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Anonym - Briefe der Lust

Anonym - Briefe der Lust

Titel: Anonym - Briefe der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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bringen können. „Paige!“
    Kira. Mit Austin. Mit meinem Austin? Ich biss die Zähne zusammen und knirschte damit, eine automatische Reaktion, wegen der es mir nicht gelang, mich zum Lächeln zu zwingen. Unsere Blicke begegneten sich, seiner und meiner. Natürlich weiß ich nicht, was meiner verriet, seiner zeigte mir, dass ihm nicht gefiel, was er sah. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich, und nun sah er wieder vertraut aus.
    „Hi.“ Ich schaffte es, ausdruckslos zu klingen, als ich sie ansah.
    Sie ließ ihre Hand an seinem nackten Arm hinuntergleiten, und ihre Fingerspitzen verharrten eine Weile auf der Innenseite seines Handgelenks, bevor sie nach seinen Fingern griff. Austin zog seine Hand nicht fort, aber er griff auch nicht fest zu. Das fiel mir auf, und auch Kira bemerkte es, aber sie war gut darin, das zu bekommen, was sie wollte. Sie schlang also stattdessen einfach ihre Finger um seine.
    „Bist du allein hier?“ Ihre Stimme verspritzte kein Gift. Sie klang vor allem neugierig.
    Und wer weiß, vielleicht war sie das auch. Wir hatten bereits festgestellt, dass die Highschool vorüber war, und unsere Rivalität hätte es eigentlich auch sein sollen. Vor ewigen Zeiten hatte ich mit Jack gevögelt, und nun vögelte sie Austin. Ramsch gegen Plunder, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich hätte es ihr durchgehen lassen sollen.
    „Nein. Ich bin mit einem Freund hier.“ Ich sagte Freund so, dass klar war, es ging um mehr.
    Oh, ich kannte das Zucken in Austins Kiefer, die Art, wie seine Augen langsam schmaler wurden. Kira mochte mit ihm schlafen, aber sie kannte ihn nicht. Nicht so, wie ich ihn kannte.
    Sie schmiegte sich in seinen Arm, und ich war mir nicht sicher, ob sie ihn liebevoll berührte oder einfach nur geil auf ihn war; ob sie sich ihm gegenüber immer so verhielt oder ob sie versuchte, mich eifersüchtig zu machen. Ich vermutete, dass es um Letzteres ging.
    „Hast du jetzt einen festen Freund?“ Nun übertrieb sie es ein wenig.
    Austin ließ sie los und streckte die Hand nach meinem Teller aus. Er nahm sich ein Stück von dem inzwischen kalten Schmalzgebäck und aß es. Puderzucker überzog seine Lippen, und während er sich jeden einzelnen Finger ableckte, sah er mich unverwandt an.
    „Bedien dich“, forderte ich ihn auf. Dann hielt ich ihr den Teller hin. „Möchtest du auch?“
    Kira war nicht die Hellste, aber ihr konnte Austins Blick nicht entgangen sein. Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Ich kann das Zeug nicht essen. Es würde eine Woche dauern, das wieder abzutrainieren.“
    „Hast du eine Woche trainiert, Paige?“ Austin schob seine Hände tief in seine Hosentaschen, so tief, dass seine Jeans noch weiter hinunter auf seine Hüften rutschten und schließlich unter dem Saum seines T-Shirts ein Streifen gebräunter Haut sichtbar wurde.
    „Nein. Aber das erledige ich bei Gelegenheit.“ Ich riss für mich selber ein Stück ab und biss in schwere Süße, dann leckte auch ich mir die Finger ab.
    Es war nicht nett, was wir da mit ihr machten, aber ich konnte schließlich nichts dafür, wenn sie in solchen Dingen nicht gut war. Es war nicht meine Schuld, dass er mich auch nach all den Jahren immer noch wollte. Ich sah mich wieder nach Eric um und entdeckte ihn in dem Moment, in dem ihm gerade ein T-Shirt in die Hand gedrückt wurde. Gleich würde er hier auftauchen. Ich wollte Eric und Austin einander nicht vorstellen.
    „Austin und ich wollen uns das Konzert auf dem Schiff ansehen. Willst du … willst du mitkommen?“
    Nun sah ich sie zum ersten Mal richtig an, meine ehemalige beste Freundin. Sie streckte nicht wieder die Hand nach Austin aus, und ihre Mundwinkel sanken. Ich musste daran denken, wie wir vor langer Zeit gemeinsam geübt hatten, Eyeliner aufzutragen, und wie Kira mir gezeigt hatte, wie man einen Tampon einführt, weil das meiner Mutter aus unerfindlichen Gründen peinlich war. Sie hatte einem Typen in die Eier geboxt, weil er mich schikaniert hatte, und mir ohne zu zögern ihren Lieblingslippenstift geliehen. Sie wollte Austin, und mir war klar, da ich ihn selber nicht mehr wollte, deshalb hätte ich ihn ihr überlassen sollen.
    Also tat ich es.

29. KAPITEL
    „Ein andermal“, lehnte ich Kiras Aufforderung ab, mit zu dem Konzert zu gehen. Ich hatte Eric erspäht, wie er auf uns zukam. Aus seiner Hosentasche baumelte ein T-Shirt. „Vielleicht laufen wir uns hier später noch einmal über den Weg.“
    Ich ging davon, ohne mich noch einmal umzusehen, und eilte durch die

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