Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Antarktis 2020

Antarktis 2020

Titel: Antarktis 2020 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
Vom Netzwerk:
ist übrigens blöd, der eine solche Chance nicht wahrnimmt. Und verlaßt euch drauf, das sage ich morgen auch unserem Kidnapper Paterthik!« Und leise fügte sie hinzu: »Fürchte nur, daß das wenig Zweck haben wird.«
    Thomas hatte sich zurückgelehnt. Er starrte in die Finsternis über sich. Trotz der Selbstironie des oft wie unbeteiligt wirkenden Tonfalls Anns war er eigenartig berührt. Und er verglich, war durch ihre Worte, mehr vielleicht aber noch durch das Unausgesprochene, angehalten zu vergleichen, zu vergleichen mit seiner eigenen Entwicklung.
    Sie mag höchstens fünf Jahre älter sein als ich, dachte er. Und wie anders ist ihr Leben verlaufen als das meine! Thomas dachte an die Wohlbehütetheit, die ihm Mutter zuteil werden ließ. Der Schmerz über den Tod des Vaters, von ihm als Sechsjährigem kaum tief empfunden, ist nicht mit dem vergleichbar, was Ann widerfuhr.
    Ein Leben voller Kontinuität und auch Erfolge, beschützt von Mutter und der Gesellschaft.
    Thomas spürte plötzlich die beängstigende, weil die gesamte Lebenssphäre überspannende Vielfalt der in einigen Ländern noch zu lösenden Aufgaben. Und er erkannte gleichzeitig, wie wenig seine eigenen Probleme hierbei zählten. Meine Abneigung gegen dieses Praktikum. Wie ich etwas aufgebauscht habe, unüberlegt und voller Vorurteile. Evelyn hat sich von mir abgewendet, ja mußte sich abwenden bei soviel Borniertheit. Und was bleibt als Grund? Nichts, wenn ich Probleme von anderen damit vergleiche, zum Beispiel die von Ann. Es darf doch nicht sein, daß man erst eine solche Schule, Anns Weg, absolvieren muß, bevor man wie sie seinen Mann steht, seine Entscheidungen trifft.
    Mit dieser Überlegung kam Thomas zu dem Schluß, daß er bislang etwas falsch gemacht haben mußte, und er ahnte, daß er sich vieles zu leicht gemacht hatte.
    »Ann«, Kai räusperte sich, »werden wir auf die Forderungen Paterthiks eingehen, ich meine, wird die Leitung darauf eingehen? Und wenn nicht…?«
    Ann antwortete nicht gleich, so daß Thomas einen Augenblick annahm, sie sei eingeschlafen. Doch dann sagte sie: »Ich hätte euch nicht hineinziehen dürfen. Hab zu sehr die Produktion gesehen.
    Paterthik wird kaum umzustimmen sein. Er hat begriffen, daß er die Grenze des vielleicht noch Entschuldbaren überschritten hat. Ihm ist klar, daß er sich strafbar gemacht hat, schon jetzt. Er kann nur noch versuchen unterzutauchen. Warum also sollte er auf das Lösegeld verzichten? Lösegeld und durchkommen, das wird seine Devise sein. Wieweit allerdings seine Leute mitmachen…
    So ist die Situation, Jungs. Ich will euch nichts vormachen. Wenn Neuber ablehnt, schleppt er uns mit. Etwas anderes läßt sein Konzept nicht zu. Totmachen wird er uns sicher nicht. Aber irgendwo aussetzen, wo uns das Wegkommen schwerfallen dürfte – was aber durchaus gleichbedeutend sein könnte…«
    »Tröstlich, tröstlich«, brummelte Sund.
    In diesem Augenblick begannen die schweren Elektromotoren des U-Kreuzers zu singen. Gleich darauf ging ein Vibrieren durch Thomas’ Hängematte, die in leichtes Schaukeln geriet.
    »Jetzt geht’s los«, sagte Ann. Und wie zu sich selbst fuhr sie fort: »Sie müssen damit rechnen, daß man uns bald in dieser Gegend suchen wird. Schließlich muß unser Verschwinden bereits aufgefallen sein. Sie werden deshalb ständig den Standort wechseln und zu gegebener Zeit ihre Forderungen in die Zentrale funken.«
    »Sobald sie den Störimpuls herausnehmen«, sagte Thomas, als Ann schwieg, »empfängt die Zentrale das Peilzeichen von U einundzwanzig. Das konnte ich noch einschalten, als sie uns herausholten.«
    »Das wird die Kombinatsleitung bestärken, daß etwas nicht in Ordnung ist«, überlegte Ann weiter. »Sie werden sich dadurch beeilen, vielleicht Tauchflieger schicken. Und deshalb fährt Paterthik, der schlaue Hund, jetzt weg. Ich weiß nicht, ob der U-Kreuzer von Kenneth noch alle Suchgeräte hat. Daß sie hier noch komplett waren, war für mich eine sehr böse Überraschung. Die hätten mich sonst bestimmt nicht gekriegt.«
    »Verwunderlich ist’s«, sagte Kai, »daß die Mitarbeiter der Farm nicht mal nach dem Rechten gesehen haben.«
    »Dürfen sie nicht«, brummte Ann. »Die dürfen nur raus im Zusammenhang mit ihrer Arbeit oder im Havariefall selbstverständlich. Da sind mal vor Jahren welche spazierengegangen zwischendurch. Sie wurden nie wieder gefunden. Seitdem haben sie sich so mit der Sicherheit. Aber nun schlafen wir wirklich. Wer weiß, ob

Weitere Kostenlose Bücher