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Anonym - Briefe der Lust

Anonym - Briefe der Lust

Titel: Anonym - Briefe der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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vor dem Wind und hielt es ans Ende der Zigarette. Anschließend nahm er die Zigarette aus dem Mund und fuhr mit der Zunge über das Mundstück. Fasziniert schaute ich ihm bei seinem Tun zu.
    Er hob den Kopf, sah mich an und hielt ein paar endlose Sekunden lang inne, um schließlich zu lächeln. „Ich weiß. Es ist eine schreckliche Angewohnheit. Aber schau mal, es ist meine allerletzte Zigarette. Dann ist es für mich erledigt. Dann gehe ich in den kalten Entzug.“
    Ich sah ihn nicht wegen des Rauchens unverwandt an, sondern weil es so verdammt sexy war, wenn er die Lippen bewegte, und ich spürte bereits, wie meine Knie schwach wurden. „Nein. Ich meine, ja, es ist eine schlechte Angewohnheit. Aber das geht mich nichts an.“
    Eric nahm einen langen, tiefen Zug und stieß den Rauch wieder aus. Der Wind wehte ihn fort. Für einen Moment schloss Eric die Augen, dann schaute er mich wieder an. Anschließend betrachtete er die Zigarette. „Ich weiß, Aufhören wäre das Beste für mich. Klar weiß ich das, ohne jeden Zweifel. Gibt es etwas, mit dem du immer weitermachst, obwohl du weißt, es schadet dir, Paige?“
    „Verdammt, ja“, erklärte ich, ohne auch nur nachzudenken. „Da gibt es mehr als eine Sache.“
    Wir lachten gemeinsam. Sein Blick hielt meinen fest. Vielleicht lag es an der Sonne, die sich in seinen Augen spiegelte, vielleicht sah ich in seinen Pupillen auch die Reflektion meiner eigenen Hitze, jedenfalls erwiderte ich seinen Blick direkt und ohne jede Zurückhaltung. Er schaute als Erster wieder weg.
    „Wir sehen uns“, sagte er.
    „Das hoffe ich“, erklärte ich ihm, und er lächelte.
    Auf meinem Weg zur Arbeit kam ich jeden Tag bei „Sensations“ vorbei. In dem unscheinbaren Gebäude, das ein Stück vom Rand der Hauptstraße zurückgesetzt lag, hatte es vor nicht allzu langer Zeit gebrannt, aber offensichtlich war den Tänzerinnen und den Kabinen, in denen man sich Sexfilme anschauen konnte, nichts passiert. Der Parkplatz war zur Hälfte gefüllt, und bevor ich selber in den Laden ging, beobachtete ich ungefähr fünfzehn Minuten lang, wie ein Strom von Männern hineinging und herauskam.
    Ich war in einer erinnerungswürdigen Nacht in dem Geschäft gewesen, als ein Junge mich praktisch auf den Knien angeflehte hatte mitzugehen. Außerdem noch einige wenige Male, um Scherzartikel für einen Junggesellinnenabschied oder einen Geburtstag zu kaufen. Damals war ich kein bisschen verlegen gewesen. Ich hatte mit meinen Freundinnen herumgekichert oder lässig getan, während wir den Umfang der Dildos verglichen, die nach dem Vorbild lebender Pornostars geformt waren. Auch diesmal wäre ich nicht verlegen gewesen, hätte die Nachricht mich nicht aufgefordert, es zu sein.
    Ich besaß einen Vibrator, den ich nur selten benutzte. Ich hatte aufreizende, verführerische Dessous, die ich nie anzog. Irgendwo lag sogar ein illustriertes Buch mit Sex-Stellungen herum: Darin hatte ich die Ecken der Seiten umgeknickt, die Positionen zeigten, die ich schon ausprobiert hatte.
    Der Verkäufer hinter dem Tresen hob den Kopf, als ich den Laden betrat. Ich hatte etwas anderes erwartet, jedenfalls keine heißen Typen mit einem tollen Körper und dem Gesicht eines männlichen Models.
    Jetzt war ich doch verlegen.
    Es fühlte sich an, als würde man zwischen den Haltebügeln beim Gynäkologen hindurchschauen und erwarten, einen dicken, glatzköpfigen Mann im Alter des eigenen Vaters zu sehen, erblickte aber stattdessen Brad Pitt.
    „Hi“, begrüßte er mich. „Kann ich Ihnen helfen?“
    Du wirst den Artikel kaufen, der Dich am meisten in Verlegenheit bringt, und Du wirst ihn benutzen, bis Du zum Orgasmus kommst.
    Keiner der Plastikpenisse und keine der mit Fell gefütterten Handschellen brachte mich in Verlegenheit. Verdammt, die Analkugeln und -pflöcke brachten mich zwar dazu, meine Hinterbacken zusammenzukneifen, aber ich wurde nicht verlegen.
    „Ja“, erwiderte ich. „Ich suche etwas ganz Besonderes.“
    Er hatte ein hübsches Lächeln. Verdammt. Und wirklich schöne Augen.
    „Etwas Besonderes? Als Geschenk? Für eine Geburtstagsfeier, einen Junggesellinnenabschied vielleicht?“ Er klang, als würde er das hier jeden Tag machen. Wahrscheinlich war es auch so.
    „Nein. Für mich.“
    Sein Blick hielt meinen eine Sekunde länger als notwendig fest. „Okay. Nun, vielleicht kann ich Ihnen helfen zu finden, was Sie suchen.“
    Ein Herzschlag, eine Pause, ein kurzes, flaches Ein- und Ausatmen. Ein Lächeln.

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