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Anständig essen

Anständig essen

Titel: Anständig essen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Duve
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zuckerreichen Produkte essen?«
    Politiker (wird ganz rot): »Oh, das habe ich nicht bedacht. Andererseits ist das natürlich auch die Absicht, dass weniger fett und süß gegessen werden soll. Wegen der dicken Kinder. Die verursachen ja auch Kosten im Gesundheitssystem. Lange ist das nicht mehr zu finanzieren.«
    Lobbyist: »Mir doch egal. Also entweder bleibt alles beim Alten, und das übergewichtige Volk frisst weiterhin unseren minderwertigen Dreck, oder ich zieh mit meiner Fabrik ins Ausland und entlasse 2000 Mitarbeiter.«
    Politiker: »Na gut.«
    Okay, ich weiß, dass es in diesem Fall nicht so war. In diesem Fall hat die europäische Lebensmittelindustrie nach eigenen Angaben eine Milliarde Euro für den Kampf gegen die allzu leicht verständliche Ampelkennzeichnung ausgegeben. Auf jedes Info-Blatt, das Krankenkassen und Verbraucherschützer an die Politiker geschickt haben, sollen neun Infoblätter der Industrie gekommen sein, aus denen hervorging, warum man unbedingt gegen die Lebensmittelampel stimmen müsste. Die wurden von den Parlamentariern so ernst und gewissenhaft gelesen, dass die CDU -Berichterstatterin Renate Sommer in ihrer Entscheidungsbegründung die Argumentationslinie der Lebensmittelindustrie fast im Wortlaut übernahm – die Art der Kennzeichnung sei zu simpel und wissenschaftlich nicht begründet.
    Möglicherweise hat das EU -Parlament gar nicht böswillig die dringend notwendige Aufklärung des übergewichtigen Verbrauchers verhindert, sondern tatsächlich geglaubt, das Richtige zu tun. Es kursiert ja das Gerücht, dass es nicht gerade die geistigen Überflieger einer Partei seien, die nach Brüssel geschickt werden. Aber jetzt mal ehrlich: War das wirklich eine so schwierige Entscheidung, ob man eine rasant verfettende Bevölkerung durch ein einfaches optisches Signal über die Inhaltsstoffe von Lebensmitteln aufklären soll?
    Wenn man mich also fragt, ob ich mir ernsthaft vorstellen könnte, dass die Lebensmittelindustrie auch dann für Milch werben würde, wenn ihr bekannt wäre, dass es sich dabei um ein dick machendes, Krebs, Osteoporose und Diabetes förderndes Produkt handelt, so mussich antworten: Beweise habe ich dafür nicht, aber … Scheiße … ja, zutrauen würde ich es denen sofort. Da kennen die nix, würde ich sagen.
    Und wenn man mich fragt, ob ich etwa glaube, dass unsere Politiker so etwas zulassen würden, so muss ich antworten: Ja, auch das kann ich mir sehr gut vorstellen.
    Aber vielleicht bin ja auch ich diejenige, die sich hat übertölpeln lassen und die den Fake-Statistiken und Fehlinformationen von ein paar raffinierten oder auch nur schlampig arbeitenden Veganern aufgesessen ist. Vielleicht ist Milch ja doch das Super-Lebensmittel, als das sie uns seit Jahrzehnten verkauft wird, und wir hätten großen gesundheitlichen Vorteil davon, wenn wir Kühen weiterhin ihre Kälber wegnehmen und deren Babynahrung trinken. Wie gesagt, ich weiß es nicht. Aber wenn man mich fragt, was ich glaube … Ich glaube, ich werde in Zukunft sehr viel weniger Milchprodukte essen.

[Menü]
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Juli – noch veganer
    »Wir brauchen nicht so fortzuleben, wie wir gestern gelebt haben. Machen wir uns von dieser Anschauung los, und tausend Möglichkeiten laden uns zu neuem Leben ein.«
    Christian Morgenstern
    Vorgabe: Nichts vom Tier, und ich kaufe mir endlich eine Bettdecke mit Kunststoff- oder Baumwollfüllung
    Nach einem extrem kalten Winter und einem äußerst nassen Frühling haben wir jetzt einen Sommer, der so heiß ist, dass nach Angabe der Wetter- und Ozeanografiebehörde NOAA (USA ) gerade das wärmste Halbjahr weltweit seit Beginn der Wetteraufzeichnungen von 1880 stattgefunden hat. Im Radio läuft ständig das Lied »36 Grad, und es wird noch heißer«. Sieht aus, als käme die Klimakatastrophe doch nicht erst in fünfzig Jahren. Das US -amerikanische Datenzentrum für Schnee und Eis (NSIDC ) in Boulder meldet, das Arktis-Eis sei im Juni so schnell wie noch nie seit Beginn der Messungen (1979) geschmolzen. Die geschlossene Eisfläche am Nordpol ist 10 % kleiner als normalerweise um diese Zeit, und alle vier Tage hat sich wieder ein Stück von der Größe Deutschlands aufgelöst. Die Eisbären wissen schon gar nicht mehr wohin. Ich erinnere noch gut, wie die Wetterexperten vor einigen Jahren immer abgewiegelt haben. Ja, haben sie gesagt, das ist jetzt zwar ein Extremwert, so heiß war’s lange nicht mehr, und so viel Regen ist hier noch nie gefallen, und solche Tornados

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