Anständig essen
kein veganes Bio-Spülmittel angeschafft habe. In diesem Fall kann man vermutlich jede scharfe und umweltschädliche Chemikalie gebrauchen. Wo wir schon einmal vor Ort sind, frage ich die Tierärztin gleich, was sie von veganer Katzenernährung hält. Sie ist, gelinde gesagt, entsetzt.
»Hunde – na gut, das könnte ich mir vielleicht noch vorstellen, aber Katzen, das sind reine Fleischfresser.«
»Ich weiß«, sage ich, »ich füttere das ja nicht einfach so, ich habe mich natürlich vorher schlaugemacht. Es geht wohl vor allem ums Taurin. Ohne Taurin können Katzen erblinden. Deswegen habe ich ja dieses Spezialfutter gekauft. Die Firma würde doch wohl ziemlichen Ärger bekommen, wenn die Katzen von dem Futter jetzt reihenweise blind werden oder tot umfallen.«
»Kommen Ihre Katzen raus? Dass die sich wenigstens mal eine Maus fangen können?«
»Ja«, sage ich, »außerdem mische ich ja sowieso erst eine kleine Menge unter das normale Futter.«
»Und mögen die das?«
»Nein«, sage ich, »die hassen das. Die sind aber sowieso zu dick. Das ist gar nicht schlecht, wenn die mal etwas weniger essen.«
Kopfschüttelnd lässt uns Frau Barich hinaus. Wieder das schlechte Gewissen. Nur kommt es diesmal von der anderen Seite. Jetzt hält man mich für einen Katzenquäler, weil ich keine Rinder und Schweine quälen will.
Während Jiminy das Vogelbad in eine Tupper-Schüssel einlässt, baue ich erst mal die Fliegenfänger ab. Nicht, dass auch noch das Schwalbenweibchen hineinfliegt. Ich töte Tiere nicht nur durch das, was ich esse, sondern auch durch die Veränderungen, die ich in meiner Umgebung vornehme, ja eigentlich schon durch meine bloße Existenz. Auch die Fenster im Haus fordern von der heimischen Vogelwelt ihren Tribut. In den Pool fallen immer wieder kleine Wirbeltiere, von den schwarzen Käfern, die ich zu Tausenden tot, halb tot und lebendig herausschöpfe, mal ganz zu schweigen. Und ich möchte nicht wissen, durch wie viele Ameisenstraßen ich schon gejoggt bin.
Zwei Stunden lang waschen Jiminy und ich den winzigen Vogelkörper mit Pril. Massieren jede einzelne Flugfeder durch, streichen sie aus, wischen sie mit einem Geschirrhandtuch ab, spülen nach, kratzen den Leim mit den Fingernägeln heraus, und immer noch sind Klebstoffreste im Gefieder. Langsam kriegen wir eine Ahnung davon, was die Vogelretter leisten, die die ölverschmierten Vögel am Golf von Mexiko waschen. Das Bohrloch ist immer noch nicht geschlossen. Nach dem Bad föhnen wir den Schwalberich noch eine Stunde lang, ohne dass er vernünftig trocken wird. Zu nahe darf man einem so zerbrechlichen Tier mit der heißen Luft ja auch nicht kommen. Der Schwalberich sieht jetzt aus wie ein winziger zerzauster Geier, besonders auf dem Kopf. Heute Abend lassen wir ihn lieber noch nicht frei.Es ist schon dunkel und falls er abstürzt, finden wir ihn nachher nicht wieder. Außerdem könnte es regnen und das Federkleid hat jetzt überhaupt keine Imprägnierung mehr.
»Der kann ja über Nacht seine Federn selber noch mal glätten«, sage ich, »dann startet er morgen auch besser.«
»Falls er morgen noch lebt«, sagt Jiminy. Wir fürchten beide, dass wir ihn zu Tode gewaschen und geföhnt haben.
Aber als wir am nächsten Morgen die Decke vom Käfig heben, sitzt der zerrupfte Miniaturgeier sehr munter da. Allerdings würde immer noch kein Mensch in diesem Exemplar eine Rauchschwalbe erkennen. Mit wenig Hoffnung tragen wir den Käfig nach draußen und öffnen die Tür. Wie ein Pfeil schießt die Schwalbe in den Himmel.
»Nie«, sagt Jiminy, »das hätte ich nie gedacht, dass der das schafft.«
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10
Die Sache mit der Milch
»Die Milch macht’s!«
(Werbespruch)
Milch ist eines der gesündesten Lebensmittel überhaupt. Sie macht nicht nur müde Männer munter, sondern steckt auch noch voller Kalzium und ist deswegen gut für die Knochen. So habe ich das gelernt, und so sieht das auch unsere Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel.
Veganer – die alten Spielverderber – sehen das mal wieder völlig anders. Milch, so sagen sie, ist zwar ein super Lebensmittel – aber nur für Kälber. Menschen sollten lieber die Finger davon lassen.
Nun haben Veganer ja öfter mal seltsame Ansichten, etwa wenn sie behaupten, dass ihnen der schauderhafte vegane Ersatz-Käse so richtig gut schmecken würde. Mein erster Verdacht also, als ich im veganen Umfeld immer wieder auf Bücher und Artikel über die Gesundheitsrisiken des
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