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Antarktis 2020

Antarktis 2020

Titel: Antarktis 2020 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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zwei Tagen ist sie zum Teufel. Ihr solltet lieber mitmachen – wie eure Kameraden.«
    »Schöne Kameraden«, rief der andere höhnisch. »Dreht ab und macht keinen Ärger!«
    »Ihr wißt, daß eure Forderungen erfüllt werden!« rief Ann.
    »Wo steht das? Euer famoser Neuber hat den Spieß umgedreht. Aber mit uns kann er das nicht machen. Wir trauen ihm nicht. Also, haut ab.«
    »Ist doch Irrsinn, was ihr macht!« schrie Ann, und es war ihr nun echter Ärger anzumerken.
    »Mußt du uns schon überlassen«, schrie er zurück. »Wenn ihr euch das bieten laßt, wir nicht länger! So, nun haut endlich ab, sonst… Wir sind zum äußersten entschlossen!«
    »Ho, ho«, rief Ann, und Thomas schien es, als fände sie nun langsam grimmiges Vergnügen an diesem merkwürdigen Disput.
    Sie setzte das Megaphon ab und wandte sich an Kai, der noch am Fuß des Turms stand. »U zwölf fährt mit voller Kraft zum Stützpunkt und meldet den Vorfall. Man muß dort entscheiden, was zu tun ist. Wir beginnen mit dem Einbringen der Ernte. Die sollen uns aber nicht zu lange warten lassen.
    Ihr könnt uns mal…«, rief in Richtung Jacht Ann und nahm das Megaphon endgültig herunter. »Hinterwäldler«, murmelte sie. »Schließlich haben wir nicht mehr neunzehnhundertachtzig. Müssen doch wissen, was sie machen, können doch den Kopf nicht nur zum Haarewachsen haben.« Und ärgerlich rief sie: »Komm schon rauf, Kai, worauf wartest du?«
    Neben ihnen dröhnte der Diesel von U zwölf auf. Das Boot kam rasch in Fahrt und setzte zu einer Kehre an. Nachdenklich sah Ann einen Augenblick hinterher. »Tauchen«, sagte sie dann. »Da fährt er hin…«, murmelte Kai gar nicht so sehr fröhlich.
    Thomas war unbehaglich zumute. Die da drüben glaubten, für ihre gute Sache mit einem Streik eintreten zu müssen. Weil sie es aus ihrer Vergangenheit nicht anders kannten? Aber ihre Vergangenheit ist nicht die unsere!
    Ann murmelte leise, wie zu sich selbst: »Das Begreifen geht zu langsam. Dennoch müßten sie wissen, daß ein Direktor, der versagt, nicht für das Ganze steht.
    Los, komm, Tom«, sagte sie dann aus der Luke heraus. Sie sagte es weich, so gut es ihre Stimme zuließ.
    Ann ist zu bewundern, dachte Thomas. Diese Entscheidung! Und er hatte auf einmal den Wunsch zu erfahren, wer das ist, diese Ann. Warum sie sich hier allein herumschlug. Wer heute allein war, mußte es selbst so wollen. Aber daß sie ein Eigenbrötler sein sollte, konnte er sich nicht vorstellen.
    Er warf noch einen Blick hinüber zu U acht. Dessen Turm war jetzt leer. Wie ein großes Stück Treibgut schaukelte es in der Dünung. Die Wellen überspülten den Bug. Es sah nicht so aus, als stecke etwas hinter ihrer Drohung. Unter diesen Gedanken verriegelte Thomas die Luke.
    Das Tauchen ging jetzt schneller als bei der Übung. Thomas hatte ein Gefühl, das entfernt ans Riesenrad erinnerte. Er wußte, daß dies in keinem ursächlichen Zusammenhang mit dem Tauchvorgang stehen konnte. Er blickte zu Kai hinüber, auch er war blaß und schaute starr in die lichtgrünen Schlieren vor der Scheibe.
    Das Boot schwebte dicht über dem Grund. Die breit streuenden Bugscheinwerfer zogen den Dämmervorhang von einer märchenhaften Welt. Ein blühender, wogender, wie mit blitzenden Steinen besetzter faltiger Teppich breitete sich unter dem Boot aus. Und da war sie auf einmal, die echte Südsee. Thomas war gebannt, hatte plötzlich New Maori, Neuber, die streikenden Besatzungen vergessen.
    Ann beobachtete ihre Schützlinge. Wie Kinder vor dem Weihnachtsbaum, dachte sie. Sie steuerte das Boot, so dicht es ging, an die Korallenbänke in langsamer Fahrt heran und schaute aufmerksam voraus.
    Nach einer Weile sagte sie: »So, Jungs, nun müssen wir aufpassen. Eine vertikale Lichterkette wird gleich den Standort der Boje anzeigen, dort ist die Einfahrt.«
    »Und wenn sie die auch…«, fragte Kai.
    »Müssen wir eben suchen«, sagte Ann. »Den Standort kennen wir schließlich genau.«
    Plötzlich starrte Kai auf das Oszillogramm des Funkimpulses, das ohne Ton gleichmäßig die Störsignale zeigte. Er hatte es aus der Funkkabine in die Zentrale geschaltet. Ohne den Blick davon zu lassen, wollte er Ann, die nach wie vor vorausschaute, antippen. Sie saß vornübergebeugt, seine Hand berührte ihre Brust. Er fuhr herum, wurde rot, stammelte eine Entschuldigung, die keiner verstand, weil sie offenbar schwedisch war.
    Plötzlich fing Ann an zu lächeln, grinste dann spöttisch, und dann lachte sie. Sie wies

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