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Antarktis 2020

Antarktis 2020

Titel: Antarktis 2020 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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ein paar Schritte zurückgewichen. Sein Spruchbeutel blieb diesmal geschlossen.
    »Das ist, das ist doch Ronny!« rief Thomas freudig erregt. Warum ihm dieses Wiedersehen so naheging, hätte er selbst nicht zu sagen vermocht.
    Jetzt hatte ihn der andere offensichtlich auch erkannt. Er winkte, hob die Hand, als wolle er »Einen Augenblick!« sagen, löste ein kleines Gerät vom Gürtel, schwamm außer Sicht, und plötzlich war eine Stimme im Raum, und er kehrte wieder an die Scheibe zurück. »Hallo, Skatspieler aus Wismar«, sagte er. »Schön, daß wir uns mal treffen. – Wie kommt er in diesen Schrotthaufen, Ann?«
    Ann winkte ab. »Ist eine lange Geschichte«, sagte sie.
    »Hängt wohl mit den Brüdern zusammen, die dem Alten einheizen?« Ohne eine Antwort abzuwarten, setzte er hinzu: »Da werde ich euch mal den Bauch vollschieben! Weil ihr es seid. Ich habe heute sowieso eine Pechsträhne beim Skat.«
    »Was machst du sonst hier, wenn du nicht Skat spielst?« fragte Thomas, bevor der andere sich von der Scheibe abstoßen konnte.
    »Wollen wir es ihm sagen, Ann?« fragte Ronny. Sie nickte lächelnd.
    »Bis hierher geht im Augenblick die Verrohrung, und wir tun weiter nichts als darauf zu achten, daß der Steinfresser auch ordentlich sein Loch wiederfindet, so alle vier Stunden. Steinfresser«, setzte Ronny hinzu, als er Thomas’ verständnislosen Blick gewahrte, »das ist die Bohrturbine. Wenn sie voller Gestein ist, muß sie raus. Schließlich wollen die Geologen von dem Loch auch etwas haben.«
    »Warum brauchen sie da euch? Ich könnte mir vorstellen, daß man das auch anders machen könnte.«
    »Schon, schon, aber nicht so billig.« Ronny lachte. »Wo wir Wasserschnaufer sowieso da sind und getestet werden müssen.« Ronny zog an der Schnur seines Mikrophons, drehte sich um und war mit ein paar schnellen Flossenschlägen nach oben verschwunden.
    »Da schwebt er hin…«, sagte Kai. Aber so recht frisch klang es doch nicht. Offenbar hatte er sich von seinem Erstaunen, einem leibhaftigen Amphibienmenschen gegenüberzustehen, noch nicht erholt.
    »Achtung jetzt«, sagte Ann.
    Ronny kam wieder. Er saß auf einer Raupe und schob damit einen Berg, der aussah wie schwarze Hobelspäne, auf das Boot zu. Hinter sich zog das Fahrzeug eine mächtige Schmutzwolke her. Wenn der das mal atmen muß, dachte Thomas. Als hätte Ann die Gedanken erraten, sagte sie: »Mehr Dreck als mancherorts in der Luft ist das auch nicht.«
    Die Raupe entschwand dem Blickfeld. »Luke auf«, rief Ann.
    Augenblicke später liefen Erschütterungen durch den Bootskörper, gleich darauf ertönte ein Summton.
    »Luke schließen!«
    Dann war, im aufgewirbelten Schmutz nur schemenhaft erkennbar, die Raupe wieder zu sehen.
    »Das war alles?« konnte Thomas sich nicht enthalten zu fragen.
    »Alles«, sagte Ann. »Nur daß wir auf der Farm ein paar mehr Schübe einladen.«
    Aus dem Trüben tauchte Ronny auf. »Haut ab«, sagte er. »Es sind noch zwei von eurer Sorte angesagt. Tom, in drei Tagen ist dieser Test vorbei. Ich komm dich mal besuchen. Wo wohnst du? Auf dem Chinesen?«
    Kaum hatte Thomas das bestätigt, war Ronny verschwunden.
    »Auftauchen«, sagte Ann. »Maschinen halbe Kraft zurück.« Thomas dachte etwas wehmütig an sein Telefongespräch mit Evelyn zurück.
    Obwohl ihm nur wenig Zeit verblieben war zwischen der Probefahrt und der ersten Schicht, hatte er seinen Vorsatz, Evelyn anzurufen, ausgeführt.
    Es dauerte ewig. Er hatte natürlich vergessen, die Zeitverschiebung von acht Stunden einzukalkulieren. Zu Hause war sie auch nicht – mit einer Studentendelegation unterwegs in der Stadt. Ausgerechnet, wenn ich anrufe.
    Thomas lächelte vor sich hin und rief sich innerlich zur Ordnung. Immerhin zwei Stunden hatte man gebraucht, um sie zu finden.
    Eigentlich bin ich kaum zum Sprechen gekommen, überlegte er weiter. Ich habe nach dem Fortgang ihrer Abschlußarbeit gefragt. Als ob es nichts anderes zu sagen gäbe. Über uns haben wir so gut wie nicht gesprochen…
    Dabei hatte ich mir so viel vorgenommen… Aber wie hätte ich es anfangen sollen…? Nach vier Monaten langer Trennung und nach der Trennung überhaupt – und über so viele Kilometer Draht und Äther?
    Vielleicht war ihr sprudelndes Beredtsein Unsicherheit? Mir war es schließlich auch nicht einerlei, und etwas Wesentliches habe ich ebenfalls nicht gesagt. Den Quatsch mit Neuber hätte ich ihr ebenso ersparen können wie den Bericht über den Streik der U-Besatzungen und die

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