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Anruf aus Nizza

Anruf aus Nizza

Titel: Anruf aus Nizza Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht, Liebling. Ich wußte doch, daß du es nicht ernst gemeint hast. Du mußt sie nur mal kennenlernen, sie ist wirklich ein netter Kerl, offen und gerade heraus. Und sie versteht es mit den Kindern großartig.«
    Monika biß die Zähne zusammen, brauchte sekundenlang, um wieder lächeln zu können.
    »Du hast recht, Robert. Und sie bekommt ein Kind?«
    »Ja.« Er zündete sich eine von ihren Zigaretten an und fuhr fort: »Weißt du, das ist eigentlich eine komische Sache. Zuerst hat sie mir überhaupt nicht gefallen, ich habe sie für irgendein Mädchen gehalten, das sich vor der Verantwortung und den Folgen einer Liebelei drücken möchte. Aber dann mußte ich meine Meinung gründlich revidieren. Sie ist grundanständig, ein wenig labil und sehr sensibel, und beinahe hätte sie sich unter meinen Augen umgebracht. Der Kerl, der sie in diesem Zustand hat sitzenlassen, ist auf und davon.«
    »Und... wie und wann hast du sie denn aufgegabelt?«
    »Tja, das ist auch merkwürdig. Irgendein Mann hat sie eingeliefert, das war... am gleichen Abend, wie... na ja, eines Abends eben. Er hat auch für sie bezahlt, aber sich nie wieder blicken lassen. Komisch, was?«
    »Sagtest du nicht, daß sie früher Mannequin war?«
    »Doch, ja.«
    »Dann wird es einer ihrer Bekannten getan haben, vermutlich jemand, der verheiratet ist und nicht in Schwierigkeiten kommen wollte.«
    Er lachte.
    »Schau einer an, wie raffiniert du sein kannst. Ja, so wird das wohl sein. Aber, bitte, erwähne nichts davon, es würde ihr sicher sehr peinlich sein.«
    Sie machte ein übertrieben böses Gesicht.
    »Wofür hältst du mich denn? Du wirst sehen, ich werde mich ganz gut mit ihr vertragen. Und, wenn ich es recht überlege, ist sie vielleicht wirklich eine Hilfe für uns.«
    »Sicher.«
    Sie deutete auf das Buch, das noch aufgeschlagen auf dem Tisch lag.
    »In Gedanken schon wieder an der Arbeit?«
    »Ja.«
    »Na, dann fahr doch in deine Klinik, du hast heute doch keine Ruhe mehr hier draußen.«
    Er fühlte sich ertappt, war hilflos und dankbar zugleich.
    »Meinst du? Ich dachte... aber es geht dir wohl wirklich wieder ganz gut, oder?«
    »Könnte mir nicht bessergehen.«
    »Dann würde ich wirklich ganz gern...«
    Monika sprang auf. Unten auf der Seestraße knatterte der Briefträger auf seinem gelben Moped vorbei.
    »Halt ihn bitte auf, Robert. Ich möchte nur gern zwei Zeilen an Brigitte schreiben und ihm den Brief gleich mitgeben.«
    Sie rannte in ihr Zimmer, suchte das Scheckbuch, füllte den Scheck über zehntausend Mark auf den Namen Giulio Torrini aus, schrieb ein paar Worte an Brigitte dazu und schob Brief und Scheck in den Umschlag.
    Dann eilte sie hinunter.
    »Hier«, sagte Monika, »besorgen Sie diesen Brief bitte für mich.«
    Der Briefträger nickte und musterte sie unverhohlen.
    »Wird gemacht, gnä’ Frau.«
    Eine Viertelstunde später brach Robert auf. Er saß schon in seinem Wagen, hatte Monika schon zum Abschied geküßt, hatte schon fest versprochen, heute abend nicht zu spät wieder herauszukommen, als ihm noch etwas einfiel.
    »Ach, da war vorhin in der Post ein Brief von Wanntesberger. Er möchte das Geld für unser Heizöl, er hat letzte Woche schon darum gebeten, und ich hab’s ganz vergessen. Sei doch so gut und gib mir gleich einen Scheck mit, ich fahre ja direkt bei ihm vorbei.«
    Monikas Lippen zuckten, Sie hatte keine zweitausend Mark mehr auf dem Konto.
    Er schien ihr Zögern zu merken und lachte.
    »Keine Angst, Ried kommt schon nicht zu kurz, ich lasse gleich heute wieder Geld auf dein Konto überweisen.«
    »Nein«, murmelte sie, »ich habe... wieviel ist es denn?«
    Er zog den Brief aus der Tasche und gab ihn ihr.
    »Beide Tanks voll, etwas über dreieinhalbtausend. Gib mir bitte den Scheck gleich mit.«
    Sie zögerte. »Ich weiß gar nicht, ob wir noch soviel auf dem Ried-Konto haben.«
    »Haben wir, Liebling. Als ich neulich die Adresse von Brigitte suchte, sah ich zufällig die Bankauszüge. Wir haben hier noch beinahe zwölftausend.«
    Monika lief in ihr Zimmer und schrieb den Scheck aus. Die Berckheims besaßen zwei Konten: eins in München, über das die Klinikangelegenheiten liefen, und das galt sozusagen als Roberts Konto. Das zweite betraf Ried und sämtliche Ausgaben, auch die privaten hier draußen. Und dieses Konto war nun überzogen, weil Robert, sicherlich zum ersten Mal seit vielen Jahren, zufällig den letzten Bankauszug gesehen hatte.
    Wie konnte sie ihm

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