Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Antarktis 2020

Antarktis 2020

Titel: Antarktis 2020 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
Vom Netzwerk:
Jahrzehnte des einundzwanzigsten Jahrhunderts. Es stand auf hydraulischen Stützen und war einer jener Bauten, die in wenigen Augenblicken von einem starken Luftschiff mit allen Einrichtungen transportiert und ohne Fundamentsvorbereitungen an beliebiger Stelle abgesetzt werden konnten.
    Thomas hatte schon einige dieser transportablen Großhäuser gesehen, aber er empfand immer wieder ihre zweckvolle architektonische Schönheit und Vielgestalt.
    Er lief in die Halle, fragte den Computer nach Frau Knaap und bekam die Antwort, daß eine Frau Knaap im Hause nicht gemeldet sei.
    Die Stimme krächzte. Hat wohl doch beim letzten Transport gelitten, der Herr Computer, dachte Thomas, bevor die Enttäuschung völlig von ihm Besitz ergriffen hatte. Dann sagte er: »Du irrst, sie ist hier. Ich heiße Monig und werde erwartet.«
    »’ch ’rre n’cht«, schnarrte er zurück und verschluckte eigenartigerweise immer das »i«.
    Es ist also einer von der Sorte, die sich die Worte selber setzt, dachte Thomas mit grimmiger Genugtuung. Sicher verschluckt er ebenso wie das »i« ganze Informationen.
    »Für Mon’g l’gt ’nformat’on vor. B’tte ’m Dachgarten Reg’on v’r beim ’nformator melden. L’ft zwei.«
    Thomas beschloß, sich mit diesem gehandicapten elektronischen Pförtner auf keinen weiteren Disput einzulassen, und lief zum Lift. Er fuhr zur fünften Etage, zum Dachgarten. Es war ein Schneilift, zu schnell, um die widersprechenden Gedanken zu ordnen, um die aufwachsende Sehnsucht nach Evelyn zu dämpfen, um sich auf eine neutrale Begegnung vorzubereiten.
    Der Informator vier wies ihn zur Zelle fünf des Luftbades. Thomas trat ein. Auf den Pritschen lagen faul Pjotr Sokolov und – sein Herz machte einen Hupf er – Harry Deland.
    Sie hatten Thomas’ Eintreten nicht bemerkt. Er nutzte einige Augenblicke zur Sammlung, dann sagte er: »Thomas Mon’g begrüßt d’e P’on’re der Antarkt’s aus der Metropole T’TANGORA.« Er lachte und gab den beiden einen Klaps auf das nackte Hinterteil.
    Sie fuhren herum und begrüßten Thomas stürmisch.
    Dann fragte Pjotr lachend: »Hat sich des Pförtners immer noch niemand erbarmt?«
    Die Enttäuschung war von Thomas gewichen. Er freute sich ehrlich. »Daß du nicht denkst, wir sind wegen deiner schönen Nase gekommen«, sagte Pjotr. »Vierzig Leute sind wir. Da ihr mit eurer Bohrerei allerlei angetroffen habt, wollen wir mit einem neuen ›Wurm‹ nachsehn, was dran ist.«
    »Wo wollt ihr ansetzen?« fragte Thomas, und er war ganz bei der Sache. Er hatte von den Geologen gehört, daß die letzten Bohrungen eine reiche Lagerstätte in Aussicht stellten. Pjotr bestätigte seine Vermutung: »Am aussichtsreichsten scheint’s am Nordbogen zu sein. Wir werden die letzten Bohrungen abwarten. Seht zu, daß ihr euren Niger bald dort habt. Du weißt, wir brauchen viel Wasser. Das von den Vorausbohrungen reicht nicht.«
    Er sagte »ihr« und »euch«, bezog Thomas voll ein, ohne zu berücksichtigen, daß dieser mit seinen vierzehn Tagen im Objekt ein ausgesprochener Neuling war.
    »Du wirst mit uns sicher wieder zu tun bekommen«, setzte Pjotr fort. »Du bist hier wahrscheinlich der einzige von GEOMESS, der von Untertagebau Ahnung hat. Habe ich das schon erkundigt.« Er nickte Deland zu. »Harry wird dich unterstützen.« Dann sagte er grinsend: »Kurven können eng und weit sein. Eisblöcke zu transportieren gibt es hier nicht.«
    Auch Deland lächelte. Es war kaum ein verlegenes Lächeln, eher ein befreites, lustiges. Trotzdem warf er einen fragenden Blick auf Thomas.
    Thomas lächelte zurück, dann sagte er: »Ich glaube, daß uns Harry auch nicht mehr für krumme Hunde hält, hab ich recht?«
    »Ja, du hast recht«, sagte Deland heiter, nachdenklich. »Ich glaube aber, daß ich auf dem Weg bin, auch keiner mehr zu sein…«
    »Wie sieht es bei euch aus?« lenkte Pjotr ab. »Ein wenig warm, wie? Vorige Woche waren wir noch in Mirny. Bißchen knapp, die Umstellung. Und da draußen habt ihr ja wohl noch keine Palmen, wie?«
    Dieses suggestive »Wie?« hatte er früher noch nicht an sich, dachte Thomas. Er schüttelte den Kopf. »Dafür kannst du statt hier Sonne, dort eine Ladung Schrot auf den Hintern geknallt bekommen.«
    »Wie das? Erzähle!« Thomas berichtete.

III
    Das LUMO ging unmittelbar neben der Bohrstelle nieder, dort, wo der Sand von den Spuren der schweren Fahrzeuge gezeichnet war, von Spuren, die auch ein leichter Samum nicht an einem Tag unkenntlich macht,

Weitere Kostenlose Bücher