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Anonym - Briefe der Lust

Anonym - Briefe der Lust

Titel: Anonym - Briefe der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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wegzog.
    Irgendwie geriet ich dann auf eine Seite mit Videos von „Geistererscheinungen“ und „echten Alien-Entführungen“, die ich mir anschaute, und deshalb war ich noch wach, als mein Telefon sich meldete, weil eine neue SMS eingegangen war.
    Ich habe Angst davor, dass jemand Kontrolle über mich hat.
    Ich lehnte mich zurück, mein Computer war vergessen, mein Herz klopfte bis in die Ohren, und im Mund schmeckte ich plötzlich Honig. Es war der süße Geschmack der Vorfreude. Der Erwartung.
    Er hatte Angst, von jemandem kontrolliert zu werden. Und genau das bekam er von mir.
    Ich fand es in einem der Kioske im Einkaufszentrum. An dem kleinen Verkaufsstand wurden Haarspangen aus geprägtem Leder, Gürtel und Halsketten aus Cordschnüren und Glasperlen verkauft. Und dort hing es ganz unauffällig an einem Gestell, zusammen mit einer ganzen Menge anderer Stücke, denen ich nicht einmal einen zweiten Blick gönnte – ein Armband.
    Ein flacher schwarzer Lederstreifen, ungefähr zweieinhalb Zentimeter breit, der mit einem Schnappverschluss geschlossen wurde. Es war die Art von Armband, wie es von Teenagern aus der Emo-Szene oder von Skatern getragen wurde, und es konnte mit vielen verschiedenen Mustern und Bildern verziert werden.
    „Kann ich helfen?“ Der Junge in Röhrenjeans und knöchelhohen Turnschuhen schaute um die Ecke des Kiosks.
    Ich hob das Armband. „Ich hätte gern das hier.“
    Er schaute mich durch seine langen Ponyfransen an. Ponys bei Jungen. Das war ein modisches Statement, dem ich hilflos gegenüberstand. „Wollen Sie irgendwas darauf haben? Einen Namen oder so was?“
    Er klappte ein Buch mit Mustern auf, um mir die Auswahl zu zeigen. Ich ließ meinen Blick über Reihen von stilisierten Herzen, Blumen und Buchstaben gleiten. Schließlich tippte ich auf ein schlichtes, elegantes Alphabet.
    „Ich dachte an das Wort … Sklave.“
    Das weckte sein Interesse. „Für Sie?“
    Ich lachte. „Oh nein.“
    „Süß.“ Er zog das Wort zu zwei Silben auseinander.
    „Finden Sie?“ Ich ließ meine Finger über das steife Leder gleiten. Es würde sein Handgelenk wie eine Handschelle umschließen.
    Ich probierte das Armband selber an und spürte, wie die Ränder ein wenig in meine Haut einschnitten, als ich mich bewegte. Nicht so sehr, dass es wehtat, aber ich fühlte, dass es da war. Ich reichte es dem Emo-Jungen, der es zu der Maschine trug, die die Buchstaben einprägte. Gelangweilt schaute ich noch einmal die Muster durch, während er an verschiedenen Knöpfen herumdrehte und das Armband in die Maschine einspannte.
    Da entdeckte ich es. „Warten Sie.“
    Er schaute auf, einen Finger bereits auf dem Knopf, mit dem die Maschine gestartet wurde. „Hm?“
    Ich machte ihm ein Zeichen, zu mir zu kommen, und als er es tat, deutete ich auf ein Bild in der Mustermappe. „Ich will stattdessen das hier.“
    Er grinste, dann nickte er. „Kein Problem.“
    Er brauchte eine Minute, um die Vorlage zu ändern, und die Maschine benötigte eine weitere Minute, um das Leder zu prägen. Sobald das erledigt war, reichte er mir das Armband. In das schwarze Leder war nun das Bild eingeprägt, das ich ausgesucht hatte. Eine Rose, deren Stiel und Dornen aus Stacheldraht bestanden.
    Schlicht. Elegant. Und viel subtiler als das Word Sklave , das sich ohnehin nicht richtig anfühlte.
    „Bitte sehr.“ Er gab mir eine Tüte mit dem Armband drin. „Viel Vergnügen damit.“
    Vergnügen wäre nicht unbedingt das Wort, das ich benutzt hätte, aber ich nahm die Tüte mit einem Lächeln entgegen. Unsere Hände berührten sich, und er grinste. Er wusste nichts über mich, aber er glaubte, etwas zu wissen. Und ich stellte fest, dass es mir vollkommen egal war.
    Ich kann mir nicht vorstellen, dass es irgendeine Frau auf Erden gibt, die nicht begreift, dass die richtige Kleidung eine Situation vollkommen verändern kann. Unter meinem schlichten Sommerrock und einem lässigen T-Shirt trug ich den BH und das Höschen, die Eric für seine Gebieterin gekauft und ihr geschickt hatte. Die Spitzen und die Seide schmiegten sich an meine Haut und erinnerten mich bei jedem Schritt daran, wie es sich anfühlt, begehrenswert zu sein.
    Natürlich war mir äußerlich nichts davon anzumerken. Ich traf ihn in der Eingangshalle, wie wir es uns zum Auftakt unserer nicht ganz offiziellen Dates zur Gewohnheit gemacht hatten, und er begrüßte mich mit einem Lächeln und einer angedeuteten Umarmung. Er trug ein langärmliges Hemd von Henley, aber

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