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Antarktis 2020

Antarktis 2020

Titel: Antarktis 2020 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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bestimmte Pjotr.
    »Ich spreche morgen früh mit der Bauleitung. Entweder sie geben mir Vollmachten, oder es kommt ein Vertreter mit. So, und jetzt wollen wir Schluß machen und schlafen.«

IV
    Zeitiger Vormittag. Windstille und stechende Hitze. Sieben Männer hatten das große SAMO etwa hundert Meter vor dem Sandzaun von Achourat stehenlassen, in der Absicht, sich dem Dorf zu Fuß zu nähern. Sie gingen deshalb nicht dicht nebeneinander, sondern ließen, wie abgesprochen, Zwischenräume. Ihre friedliche Absicht wollten sie so demonstrieren.
    Links von Thomas ging Pjotr, der mit der Führung der Gruppe beauftragt worden war. Es hatte eine längere Debatte mit der Leitung des Abschnittes drei gegeben, in der die Lage lebhaft diskutiert worden war, und trotz mancher Vorschläge wurden dem Besuch keine Chancen eingeräumt. Es war, wie Pjotr in einem langen Videophonat erfahren hatte, der neunte Versuch, mit Amajah ins Gespräch zu kommen.
    Thomas hatte den Eindruck, man ließ den Neuling Pjotr unter dem Motto gewähren, er solle sich die Hörner selbst abstoßen. Und jetzt war er dazu unterwegs.
    Ich möchte nicht in seiner Haut stecken, dachte Thomas. Er selbst fühlte sich nicht wohl. Es lag kribbelnde Spannung in der Luft. Er sah zu René. Bleich blickte er hinüber zum Hain, ohne auf den Weg zu achten.
    Ich werde wohl die terrestrischen Aufnahmen allein machen müssen, sagte sich Thomas. Es war beabsichtigt, den Aufenthalt in Achourat mit terrestrischen Aufnahmen zu verbinden – wenn sich die Gelegenheit dazu bieten sollte –, um eine detaillierte Kartierung auch dieses Geländeabschnitts vornehmen zu können.
    Pjotr hatte eigenartigerweise von seiner Mannschaft, die er nach Erg In Asaken mitgebracht hatte, niemanden für diese Mission ausgewählt. Statt dessen nahmen drei Mann der Bohrmannschaft teil, die als einzige Gepäckstücke einige Kästen und eine lange Hülle trugen. Auf eine Frage im SAMO, was da drin sei, hatte Beerson nur verschmitzt gegrinst und bemerkt: »Die Überzeugung, eine Art trojanischer Gaul.« Die Gepäckstücke hatte ein LUMO kurz vor dem Aufbruch bei der Bohrstelle abgesetzt.
    Der siebente Mann war ebenfalls mit dem LUMO eingetroffen. Mit ihm wußte Thomas nichts anzufangen. Pjotr hatte ihn als Mulud Ama Uhan vorgestellt. Er sah verwegen aus, dieser Ama Uhan. Er trug einen blauschwarzen Turban, einen ebensolchen Schleier, der nur die Augen frei ließ, und einen langen, blütenweißen Burnus. Das mußte die Tracht der Tuareg sein, der verschleierten Männer. Thomas fragte sich, wo Pjotr den wohl kennengelernt habe. Mulud Ama Uhan ging sehr aufrecht und würdig. Daß er durch den losen Sand stapfen mußte und nicht auf einem stattlichen Kamel ritt, so wie die Schützen unlängst, erfüllte Thomas merkwürdigerweise mit Genugtuung.
    Je näher sie dem Dorf kamen, desto mehr Spuren fanden sie im Sand und – Fliegen! Jeder Schritt jagte Hunderte empor, die in einem aufgeregt summenden Schwarm um die Köpfe zogen. Sie bissen sich im Nacken fest, hatten es vor allem auf Augen und Mund abgesehen. Thomas begann den Mann zu beneiden; sein Mundschleier und sein langes Gewand ließen den lästigen Insekten keinen freien Raum.
    Sie hatten den Durchgang des Zaunes erreicht. Ein Weg führte ins Dorf. Sie gingen zwischen den ersten Pflanzen: Kamelkraut, spärliche, kümmernde Dattelsetzlinge. Längs des Weges zog sich ein Graben hin, der offenbar zeitweise Wasser führte.
    Irgendwo vor ihnen kläffte ein Hund. Dann schalt eine Stimme, sie hörten Kinderweinen.
    Die Dattelpalmen waren jetzt höher und standen dichter. Dazwischen wuchsen einzelne harte Grasbüsche. Der Boden war von einer bräunlichen Farbe, wie Rinnsale zogen sich Sandfäden darüber, Spuren des letzten Samum.
    In einem Gehege, umgeben von Dornengestrüpp, standen Kamele und kauten das stachlige Kamelkraut. Es waren gepflegte Reitkamele, und es schien, als sähen sie hochmütig auf die Menschen herab.
    Dann tauchten die ersten Hütten auf. Ärmlich die meisten, gefertigt aus Palmenwedeln, schief, niedrig. Daneben Häuser aus Lehmziegeln, fensterlos, bucklig gemauert, je nach Können des Baumeisters. Durch einige Palmdächer quoll leichter Rauch. Menschen waren nicht zu sehen.
    Mit wenigen Worten hatten sich Pjotr und René verständigt. René kannte das Dorf. Er übernahm die Führung zum Haus des Königs, wie sich Achmed Kadam Amajah traditionsgemäß nannte.
    Vor ihnen war Motorenlärm zu hören. Irgendwo lief gleichmäßig ein

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