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Anruf aus Nizza

Anruf aus Nizza

Titel: Anruf aus Nizza Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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Wagen in die Einfahrt, kam langsam näher und hielt vor dem Portal.
    Ein schwarzhaariger Mann stieg aus, winkte zu Irene herüber. Sie kam näher.
    »Bittä«, sagte der Mann. »Ist hier Besitztum Berckheim?«
    »Ja.«
    Der Mann lachte mit blitzenden Zähnen.
    »Bin ich Giulio Torrini, ist nämlich große Überraschung für gnädige Frau Berckheim. Sind Sie Schwester?«
    »Nein, ich bin... sozusagen das Kinderfräulein.«
    Geheimnisvoll nahm er Irene am Arm und flüsterte: »Bittä, Sie mir helfen, wir machen große Überraschung für Madame.«
    »Wie denn?«
    »Madame denkt, Wagen kommt mit Eisenbahn. Ich zufällig in München arbeiten, nehme ich Wagen einfach mit, ist besser und kostet Madame nichts. Wollen Sie Madame sagen, ein guter Bekannter ist da? Aber nicht sagen von Auto, bittä!«
    »Sofort«, sagte sie und schenkte Giulio ein Lächeln, das ihm wie ein Versprechen vorkam. »Sofort werde ich Frau Berckheim holen.«
    Sie fand Monika draußen auf der Terrasse, wo die Kinder wieder ihr geliebtes Federball spielen durften.
    »Draußen«, sagte Irene, »vor dem Haus steht ein Herr, der Sie sprechen möchte.«
    »Ein Herr?« Monikas Stimme versagte beinahe vor Angst. »Hat er nicht gesagt, was er von mir will?«
    »Nein. Er sagte nur, er sei ein guter Bekannter von Ihnen.«
    Monika zögerte. Ein fragender, beinahe bittender Blick streifte Irene, die sich nicht anmerken ließ, wie sehr sie diese Szene auskostete. Du liebe Güte, dachte Irene, die hat ein schlechtes Gewissen!
    Aber dann atmete Monika auf, als sie Giulio sah.
    »Oh! Giulio... Herr Torrini! Welche Überraschung. Und... nein, das ist ja mein Wagen!«
    »Habe ich ihn mitgebracht, Madame«, sagte er und erklärte ihr das gleiche, wie vorhin Irene.
    »Wirklich«, sagte Monika erfreut, »ich habe ihn sehr vermißt. Sehr lieb von Ihnen, Giu... Herr Torrini, ihn mir zu bringen.«
    »Ich sehr vorsichtig gefahren, bittä, Madame, ist nirgend kein kleinster Kratz.«
    »Ich weiß ja, daß Sie gut fahren...«, sagte Monika. Sie brach verwirrt ab. Durfte sie wissen, ob er gut fuhr oder nicht? Rasch sagte sie: »Kommen Sie doch bitte herein. Haben Sie schon gefrühstückt?«
    »Bißchen ja. Aber kleine Tasse Kaffee...«
    »Selbstverständlich. Mein Mann muß auch bald kommen, er wird sich sehr freuen.«
    Irene musterte inzwischen den großen, hellen Wagen so auffällig, daß Monika es unbedingt merken mußte. Erstaunt fragte sie: »Das ist Ihr Wagen, Frau Berckheim?«
    Monika zögerte. Sie spürte schon wieder dieses gräßliche Würgen im Hals. Nur mit größter Mühe konnte sie ruhig bleiben und fragen: »Ja. Warum?«
    Es bereitete Irene ein beinahe teuflisches Vergnügen, mit ihrer Rivalin unbarmherzig Katz und Maus zu spielen.
    »Ich weiß nicht warum«, sagte sie. »Ich dachte, Sie würden irgendein kleines Sportcoupé fahren.«
    Und wieder durfte Monika es sich nicht anmerken lassen, wie froh sie über diese Antwort war, die ihr erneut zu beweisen schien, daß ihr von Irene wirklich keine Gefahr drohte. Man mußte endlich aufhören, hinter jedem Blick, jedem Satz eine doppelte Bedeutung zu suchen.
    Lächelnd sagte sie:
    »Nein, ich mache mir nichts aus kleinen Sportcoupés. Außerdem fahre ich oft mit den Kindern, und da ist ein großer Wagen viel praktischer.«
    Keine der beiden Frauen hatte während dieses Wortwechsels bemerkt, wie gespannt Giulio Torrini jedes Wort verfolgte. Mit dem sechsten Sinn des geborenen Gauners ahnte er, daß Irene soeben gelogen hatte, daß sie in Wirklichkeit Monikas Wagen längst kannte, und daß auch sie ihr grausames Spiel mit dieser gehetzten Frau trieb. Seine lebhafte Phantasie ließ ihn augenblicklich überlegen, ob es nun wohl an der Zeit sein könnte, den lästigen Tino Moreno aus diesem Geschäft zu entfernen und statt dessen mit Irene zusammenzuarbeiten.
    Eine Viertelstunde später kam Robert aus der Stadt. Der Gärtner hatte Monikas Wagen schon in die Garage gebracht und wusch ihn. Und da er über die Autos seiner Herrschaft genauestens Buch führte, machte er eine Entdeckung, mit der er nicht fertig wurde.
    Gegen Mittag sprach er Irene im Treibhaus an.
    »Hören Sie mal, Fräulein Keltens, da ist eine merkwürdige Sache. Da fehlen mir nämlich sozusagen rund zweitausend Kilometer.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Frau Berckheim hat mich damals, als sie weggefahren ist, nach der Strecke gefragt, nach Nizza. Und ich kenn das doch alles, weil ich früher, als ich noch beim Herrn Konsul Meißner war, oft da hinunter gefahren

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