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Anruf aus Nizza

Anruf aus Nizza

Titel: Anruf aus Nizza Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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Schreibtisch. »Meine Sprechstunde fängt zwar erst später an, aber nun sind Sie ja schon da. Wo brennt’s denn?«
    Wolfgang machte eine Handbewegung zur Oberschwester.
    »Ich muß Sie allein sprechen, Herr Doktor, es ist eine private Angelegenheit.«
    Robert nickte Mathilde zu.
    »Bis nachher, Oberschwester.« Als sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, sagte Wolfgang:
    »Es handelt sich um Ihre Frau, sie ist in Gefahr.«
    »Meine Frau?« fragte Robert. »Wollen Sie mir nicht erklären, wieso Sie zu dieser Ansicht kommen?«
    »Kennen Sie mich nicht?«
    Robert musterte den Besucher.
    »Nein, eigentlich nicht. Aber es könnte sein... warten Sie mal, ich glaube... nein, ich weiß wirklich nicht. Aber was ist nun eigentlich los?«
    »Ich bin Wolfgang Rothe.«
    »Ach«, sagte Robert. Seine Augen waren auf Wolfgang geheftet. »Was ist mit meiner Frau? Und was haben Sie damit zu tun?«
    Wolfgang zündete sich eine Zigarette an.
    »Eine ganze Menge«, sagte er. »Am besten ist es, wenn Sie mir mal eine Weile ruhig zuhören. Es war nämlich reiner Zufall, daß ich zur gleichen Zeit wie Ihre Frau meinen Urlaub in Nizza verbrachte. Es war auch reiner Zufall, daß wir uns dort trafen. Sie wissen doch, daß ich Monika einmal sehr gern gehabt habe?«
    »Sie hat es mir damals gesagt, glaube ich.«
    »Glaube ich!« brauste Wolfgang auf. »Tun Sie nur nicht so, als würde Sie das alles nicht interessieren. Sie haben mir Monika seinerzeit vor der Nase weggeschnappt, ich war damals ja nur ein kleines Würstchen, und wahrscheinlich hat Sie Monika auch mehr geliebt, als mich.«
    Ein kleines ironisches Lächeln umspielte Roberts Lippen.
    »Wahrscheinlich«, sagte er. »Sonst hätte sie sich wohl anders entschieden.«
    »Sehr richtig, Herr Doktor. Sie hat Ihnen vertraut. Und was haben Sie getan? Was haben Sie mit diesem Vertrauen gemacht? Mißbraucht haben Sie es, Sie haben sich nicht um sie gekümmert, haben in Ihrer Klinik gehockt, wie jetzt auch, und haben von Tuten und Blasen keine Ahnung — wie jetzt auch.«
    Roberts Gesicht erstarrte.
    »Wollen Sie bitte zur Sache kommen? Was wünschen Sie von mir?«
    Wolfgang schwieg und schaute den Arzt abwägend an.
    »Genauso habe ich mir Sie vorgestellt«, sagte er. »Ein Mann auf einem hohen Thron, unnahbar, selbstgerecht und — Herrgott, Ihre Frau geht zugrunde!«
    Robert stand auf.
    »Ich glaube, das dürfte genügen. Wenn Sie als Patient meine Sprechstunde besuchen wollen, kann ich das nicht verhindern.«
    Auch Wolfgang war aufgesprungen.
    »Sie bringt sich um!« rief er. »Oder sie bringt jemand anderen um. Herr Doktor, fahren Sie nach Hause, retten Sie, was noch zu retten ist!«
    Robert wurde unsicher.
    »Ich verstehe nicht... bitte, setzen Sie sich doch wieder und erklären Sie mir...«
    Sie setzten sich, und jetzt erzählte Wolfgang alles, was er wußte. Von Nizza, von den harmlosen Tagen am Meer und in der Sonne. Von ihren Gesprächen über die Ehe im allgemeinen, und davon, daß Monika nicht glücklich gewesen war. Und dann fuhr er fort:
    »Sie wollte nach Hause, zu Ihnen und den Kindern, und — ich schwöre es Ihnen, Herr Doktor — ich allein war schuld daran, daß sie bei mir blieb, kurz nur, aber — vielleicht doch viel zu lang. Und als es geschehen war, da war sie verzweifelt, sie wußte sofort, daß es falsch gewesen war, und sie hatte nur den einen Wunsch: zu Ihnen zurück und zu den Kindern. Und so fuhr sie weg. Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, Ihre Frau wollte mich nie mehr wiedersehen, endgültig. Sie liebt nur Sie. Und so fuhr sie weg, und da passierte das mit der YPSILON und dann das mit Irene und...«
    »Irene? Sprechen Sie von Irene Keltens?«
    »Ja, natürlich. Ich war es, der sie unglücklicherweise in Ihre Klinik brachte, denn Monika durfte doch in diese Sache nicht verwickelt werden, sie war außer sich vor Angst, sie könne Sie verlieren, sie wollte... Himmel, so ist es eben passiert, und jetzt wird sie erpreßt — ich wurde es auch, aber das spielt jetzt keine Rolle, jedenfalls hat Irene draußen ihre Karten aufgedeckt, sie will, daß Monika verschwindet, und Monika ist verzweifelt. Hören Sie, Doktor, sie ist ver-zwei-felt! Zu allem fähig. Machen Sie später mit mir oder ihr, was Sie wollen, aber fahren Sie hinaus, retten Sie Ihre Frau!«
    Robert zögerte nur eine Sekunde, dann zog er den weißen Mantel aus und rannte aus dem Zimmer. Wolfgang sah ihn draußen in seinen Wagen springen und davonfahren.
    Er schlenderte zur Empfangshalle und sagte zu der

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