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Antarktis 2020

Antarktis 2020

Titel: Antarktis 2020 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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gefragt, dachte Thomas gekränkt. »Den da kenn ich schon«, fügte sie in ihrer reizenden Art hinzu und deutete auf Thomas, »ich habe ihn vor einigen Tagen erst abgesetzt.«
    Hat sie mich also doch erkannt, dachte er.
    »Sektor fünf«, beantwortete Sund ihre Frage, »Energie.«
    Sie sah nach der Uhr. »Vierzig fahren wir aus.« Sie bückte sich unversehens zum Einstieg, wuchtete den Lukendeckel hoch und ließ sich behend nach unten gleiten, so daß die Haare wie ein Kometenschweif hinter ihr her schwebten.
    Sund zog die Mundwinkel nach unten und nickte anerkennend. »O Monig, Monig«, seufzte er komisch verzweifelt. »Ich ahne schwere Stunden.«
    »Ich heiße Thomas«, sagte Monig lachend.
    »Kai«, sagte Sund und schlug sich theatralisch an die Brust: »Geboren unter Nordlichtschein.« Und dann setzte er normal hinzu: »Schwede.«
    Erst jetzt fiel Thomas auf, daß die bisherige Unterhaltung in deutsch geführt worden war. Soll mir nur recht sein, dachte er.
    Unten wurden sie erwartet.
    »Etwas mehr Bewegung, meine Herren«, sagte sie freundlich. »Eure Kojen.« Sie wies unbestimmt einen engen Gang entlang. Sie selbst stand in der geöffneten, schmalen, schalenförmigen Tür zu ihrer Koje.
    »Weißt du, was U-Boot heißt?« fragte sie Kai, der nach Thomas herabgestiegen war.



Als Sund verständnislos nickte, deutete sie mit dem Daumen nach oben und raunzte rauh, aber noch freundlich: »Dann mach gefälligst die Schotten dicht.« Und damit schloß sie ihre Kojentür von innen.
    Leicht betreten kletterte Kai nach oben und verriegelte die Luke.
    Die Probefahrt verlief reibungslos. Sie fuhren einige Meilen und gingen dann auf Tauchstation. Thomas war arg enttäuscht. Er hatte farbenprächtige Südseefische, Korallen und wogende Algenwälder erwartet, statt dessen umgab sie in dreißig Meter Tiefe grünliche Trübe, ohne einen Anhaltspunkt für das Auge.
    Auch Kai hatte anderes erwartet. »O Wunder des Ozeans«, rief er enthusiastisch. »Wie wäre es mit einem Sträußchen Seelilien, Kommodore?«
    Ann lächelte spöttisch. »Komme drauf zurück«, sagte sie. »Auftauchen!«
    Die Manöver verliefen langsam. Während Ann die Kontrollfunktion übernahm, hatten Kai und Thomas alle Hände voll zu tun. Schließlich bestand die reguläre Besatzung eines der modernsten U-Boote immerhin noch aus acht Mann, trotz weitgehender Automatisierung. Sie hatten bald hier, bald dort Aggregate zu prüfen, Meßinstrumente abzulesen, Kombüsendienst zu versehen.
    Sie hasteten durch enge Laufgänge und über schmale Leitern, wobei Ann darauf achtete, daß sie als Neulinge einen Gesamtüberblick bekamen.
    Thomas hatte den Eindruck, als vertiefe sich im Laufe der Schicht der spöttische Zug um Anns Mund proportional zu seinem eigenen Erschöpfungszustand.
    »Letzte Übung«, ordnete sie an. »Ladeversuch am Mohol.«
    »Daß dich der Teufel wohl hol«, raunte Kai Thomas zu, doch er lachte dabei. Thomas grinste zurück.
    Und Thomas bekam alle Hochachtung vor Ann, der blonden Nixe mit Knurrhahnstimme, wie Kai sie bezeichnet hatte. Sie verstand ihr Fach, und es gab einfach nichts, was er ihr großzügig nachsehen konnte, wie er sich vorgenommen hatte.
    Sie fuhren in voller Fahrt auf den Bohrturm zu. Je näher sie kamen, desto mächtiger ragte die Stahlkonstruktion in die Höhe.
    »Maschinen stop«, kommandierte sie. »Auf Tauchstation!« Zum wiederholten Mal gluckste das Wasser am Fenster vorbei. Fern, unwirklich, hinter Schlieren verlief die Gitterstruktur des Turms nach unten, und oben zeichnete sich als düstere Fläche die Plattform als Viereck ab. Plötzlich erfaßten die Scheinwerfer etwas Dunkles, eine weitere Plattform. Der Tiefenmesser zeigte hundertsechzig Meter, wie sich Thomas vergewisserte. Ann ließ darauf zusteuern.
    »Auf Grund setzen«, kommandierte sie, sobald die Begrenzung der Plattform unter den Schiffskörper geglitten war.
    Als die Maschinen standen, die Schlieren zur Ruhe gekommen waren, hob sich deutlich die Gitterkonstruktion ab, die sich nach oben im Hellen verlor. Unmittelbar vor ihnen stand ein riesiger Iglu, flach, einstöckig, aus dessen Dach der Gittermast aufragte. Hinter den runden Fenstern brannte Licht.
    »… und er sah ein Licht von weitem«, sagte komisch ergriffen Sund. »Da kommt der Knabe«, warf Ann trocken hin.
    Tatsächlich schwamm in ruhigen Zügen vom Gebäude her ein Mensch ohne Atemgerät auf sie zu. Er kam rasch näher, stützte sich an der Scheibe ab und blickte in den Leitstand. Kai war bleich

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