Anruf vom Partner
Heirat? Nein. Das ist tabu. Nun, vielleicht sollte Heirat auch ein Tabu sein. Aber wie wär's mit einer gemeinsamen Wohnung?
Du kommst über die Runden. Wie oft, verdammt noch mal, kommt es in deinem Leben vor? Natürlich hatte sie dir nicht direkt einen Schrank freigeräumt. Aber du könntest ja mal fragen. Warum tust du's nicht? Warum hast du's nicht getan? Nur weil sie wahrscheinlich nein sagen wird? Was für ein Grund ist das?
O Samson, du bist einer von denen, die immer mit der Nase am Fenster leben. Das Leben ansehen ja, aber anfassen - nein. Schau durchs Fenster, und sieh dir den Puppentanz an. Schritt, gleiten, Schritt. Oder wie wär's mit Steptanz? Step, step, schlurf und step. Ha, zu komisch. Als nächstes nimmst du noch Steptanzunterricht. Steptanz, ha, ha. Step, step, step - tep, tep, tep…
»He. He. Mister?«
»Was?«
Tep, tep, tep.
»Na los. He, Sie!«
Ich stemmte mich vom Steuerrad hoch.
Tap, tap, tap. »He, Sie! Alles in Ordnung mit Ihnen?«
Das Fenster neben mir war lebendig. Ein Polizist drückte sich die Nase platt und klopfte mit dem Knöchel dagegen.
Ich rieb mir das Gesicht.
»He, Sie. Alles in Ordnung? Kurbeln Sie mal das Fenster runter. Na los!«
Ich kurbelte das Fenster runter.
»Alles in Ordnung mit Ihnen?« Er war um die Vierzig, ein Streifenpolizist. »Ich habe Sie über dem Steuerrad liegen sehen. Ich dachte, Sie hätten vielleicht Schwierigkeiten.«
»Nein. Ich bin in Ordnung.«
»Leute, die in ihrem Auto ein Nickerchen machen, legen sich normalerweise hin.«
»Ich hatte nicht genug Energie, um umzukippen«, sagte ich.
»Wissen Sie, daß Sie da hinten einen Platten haben?«
»Was?«
»Der Reifen.« Er zeigte nach hinten. »Er ist ziemlich schlapp, fast platt. Muß repariert oder ausgewechselt werden.«
»Ah, ja«, sagte ich. »Ich erinnere mich. Ich werd's erledigen.«
»In Ordnung«, sagte er. Und ging weg.
Ich ließ meinen Wagen an.
Und das erinnerte mich von neuem an die Bombe.
Ich sah sie an; sie lag auf dem Fußboden neben mir.
Ich sah den Bullen an, der die Autotür schloß und seinen Wagen ein paar Meter weiter rollen ließ, um auf eine Lücke im Verkehr zu warten. Er winkte mir zu.
Freundlicher Bursche. Zweifellos ein Mann, mit dem ich trinken, mit dem ich ein paar Geschichten austauschen könnte.
Ich konnte es kaum erwarten, daß er endlich verschwand.
Ich winkte zurück.
Angenommen, der freundliche Bulle hätte die Tüte vor dem Sitz bemerkt und wissen wollen, was darin ist. Angenommen, er hätte drauf bestanden.
Es wäre alles vorbei gewesen.
Er hätte mich in die Stadt gebracht. Man hätte mich vor der Presse zur Schau gestellt. In den tiefsten Kerker gesperrt, den man gefunden hätte. Man hätte mich so scharf befragt, daß ich darum gebeten hätte, daß man das Verhör auf den dritten Grad zurückstufen möge. Die einzige Art Anwalt, mit der sie mich sprechen lassen würden, wäre ein blinder Taubstummer, der nichts außer Tzotzil sprach.
Was sprach?
Genau das.
Ich hätte die ganze Sache auszubaden gehabt.
Der Gedanke war lächerlich. Ich war zu jung, um lebenslänglich eingesperrt zu werden. Ich war zu alt, um lebenslänglich eingesperrt zu werden.
Ich fuhr nach Hause. Um aufzuräumen und meine Gedanken zu ordnen. Dann würde ich die Bombe zu Miller bringen.
58
An der ersten Tankstelle auf dem Weg wechselte ich den platten Reifen.
Auf dem Weg nach Hause überschritt ich das Tempolimit nicht mal um eine Meile die Stunde. Ich bremste, wann immer ich eine gelbe Ampel sah. Ich forderte die Busse auf, sich vor mir einzufädeln. Ich hielt vor jedem Stoppschild und schob mich dann millimeterweise bis zur Ecke vor, um auf den Querverkehr zu achten.
Als ich die Virginia Avenue erreichte, parkte ich nicht gegenüber dem Büro. Statt dessen drehte ich und ließ den Wagen ein Stück weiter unten stehen, vor Peppys Grill. Peppy ist Moms größte Konkurrenz. Sein Imbiß ist weiter vom Fountain Square entfernt, aber man kriegt dort kaltes Bier zum Mitnehmen.
Ich schloß die… Tüte im Kofferraum ein.
Aber ich ging in die Imbißstube statt rauf in mein Büro. Es ging hart auf halb zwei. Nach ein paar Gängen Kotzen war ich dem Hungertod nahe.
Außerdem tritt man Polizisten besser mit einem hohen Blutzuckerspiegel entgegen.
Ich trat durch die Tür und fand Quentin Quayle an einem Flipper beschäftigt.
»O Jesus H. Donut«, sagte ich.
Hinter der Theke sagte Norman: »Senf oder Soße dazu?«
Poet gewann ein Freispiel. Ich hörte
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