Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anonym - Briefe der Lust

Anonym - Briefe der Lust

Titel: Anonym - Briefe der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
Vom Netzwerk:
zu achten, dass sie mitten im Weg stand, rührte sie sich nicht von der Stelle, bis ich kam und sie mit hinaus auf den Gehweg zog.
    „Bist du sicher, dass du zurechtkommst?“ Die kühle Nachtluft ernüchterte mich ziemlich schnell, aber ich zweifelte nicht daran, dass ich zu Austin fahren wollte. Jedenfalls jetzt noch nicht.
    Kira nickte. „Alles in Ordnung.“
    Sie sah entnervt aus und nicht, als ob mit ihr alles in Ordnung wäre. Ich schaute die Straße entlang. Eine Menge Polizisten. Keine Taxis. Ich hatte sie nur ein paar Sekunden nicht angesehen, aber als ich mich wieder zu Kira umdrehte, wirkte sie nicht mehr gelangweilt, sondern vollkommen fassungslos.
    „Du Arschloch!“ Sie machte ein paar Schritte vorwärts, verfing sich mit ihrem Absatz in einem Spalt im Pflaster und stolperte.
    Jack.
    Mit einem lautlosen Seufzen folgte ich ihr. Jack war mit der Frau zusammen, die schon vorher bei ihm gewesen war, und er tat sein Bestes, Kira zu ignorieren. Ich sah, wie er seiner Begleiterin einen hilflosen Blick zuwarf, auf den sie mit einem Schulterzucken reagierte, dann setzten sie sich in Bewegung.
    „Hey, Jack. Jackass! Erlaub dir nicht, mich einfach stehen zu lassen!“
    „Lass doch, Kira. Lass sein.“ Man konnte ihm nicht übel nehmen, dass er sie nicht beachtete. Allerdings fand ich es weniger verzeihlich, dass er mich ebenfalls ignorierte, obwohl ich wusste, dass es wahrscheinlich besser war. „Er ist es nicht wert.“
    „Fick dich, Jack!“, schrie sie. Offensichtlich konnte Kira es nicht lassen.
    Jack zog eine Grimasse und holte seine Mütze aus der Hosentasche. Er setzte sie auf, schaute Kira jedoch nicht an. Wir waren nicht mehr als einige wenige Schritte den Gehsteig entlanggegangen, als Kira sich mit einem lauten Schrei von hinten auf ihn stürzte.
    Jack stolperte vorwärts, als sie mit wild herumwirbelnden Armen und Beinen auf ihn einprügelte. Es gelang ihr nicht, ihn mehr als ein oder zwei Mal zu treffen, aber angesichts ihres Auftritts als wild herumfuchtelnder Derwisch hielten die Zuschauer vorsorglich einen Sicherheitsabstand. Sie kreischte Beleidigungen, von denen die meisten dumm und unpassend waren.
    Jack warf mir einen wütenden Blick zu. Ich fand das ziemlich unverschämt, denn es war schließlich nicht so, als hätte ich Kira erzählt, dass er und ich etwas miteinander gehabt hatten. Dass sie ein Problem mit ihm hatte, hatte nichts mit mir zu tun. Jack schüttelte sie energisch ab und packte sie gleichzeitig bei den Armen, damit sie nicht hinfiel. Sie versuchte weiter, ihn zu schlagen, traf ihn aber nicht.
    „Hör auf“, befahl Jack ihr und schüttelte ihren Arm ein wenig, bevor er sie losließ. Als sie sich wieder auf ihn stürzte, gelang es ihr, ihm die Mütze vom Kopf zu schlagen. Ich ging ein, zwei Schritte weiter und wünschte mir, ich wäre mit Austin gefahren und hätte Kira ihr Drama allein aufführen lassen. Das hier wollte ich wirklich nicht sehen.
    „Ich hoffe, dein verfluchtes Schwanz-Piercing reißt heraus, und du musst demnächst durch drei Löcher pinkeln“, schrie Kira.
    „Nun komm endlich, Kira.“ Ich streckte die Hand nach ihr aus.
    Kira ließ sich endlich mitziehen, rief Jack aber noch im Gehen Beleidigungen zu. In der Nähe des Parkhauses waren nicht so viele Leute unterwegs, und wir hatten bessere Chancen, ein Taxi zu erwischen. Ich rieb meine nackten Arme und zitterte, aber Kira wurde immer noch von ihrer Wut gewärmt, und sie hüpfte wild auf dem Kopfsteinpflaster herum, fuchtelte mit den Händen und murmelte Flüche vor sich hin.
    „Er ist es nicht wert“, wiederholte ich. „Himmel, Kira. Was ist mit dir los?“
    „Er ist ein Vollidiot – ein Jackass, wie sein Name schon sagt“, erklärte sie verbissen. Ihr Make-up war völlig verschmiert, ihre Haare waren zerzaust. Sie gehörte ins Bett.
    Verdammt. Ich wollte auch ins Bett, aber nicht allein. Doch hier stand ich stattdessen und spielte Kiras Babysitter, während sie einen Riesenaufstand wegen eines Kerls machte, für den sie vor einer Million Jahren geschwärmt und mit dem sie nicht einmal ein Date gehabt hatte.
    Ich widersprach ihr nicht, obwohl ich nicht ihre Meinung teilte. „Du bist betrunken. Ruf Tony an. Fahr nach Hause.“
    Sie schniefte und verschränkte die Arme vor der Brust. „Oh, das ist dir doch vollkommen egal. Du wirst mit Austin vögeln. Was interessiert es dich schon, wenn mir jemand das Herz bricht?“
    Ich lachte und wusste sofort, dass das ein Fehler gewesen war, als sie die

Weitere Kostenlose Bücher