Anonym - Briefe der Lust
Rabbit, der Rammler“, erwiderte sie. „Ja. Ich weiß.“
Ich zog eine Braue hoch. „Es tut mir leid. Es war nicht zu der Zeit, als du auch nur annähernd mit ihm zusammen warst.“
Sie seufzte und zuckte dann die Schultern. „Ich weiß. Ich nehme an, ich bin einfach nur sauer, weil du ihn bekommen hast und ich nicht. Aber das ist ja eigentlich auch nichts Neues.“
Das von ihr zu hören hatte ich nicht erwartet. „Wie meinst du das?“
Sie gab vor, höchst interessiert an ihrem neuen beigefarbenen Nagellack zu sein. „Es war dasselbe Spiel wie mit jedem anderen Kerl, der mir jemals gefallen hat, stimmt’s?“
„Wovon redest du eigentlich?“
Unter ihren gesenkten Lidern hervor warf sie mir einen Blick zu. „Austin?“
„Was ist mit ihm?“
Eine Weile starrte Kira mich stumm an, dann schaute sie weg.
Ich musste lachen. Das konnte ich mir wirklich nicht verkneifen. „Du hast versucht, bei Austin zu landen? Aber du warst böse auf mich, weil ich mit Jack herumgemacht habe? Was bist du doch für eine Heuchlerin!“
Ihre Augen funkelten. „Du wusstest, was ich für Jack empfand! Das mit Austin war anders.“
„Was ist denn daran anders?“ Ich trank meinen Kaffee aus und griff nach meiner Tasche, um zu gehen. Nicht weil ich wütend war, sondern weil – wie ich auch vor nicht allzu langer Zeit zu dem Mann gesagt hatte, von dem wir gerade sprachen – der Kuchen gegessen war.
„Du hattest ihn verlassen! Du liebtest ihn nicht mehr.“ Auch Kira griff nach ihrer Tasche, während sie zornige Blicke um sich warf. „Nicht, dass es irgendeine Rolle spielen würde.“
„Er hat dich abblitzen lassen, stimmt’s?“
Ihre Miene war Antwort genug.
„Deshalb warst du so sauer, nicht wahr? Nicht weil ich mit Jack herumgemacht hatte, sondern weil du versucht hattest, dich an Austin heranzumachen und er dich hat abblitzen lassen.“
„Er wollte mich nicht, weil er immer noch dich wollte“, erklärte Kira.
Darauf fiel mir keine Antwort ein.
„Und dann bist du hingegangen und hast wieder mit ihm herumgemacht.“
„Kira. Ich hatte keine Ahnung, dass du an Austin interessiert warst.“
Aber sie konnte ihn nicht haben, ging es mir plötzlich zu meinem eigenen Erstaunen durch den Kopf. Weil er mir gehörte.
„Was auch immer. Spielt das eine Rolle?“ Sie schob sich den Riemen ihrer Umhängetasche über die Schulter. „Wir sollten sowieso nicht zulassen, dass Männer zwischen uns stehen, stimmt’s?“
Ich verriet ihr nicht, dass der Grund für meine Entschuldigung nichts mit dem Band unserer Freundschaft zu tun hatte, das in letzter Zeit ziemlich strapaziert worden war. Manchmal erhält man eine Freundschaft mehr aus Gewohnheit aufrecht als wegen irgendwelcher Gemeinsamkeiten. Ohne die Karte hätte ich sie vielleicht nie wieder angerufen.
„Stimmt“, beantwortete ich ihre Frage.
„Und was wird jetzt mit euch? Seid ihr wieder zusammen, oder was?“, wollte Kira wissen.
„Gütiger Gott, nein!“
Wir gingen zu unseren Autos, die nebeneinander auf dem Parkplatz standen. Ich schaute an Kira vorbei den Gehsteig entlang, auf dem es von Leuten wimmelte, die auf der Suche nach Schnäppchen die Outlets stürmten. Als Kind und Jugendliche hatte meine Mom mich zu echten Fabrikverkäufen mitgenommen, in Läden, in denen zweite Wahl und fehlerhafte Artikel verkauft wurden. Diese Geschäfte hier hatten nicht das Geringste damit zu tun.
„Wie auch immer. Ich glaube, Tony hat vor, mir einen Antrag zu machen.“ Sie klang weniger schüchtern, als ich es bei einer solchen Bemerkung von ihr erwartet hätte. „An meinem Geburtstag. Ich dachte eigentlich, er würde mir zu Weihnachten einen Ring schenken, aber …“
Plötzlich erschien es mir vollkommen abwegig und unwahrscheinlich, dass Kira heiraten könnte. „Du würdest den Antrag tatsächlich annehmen?“ Ich kannte ihren Freund nicht einmal.
Sie schaute mir direkt in die Augen. „Klar. Vermutlich. Ich werde schließlich nicht jünger.“
Es war eine solche Plattitüde, aber sie passte zu ihr.
„Es geht im Leben nicht nur darum, verheiratet zu sein, Kira.“ Eigentlich hatte ich beabsichtigt, ihr Mut zu machen, aber sie warf mir einen weiteren misstrauischen Blick zu.
„Das sagt sich für dich so leicht. Weil du einfach aufgegeben hast.“
„Das meine ich nicht. Ich wollte nur sagen, dass du nicht ständig denken solltest, dass in deinem Leben etwas Entscheidendes fehlt. Mehr nicht.“
„Es fehlt aber etwas. He, du könntest meine
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