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Anonym - Briefe der Lust

Anonym - Briefe der Lust

Titel: Anonym - Briefe der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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niemand mich beobachtete. Aber falls jemand es tat, würde er wissen, dass ich gehorcht hatte.
    Morgen würde ich eine blaue Bluse tragen.
    Aber vorher musste ich sie noch waschen.

17. KAPITEL
    Riverview Manor war mit Hochleistungswaschmaschinen und -trocknern auf dem neuesten technischen Stand ausgestattet, aber es gab einfach nicht genug davon. Was ein weiterer Minuspunkt dieser angeblichen Luxuswohnanlage war, über den die Mietervereinigung sich bereits in vielen Rundschreiben geäußert hatte. In einigen Wohnungen gab es angeblich eigene Waschmaschinen und Trockner, was eine Erklärung für die viel zu knappe Versorgung des Waschraums lieferte. Wie auch immer. Als ich mit meinem Wäschekorb in den Raum kam und ihn bis auf den Geruch von Weichspüler und das Summen der sich drehenden Trocknertrommeln leer vorfand, war mir klar, dass ich großes Glück hatte.
    Ich stopfte meine Sachen in eine der Maschinen und fügte Waschmittel hinzu, dann nahm ich meinen halb leeren Korb und mein Buch und ging zur hinteren Wand, wo die harten Holzstühle standen. Als ich entdeckte, dass ich doch nicht allein war, stieß ich prompt einen unterdrückten Schrei aus. Der Mann, der dort saß, hielt den Kopf gesenkt und hatte Kopfhörer auf, sodass er meinen Schrei wohl nicht gehört hatte. Aber mein Zurückzucken war ihm offenbar nicht entgangen, denn er schaute auf.
    Eric sah mich lächelnd an und nahm die Kopfhörer ab. Aus weiter Ferne hörte ich die Melodie eines Songs, den ich sicher erkannt hätte, wäre ich in der Lage gewesen, mich darauf zu konzentrieren, anstatt Eric meine ganze Aufmerksamkeit zu schenken. Ganz besonders seinen Augen, die von einem sehr dunklen Braun waren.
    „Hi“, begrüßte er mich. „Tut mir leid. Habe ich dich erschreckt?“
    „Ich habe dich hinter den Waschmaschinen nicht gesehen.“ Nachdem ich meinen Korb abgestellt hatte, presste ich eine Hand auf mein rasch pochendes Herz.
    „Ja, der Raum ist nicht gerade übersichtlich gestaltet.“ Er schaute sich um und schob dann die Zeitung von dem Stuhl neben seinem. „Tut mir trotzdem leid. Möchtest du dich setzen?“
    Ich wählte den Platz, der zwei Stühle von seinem Stuhl entfernt war, und schob meinen Wäschekorb mit den Füßen dorthin. Er lächelte mich immer noch an, also lächelte ich zurück. „Danke.“
    „Wie schön, dass wir uns hier treffen“, stellte er fest.
    „Wir begegnen uns hier und da und überall.“ Ich tippte mir mit dem Zeigefinger gegen das Kinn und tat, als würde ich scharf nachdenken. „Verfolgst du mich?“
    Zu meinem Entzücken wurden seine Wangen rosig. Nur ein kleines bisschen. Aber es war nicht zu übersehen.
    „Das könnte man fast meinen, nicht wahr?“
    Ich schüttelte den Kopf und bückte mich, um ein paar Wäschestücke aus meinem Korb zu nehmen. „Ich habe dich im Fitnessraum vermisst.“
    Als ich aufblickte, erhaschte ich einen seltsamen Ausdruck in seinen Augen. Schuldgefühl vielleicht, aber warum sollte es Eric etwas ausmachen, wenn ich wusste, dass er nicht regelmäßig trainiert hatte? Mir fiel kein Grund ein. Er zuckte mit den Achseln und strich sich mit der Hand über sein zerzaustes Haar.
    Während wir miteinander redeten, stopfte ich eine Ladung weiße Wäsche in die am nächsten stehende Maschine. Mir war bewusst, dass zwischen meinen T-Shirts und Blusen auch meine Höschen und Büstenhalter lagen, aber ich schenkte dieser Tatsache nicht genügend Aufmerksamkeit, um deswegen zu erröten, selbst als ich seinen Blick auffing.
    Erics Lächeln war so sanft und süß wie Honig, der von einem Löffel tropft. Und so wie Honig vom Löffel wollte ich es gern ablecken. „Du hast mich vermisst. Verdammt. Das tut mir leid.“
    Umgeben von heißer, feuchter Luft und dem Geruch von Weichspüler schauten wir uns an.
    „Hast du … nach mir Ausschau gehalten?“, erkundigte sich Eric. „Aus einem bestimmten Grund, meine ich?“
    Hitze stieg in meine Wangen, und ich beantwortete seine Frage mit einem Lachen und dem Senken meines Kopfes. Eine Sekunde später fing Eric ebenfalls an zu lachen. Seine Stimme fiel in mein Gelächter ein wie bei einem Duett, und als ich den Blick hob und ihn ansah, leuchteten seine dunkelbraunen Augen vor guter Laune und unverhülltem Interesse.
    „Hast du?“
    „Ja“, gab ich zu. „Ohne dich ist es nicht dasselbe.“
    „Tut mir leid. Bei der Arbeit war einfach zu viel los.“
    Ich schob meine Münzen in den Schlitz und schüttete einen halben Messbecher Waschpulver in die

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