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Antarktis 2020

Antarktis 2020

Titel: Antarktis 2020 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Mitteilung, daß ich deswegen ein U-Boot fahre. Ihr Erstaunen darüber war auch nicht sonderlich groß gewesen.
    Thomas lehnte sich zurück. Federnd gab die Lehne des Leitstandsitzes nach.
    Und doch, es war schön, ihre Stimme zu hören. Er fühlte sich froh. Je länger er Evelyn nicht sah, desto sicherer wurde er sich, daß nur sie seine Lebensgefährtin werden konnte.
    »Was will denn der?« fragte Ann verwundert, die neben Thomas in der Zentrale saß. Durch die große Turmscheibe, den notwendigen »Luxus«, den die Boote für die neue Aufgabe bekommen hatten, sah sie nach vorn.
    Thomas war leicht zusammengezuckt. Er sah nach draußen. Der Ausblick lag nur um weniges über den Wellenkämmen. Jede dritte Welle leckte über die Scheibe, so daß während der gesamten Fahrt der Klarsichtrotor lief.
    Vorn im Dunst erkannte Thomas die Silhouette eines größeren Schiffes. Mit einem Blick 2ur Uhr vergewisserte er sich, daß es das Erntemutterschiff sein mußte, das Ziel der Überwasserfahrt. Es gab also keinen Grund, erstaunt zu sein. Er bedeutete Ann durch ein leichtes Schulterzucken, daß er nichts Außergewöhnliches entdecken konnte.
    Sie reichte ihm das Fernglas und sagte: »Links.«
    Im Dunst entdeckte Thomas den Turm eines aufgetauchten U-Bootes, das offenbar still lag.
    Kommandant Ann betätigte hastig das Teleskop. »Immer mit der Ruhe«, sagte Thomas belustigt, »der läuft uns nicht weg.«
    Sie hatten während der wenigen Stunden ihrer gemeinsamen Arbeit jenen kameradschaftlichen Ton gefunden, der bei allem Respekt vor dem Vorgesetzten und seiner Autorität das Leben auf engem Raum überhaupt erst erträglich macht.
    Der Kommandant Ann steckte voll humoriger Ironie, einer Ironie, die aus der Überlegenheit des Erfahrenen gegenüber dem Neuling entsprang, die aber nicht überheblich wirkte.
    Sie reagierte nicht auf seine Bemerkung. Ihre Züge waren angespannt, während sie schnell die Drehelemente des Teleskops bediente. Ihr Tun stand in erstaunlichem Gegensatz zu ihrer sonst an den Tag gelegten, an Trägheit erinnernden Ruhe.
    Was hat sie nur? dachte Thomas und gleich darauf: Gut sieht sie aus.
    Sie trug jetzt zur Schicht einen hautengen Anzug, diesmal schwarz mit einem im Nacken hochgezogenen Schild, hinter dem sich die sonst so prächtig fallende Haarflut verbarg. Das, was von diesen Haaren zu sehen war, verlief streng glatt nach hinten und ließ den Blick auf große Ohren frei. Die anliegenden Haare und die leicht gebogene Nase gaben dem Profil Strenge.
    »Sieh an, U acht«, sagte sie. »Was machen die Brüder hier?«
    »Eines von den vieren, die auf Neubers Ultimatum nicht eingegangen sind und deren Mannschaften die Boote nicht verlassen haben?« fragte Thomas ungläubig.
    Sie gab keine Antwort, nickte beinahe unmerklich, weil sie die Augen nicht von den Okularen nehmen wollte. »Hier stecken sie also«, murmelte sie. »Stell durch zu Kai«, wies sie an.
    Thomas drückte die Taste. Kai meldete sich sofort.
    »Verbindung mit der Hauptzentrale«, befahl sie, und als sich nach einigen Minuten Kai noch immer nicht rührte: »Ist der eingeschlafen?«
    Dann meldete sich Kai aufgeregt, im Gegensatz zu seinem sonstigen Verhalten knapp und sachlich: »Kommandant, unserer Frequenz ist ein starker Störimpuls aufgeprägt. Verbindung ausgeschlossen.«
    »Die Strolche«, sagte Ann inbrünstig. »Das sieht ihm ähnlich.« Thomas hatte jedoch den Eindruck, daß sie eigentlich nicht böse war.
    Einen Augenblick schien es, als ließe sie sich hilflos in ihrem Sessel zusammenfallen, aber nur einen Augenblick. Dann wies sie in alter Forsche an: »Halbe Kraft, Kurs Mutterschiff. Flaggsignal für unseren Nachbarn, U zwölf, vorbereiten!«
    Thomas zog die Augenbrauen hoch. Flaggensignale wie Morsezeichen waren ihm ein Buch mit sieben Siegeln.
    »Ja, weiß schon, besorge ich selbst«, sagte Ann spöttisch, noch bevor er diese Tatsache eingestehen konnte, und kletterte vor ihm auf den Turm.
    Als sie die kleine Plattform erreicht hatten, flog vom links fahrenden Begleitboot eine rote Leuchtkugel auf.
    »Die haben es also auch schon gemerkt«, murmelte Ann, diesmal in ihrer Muttersprache.
    Sie gab ein in seiner Schnelligkeit verwirrendes Flaggensignal, worauf sich das zweite Boot unmittelbar in das Kielwasser von U einundzwanzig legte, mit Kurs Mutterschiff.
    Im Näherkommen entpuppte sich das Mutterschiff als riesige schwimmende Fabrik, die den Tauchbooten die Ernte automatisch entnahm, reinigte, sortierte, aufarbeitete und je nach

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