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Antarktis 2020

Antarktis 2020

Titel: Antarktis 2020 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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begreifen.
    »Vielleicht verstehst du nun ein wenig«, hatte Dr. Andrej gesagt, »daß wir es satt haben, gegen die Logik einer Maschine anzukämpfen. Wir haben es halt aufgegeben – im wesentlichen.«
    »Und warum informiert keiner von euch die Kombinatsleitung?« Dr. Andrej hatte auf diese Frage gedankenverloren mit dem Kopf genickt und dann gesagt: »Ja, warum… Im Grunde sind wir uns unausgesprochen einig, daß es unsere Aufgabe wäre, die Leitung zu verändern. Aber – einen, den man als Kämpfer bezeichnen könnte, haben wir eben nicht. Und der Kombinatsleitung zutragen, die eigene Schwäche eingestehen…? Im übrigen, wir sind alle über die Schwelle hinweg, jenseits der vieles abprallt. Manchmal, wie heute, muckt der eine oder andere auf. Du hast erlebt, wie es ausgeht… Es hat auch hier niemand etwas auszustehen. Im allgemeinen läuft es.«
    »In TITANGORA«, hatte Thomas zögernd eingeworfen, »gab es ein InterParteiaktiv…«
    »Hier auch. Sekretär ist die Stelzer. Die Leitung steht unter Neubers Einfluß oder richtiger: unter dem logischen Zwang, der vom Dreierkopf ausgeht, wenn wir Proz mitrechnen. – Tja«, hatte Dr. Andrej gedehnt hinzugefügt, »und der bisherige Aufbau des Objekts, der Erfolg New Maoris, gaben nach außen keinen Anlaß zu Bedenken, erst recht nicht zum Eingreifen. Ein Grund mehr, die Kombinatsleitung nicht zu informieren. Die würde – wie sagt man bei euch – aus den Wolken fallen.«
    Nun sitzt du hier, Tom, die Luft ist lau, der Mond schaukelt gelb auf den Wellen, von nebenan Musik, gemütlich. Nur – morgen fährst du ein U-Boot…

III
    Das Gefühl großer Erwartung stellte sich diesmal nicht ein. Sonst kannte Thomas immer jenes Kribbeln vor neuen, noch nicht beherrschten Aufgaben, jenes Fluidum, das etwas Bedeutsamem vorausgeht.
    Es war eigentlich etwas Großes, zumindest für ihn, einer der drei zu sein, die jetzt die Besatzung eines U-Bootes bilden sollten! Und doch wurde er eher mürrisch als froh bei dem Gedanken.
    Als er am Simulator unterwiesen wurde, dachte er noch nicht daran, daß es ernst werden könnte. Irgendwie hatte wohl jeder, Neuber eingeschlossen, noch auf eine andere Lösung gehofft.
    Schweinerei! Thomas fluchte leise vor sich hin, als der Weckautomat nun schon ziemlich unsanft die Uhrzeit ausrief.
    Vierzig Prozent nicht angetreten. – Auf einmal bekam er eine Wut auf die U-Besatzungen, die er vor drei Tagen bei Dr. Andrej noch in Schutz genommen hatte. Er versuchte sich in die Lage eines der Besatzungsmitglieder zu versetzen, die die Arbeit nicht wiederaufgenommen hatten. Sie mußten doch annehmen, daß die gesamte Aktion verpufft sei. Sechzig Prozent arbeiten wieder. Die anderen Boote provisorisch besetzt, aber sie fahren. Was muß das für ein Gefühl sein, nicht gebraucht zu werden, sich unnütz, überflüssig vorzukommen. Hat Neuber das bezweckt? Denn daß wir paar Mann, so provisorisch angelernt, Bäume ausreißen, wird er nicht annehmen. Was sagte Dr. Andrej? Er sei überzeugt, daß wir höchstens ein, zwei Tage fahren. Danach sind alle regulären Mannschaften wieder im Dienst.
    Oberst Rijsdijk tut ein übriges. Und Neuber hat ja tatsächlich Maßnahmen zur Veränderung eingeleitet, Kenneth als Leiter einer Kommission eingesetzt. Auch nicht ungeschickt! Thomas gab sich einen Ruck und stand auf. Als er den Vorhang zurückschob, drang grelles Sonnenlicht durch das Bullauge. Doch das besserte seine Stimmung nicht, im Gegenteil, es wäre ihm wohler gewesen, wenn es zum Beispiel gewittert oder – noch besser – genieselt hätte.
    Er zog sich rasch den Arbeitsanzug an, aß ein paar belegte Brote, die er schon am Abend vorher bereitgelegt hatte, und fuhr mit der Ringbahn zum U-Hafen.
    Als er den Ringbahnlift verließ, stellte er fest, daß er zu früh gekommen war, und ärgerte sich darüber.
    Vereinzelt standen Männer herum, teils in Gruppen, teils allein wie er, aber von den hundertzwanzig neuen Besatzungsmitgliedern für die U-Boote fehlten noch viele. Thomas fröstelte. Er setzte sich auf einen zu einem Frachtstapel gehörigen Kanister. Vorn schaukelten die Boote, grau, unscheinbar, durch den nachträglich angebrachten Vorbau zur Aufnahme der Ernteprodukte unförmig und plump.
    Nach und nach fanden sie sich ein. Thomas waren sie fremd. Manchmal schien es ihm, als käme ihm ein Gesicht bekannt vor – Kollegen, die er vielleicht schon einmal während seines zehntägigen Aufenthalts in New Maori gesehen hatte. Aber er konnte sie nicht

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