach Luft.
    »Natürlich«, antwortete sie.
    »Juchuuuu!«, rief er in den Hörer und ließ Ellen an den Appa­rat.
    »Mama, kann ich einen Hund haben? Einen gelben, der Soraya heißt?«
    »Ist es schön bei Berit und Thord?«, fragte Annika.
    »Biiiiiittte! Nur einen klitzekleinen Hund!«
    »Ich komme nachher und hole euch ab, jetzt sei schön lieb und kuschel ein bisschen mit Soraya. Wir können sie ja öfter mal besuchen.«
    »Wir gehen jetzt angeln«, sagte die Kleine und ließ mit einem Knall den Hörer fallen.
    Annika hörte Schritte und dann ein Rascheln, als der Hörer hochgenommen wurde.
    »Hier ist Highlife«, sagte Berit.
    »Wie soll ich dir nur danken?«, fragte Annika matt.
    »Wie läuft es bei euch?«
    »Weiß nicht«, sagte Annika. »Wir haben nichts mehr gehört. Ich habe mit Schyman ausgemacht, dass ich alles aufschreibe und filme, und wenn alles vorbei ist, können wir entscheiden, was wir davon veröffentlichen.«
    »Klingt wie ein fairer Deal«, sagte Berit. »Sag Bescheid, wenn du meine Hilfe brauchst.«
    Sie hörte, wie jemand mit Kreide auf der Tapete malte.
    »Wo gehen sie denn fischen? Ist der See nicht zugefroren?«
    »Thord hat ein kleines Eisloch draußen am Flussbarschgrund, das hält er den ganzen Winter über offen.«
    Sie legten auf, und Annika blieb noch eine Weile mit dem Telefon in der Hand sitzen. Dann stand sie mit schweren Beinen auf und ging hinüber zum Kleiderschrank, öffnete die Türen und machte sich daran, das Chaos in Angriff zu nehmen. Alle alten Kinderkleider waren verbrannt, aber Ellen und Kalle waren seither ziemlich gewachsen. Zuerst fand sie ein kleines Batman-Kostüm. Sie nahm es heraus und hielt es hoch. Dass es das noch gab! Sie legte es auf Kalles Bett und taufte den Haufen »Behalten«. Dann ein Pulli mit einer Eisenbahn darauf, den Birgitta zu Kalles drittem Geburtstag gestrickt hatte. Birgitta war unglaublich geschickt in diesen Dingen. Der Pulli hatte bei den Großeltern in Vaxholm gelegen und deshalb den Brand überlebt. Er landete ebenfalls auf dem »Behalten«-Haufen. Ein Prinzessinenkleid, das Sophia Grenborg gekauft hatte, warf sie weg. Alte Schlafanzüge, kaputte Strümpfe und ausgewaschene T-Shirts wanderten auch auf den »Müll«-Haufen, nur ein paar Sachen kamen auf Bügel und in die Fächer.
    Sie hatte den ersten Kleiderschrank gerade zur Hälfte geschafft, da klopfte Halenius an die Tür.
    »Es ist da«, sagte er.
    Er dirigierte sie auf den Bürostuhl im Schlafzimmer, den Computer stellte er vor ihr auf den Schreibtisch. Der Bildschirm war schwarz. Ein kleines Dreieck in einem Kreis in der Mitte zeigte an, dass das Video geladen, aber auf Pause gestellt

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