Anschlag Auf Die Goetter
an seiner Stirn tropfte Blut.
Lian Bakori war nicht so viel Glück beschieden gewesen. Genau vor seinem Platz hatte sich die Schiffswand verformt, das Kontrollpult vor ihm aus seiner Verankerung gerissen, gegen sein Bein geschleudert und es zerschmettert.
Dev wandte sich um, schaute zu Grgat hinüber. Bewegungslos lag er auf seiner Liege, schien bewußtlos zu sein. Mit der Hand winkte Dev Dunnis zu sich heran:
»Helfen Sie mir, Bakori da aus dem Durcheinander zu befreien.« Vorsichtig öffneten sie die Gurte um Bakoris Körper, hoben ihn langsam von der Liege und legten ihn sanft auf den Boden daneben. Es war ein Glück für ihn, daß er bewußtlos war, denn trotz all ihrer Vorsicht hätte er wahrscheinlich vor Schmerzen geschrien. Während Dunnis sich weiter um den Navigator bemühte, ging Dev zu ihrem Boß hinüber. Die Wunde an Larramacs Stirn blutete zwar heftig, war jedoch nur oberflächlich. Auch Grgat zeigte keine äußeren Verletzungen, und Dev vermutete, daß der Schock des Aufpralls und seine übermächtige Furcht ihn hatten bewußtlos werden lassen.
Sie befahl Dunnis, bei den anderen zu bleiben, begab sich zu der kleinen Bordapotheke und holte den Erste-Hilfe-Koffer. Das Schiff war ausgerüstet mit einem kleinen Operationsraum, der, automatisch gesteuert, einen menschlichen Arzt ersetzte. Hier sollte Bakori später sein gebrochenes Bein ausheilen, doch das würde Wochen in Anspruch nehmen, und sie konnte jetzt, in dieser mißlichen Situation, noch nicht auf ihn verzichten. Sie kehrte zur Brücke zurück und gab dem Navigator eine schmerzstillende Spritze. Das mußte im Moment genügen. Sie ging hinüber zu Larramac und reinigte seine Wunde. Seine Augenlider begannen zu flattern, als sie ihm einen Kopfverband anlegte. Mehrere Sekunden starrte der Mann mit leerem Blick vor sich hin, bis die Erinnerung zurückkehrte und ihm klarwurde, was geschehen war.
»Wie schaut’s aus?« fragte er seinen Kapitän.
»Den Umständen entsprechend gut«, antwortete Dev leise. »Das Wichtigste ist, wir sind noch am Leben. Das Schiff ist noch funktionsfähig, soweit ich das bis jetzt überprüfen konnte. Wir haben die Notstromaggregate eingeschaltet.« Larramac blinzelte ungläubig mehrere Male, dann winkte er schwach mit seiner Hand.
»Hören Sie?«
Dev lauschte.
»Ich höre nichts«, sagte sie nach wenigen Sekunden.
»Genau das meine ich. Keine Explosionen mehr. Sie feuern nicht mehr auf uns.« Er hatte seinen inneren Halt wiedergefunden. Dev unterbrach ihn unwillig:
»Bis jetzt habe ich noch nicht gemerkt, daß sie uns zum Empfang Tee und Kuchen serviert haben. Sie gestatten gütigst, daß ich zuerst meine Pflicht als Arzt erfülle, dann stehe ich Ihnen für weitere Kriegsspiele zur Verfügung.« Abrupt wandte sie sich um und ging zu dem schwerverletzten Bakori hinüber. Mit Dunnis’ Hilfe brach sie eine Latte aus der Holzverkleidung von Bakoris Kontrollbord und schiente damit sein gebrochenes Bein. Der Navigator hatte inzwischen die Augen geöffnet, nahm jedoch infolge der schmerzstillenden Spritze kaum etwas von seiner Umgebung wahr. Dev bezweifelte, daß er vor Ablauf mehrerer Stunden wieder klar würde.
Das fünfte Mitglied ihrer Mannschaft, Grgat, war immer noch bewußtlos. Dev wußte nicht, wie sie ihm helfen sollte. Stimulanzien, die bei einem Menschen sofort wirkten, konnten für einen Daschamesen tödlich sein. Daher beschloß sie, zu warten, bis Grgat von selbst aufwachte. Ehe sie sich nicht einen Überblick über ihre allgemeine Lage verschafft hatte, konnte er ihr ohnehin nicht von Nutzen sein. Nun kam der Moment, den sie fürchtete, doch sie wollte ihn nicht länger vor sich herschieben.
»Auf gehts, Gros«, sagte sie, nannte den Ingenieur bei seinem Vornamen. »Kommen wir jetzt zum unangenehmen Teil. Checken Sie sämtliche Systeme an Bord durch, damit wir wissen, was beschädigt ist. Inzwischen werde ich mich draußen etwas umsehen.« Sie ging zu ihrem Kontrolltisch hinüber, schaltete den dreidimensionalen Schirm ein. Die erste Kamera arbeitete nicht, sie befand sich auf der Seite, mit der das Schiff gegen den Berg geprallt war. Rasch schaltete sie um auf Kamera zwei. Die Situation übertraf ihre schlimmsten Befürchtungen. Die »Foxfire« hatte sich auf halber Höhe des Hanges mit der Spitze tief in den Berg Orrork gebohrt. Der Ausschnitt der Kamera vermittelte kein genaues Bild der Lage, doch mit Entsetzen bemerkte Dev, daß sich ihr Verdacht bestätigt hatte. Die »Foxfire« würde nie mehr
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