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Anständig essen

Anständig essen

Titel: Anständig essen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Duve
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bei Milchprodukten kaum zu vermeiden ist, nicht zur Kalziumaufnahme, sondern – im Gegenteil – zur forcierten Ausscheidung von Kalzium führe. Die Flut von Arbeiten, die diese These belegen, sei schier unübersehbar. Schon 1920 wurde der Effekt beschrieben, dass bei der Verdauung von tierischem Eiweiß Phosphorsäure entsteht, zu deren Neutralisation der Körper Kalzium benötigt. Und zwar braucht er dazu oft mehr Kalzium, als in der Milch vorhanden ist, sodass der Körper dafür sogar Kalzium aus den Knochen schwemmt.
    Das wäre allerdings ein Hammer, wenn das stimmt. Das würde ja bedeuten, dass Milch nicht Osteoporose verhindert, wie uns seit Jahren erzählt wird, sondern dass sie deren Verursacher ist. Sitzen in der Milchindustrie etwa Lügner, die aus wirtschaftlichen Interessen unsere Gesundheit aufs Spiel setzen? Und in der Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel lauter Dummköpfe, die für ihr Amt nicht taugen? Ich kann’s nicht glauben. Wenn die Landesvereinigung Milch/ Hessen sagt: »Eine zusätzliche Milchportion pro Tag bewirkt, dass die Knochendichte der Jugendlichen deutlich messbar zunimmt«, dann wird sich diese Aussage doch wohl auf eine seriöse Untersuchung stützen. Wie aber erklärt sich dann, dass – laut Dr. Beck – Osteoporose überdurchschnittlich häufig in den Vereinigten Staaten und Europa auftritt, insbesondere in Schweden, Finnland und England, wo besonders viele Milchprodukte verzehrt werden?
    Außer Osteoporose war auch Diabetes in Asien lange Zeit mehr oder weniger unbekannt. Mit der Übernahme des westlichen Lebensstils, sprich: höherer Fleischkonsum und gern auch mal einen Cappuccino mit viel Milch, hat sich das rapide geändert. Inzwischen sollen allein 40 Millionen Inder und fast genauso viele Chinesen an Diabetes mellitus leiden. Laut »Gesundheitsbericht Diabetes 2010« droht die Krankheit zur »Pandemie des 21. Jahrhunderts« zu werden. Weltweit sind die Erkrankungen in den letzten zwanzig Jahren auf das Siebenfache – etwa 250 Millionen Zuckerkranke – angestiegen. Die europäische und nordamerikanische Schulmedizin sieht keinen Zusammenhang zwischen Diabetes und Milchkonsum. Die Asiaten werden jetzt halt dicker und deswegen krank. Und dass Finnland, eines der Länder mit dem höchsten Milchkonsum, auch eine der höchsten Diabetesraten weltweit aufweist, liege wahrscheinlich am Lichtmangel so nah am Polarkreis und dem damit verbundenen Vitamin-D-Mangel. Spitzenreiter ist übrigens Deutschland mit mehr als 10 % Diabetikern in der Bevölkerung. Etwa 8 Millionen diagnostizierte Zuckerkranke gibt es bei uns, die mit starken Beeinträchtigungen ihrer Lebensqualität zurechtkommen müssen. 3 bis 4 Millionen sind vermutlich erkrankt, ohne es zu wissen, und ein Drittel der Bevölkerung ist auf dem besten Wege, demnächst daran zu erkranken. Als Folge von Diabetes können Herzerkrankungen und Erblindung auftreten oder Amputationen nötig werden. Die Krankheit belastet das deutsche Gesundheitssystem mit 18 Milliarden Euro jährlich. (Andere Quellen sprechen sogar von 60 Milliarden (Prof. Hans Hauner), wenn auch die indirekten Kosten mit eingerechnet werden.) Das sind etwa 15 % aller Gesundheitsausgaben. Sollten die Diabeteserkrankungen in Deutschland weiterhin im gewohnten Tempo zunehmen, könnten sich die Ausgaben dafür innerhalb der nächsten 10 Jahre verdoppeln, was bedeutet, dass die langfristige Finanzierung unserer Gesundheitsversorgung eines Tages an den explodierenden Kosten der Zuckerkrankheit scheitern könnte.
    Während die leichteren Diabetes-2-Fälle (Altersdiabetes) im Allgemeinen mit Übergewicht im fortgeschrittenen Alter in Zusammenhang gebracht werden, könnte eine Ursache für die viel schwerer (und teurer) verlaufende Diabetes 1 (Jugenddiabetes) auch am Kuhmilchkonsum von Säuglingen liegen: Wenn Säuglingen sehr früh schon Kuhmilch gegeben wird, können durch die noch nicht voll ausgebildete Darmwand Milchproteine ins Blut gelangen und auch in die Bauchspeicheldrüse wandern. Und weil die Aminosäuren der Kuhmilch ganz ähnlich aussehen wie einige Aminosäuren, die sichin der Bauchspeicheldrüse befinden, bekämpft der Körper dann seine eigenen Zellen. Das behaupten jedenfalls einige Milchgegner. Die Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel sieht das wahrscheinlich anders. Allerdings räumte einer ihrer Vertreter ein, dass eine amerikanische Studie über den Zusammenhang zwischen Milchkonsum und Prostatakrebs wohl als

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