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Anonym - Briefe der Lust

Anonym - Briefe der Lust

Titel: Anonym - Briefe der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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übernehmen würde, wenn sein Vater sich zur Ruhe setzte. Doch schon vorher sollte er gleichberechtigter Partner werden. Ich hatte angenommen, das wäre er bereits.
    „Was ist mit dir?“ Kira nippte an ihrem Drink und schaute dabei Ethan an. Wenn man bedachte, dass sie einen festen Freund hatte, schien sie ein wenig zu sehr an ihm interessiert zu sein, aber Kira war nun einmal diese Sorte Frau.
    Sie wissen schon. Eine von den schlampigen.
    „Ich bin Mechaniker“, erklärte er. „Bei Hershey.“
    „Oh, das ist ein guter Job!“ Kira schob sich zwischen Austin und Ethan.
    „Ja, ein guter Job“, stimmte Ethan zu und nahm einen Schluck aus seinem Glas, während er jede Stelle von Kiras Körper musterte, ohne einen Blick auf ihr Gesicht zu verschwenden.
    Es war in Wirklichkeit so einfach. Sie wollten uns verführen. Wir wollten verführt werden, jedenfalls für ein paar Stunden. Mir war klar, wie wir auf sie wirken mussten. Zwei aufreizend gekleidete junge Frauen, die einen Drink nach dem anderen in sich hineinschütteten und zuließen, dass die Menge sie dichter und dichter an die beiden Typen heranschob, die den Alkohol bezahlten. In Bars gibt es so etwas wie einen Mindestabstand zwischen Fremden nicht. Die Musik macht eine Unterhaltung unmöglich, es sei denn, man stellt sich ganz dicht nebeneinander und schreit sich gegenseitig die Sätze ins Ohr. Es herrscht so großes Gedränge, dass man sich einen winzigen Freiraum erkämpfen muss, und nach ein bis vier Drinks scheint es keine allzu schlechte Idee zu sein, diesen Raum zu teilen.
    Als Austin seine Hand auf meinen Hintern legte, zuckte ich nicht einmal zusammen. Sie fühlte sich gut an. Schwer und warm. Seine starken Finger passten zu seinen kräftigen Bizeps. Er roch gut. Nach Drakkar Noir. Obwohl ich bin, wie ich bin, und trotz allem, was zwischen uns passiert war, hatte ich ihn vermisst.
    „Willst du tanzen?“, brüllte Austin in mein Ohr.
    Unsere Körper hatten sich schon immer blind verstanden, ganz gleich ob wir tanzten oder vögelten. Ich war zu beidem bereit. Er nahm meine Hand, zog mich von Ethan und Kira weg und die Treppe zum dritten Stock hinauf, wo die Musikstücke ohne Pause ineinander übergingen und sich alle gleich anhörten. In der Mitte der Tanzfläche war genügend Platz, und wir fingen an zu tanzen.
    Der Alkohol hatte mich sanft und nachgiebig gemacht, aber die Musik war schnell und laut. Ich wollte langsam tanzen. Austin wollte sich an mir reiben. Wir fanden einen Kompromiss, indem wir unsere Hüften schwangen, und schon bald waren unsere Unterkörper aneinandergepresst. Doch als er versuchte, mich umzudrehen, um an meinen Hintern heranzukommen, schob ich ihn lächelnd weg.
    „Du reagierst nicht auf meine SMS“, sagte er.
    Es war sehr leicht, einfach so zu tun, als würde ich ihn nicht verstehen, weil die Musik so laut war. Lächelnd schüttelte ich den Kopf. Er packte meinen Arm, ziemlich weit oben, dort, wo man leicht blaue Flecke bekommt. Seine Finger umspannten mit Leichtigkeit meinen Oberarm.
    Er beugte sich vor, und strich mit den Lippen an meinem Ohr entlang. „Ich habe dich vermisst.“
    Ich wich vor ihm zurück, aber Austin fasste genau in dem Moment nach meinem Handgelenk, in dem die gesamte Tanzfläche plötzlich von einem strahlend hellen Licht erleuchtet wurde. Austin sah immer noch gut aus. Und ich hatte wohl auch keine Ähnlichkeit mit Frankenstein, denn er hob die Hand und strich mir die Haare aus der Stirn. Als das Licht wieder gedimmt wurde, lächelte er, während die Musik erneut mit einem raschen Bumbum einsetzte, das meinem Herzschlag glich.
    Als er mich küsste, fühlte es sich anders an. Ich fühlte mich anders. Er öffnete seine Lippen, und ich ließ ihn in meinen Mund. Während er mit seiner Zunge meine streichelte, hob er die Hand, um seine Finger in meinem Haar zu vergraben. Er wühlte nicht darin herum, obwohl mein Körper sich bereits erwartungsvoll anspannte.
    Austin knabberte an meinem Ohrläppchen. „Du schmeckst noch genauso wie früher.“
    Glücklicherweise erinnerte ich mich an all die Gründe, weswegen ich die Beziehung mit ihm beendet hatte. Unglücklicherweise erinnerte ich mich aber auch an all die Dinge, warum wir überhaupt etwas miteinander angefangen hatten. Als Austin an der empfindlichen Innenseite meines nackten Arms entlangstrich und schließlich eine Fingerspitze auf den Puls an meinem Handgelenk presste, war mir klar, dass er sehr genau spürte, wie mein Herzschlag sich durch diese

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