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Antarktis 2020

Antarktis 2020

Titel: Antarktis 2020 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Umschweife. Berichte über die Arbeitsniederlegung und die gegenwärtige Situation.«
    »Wer spricht von einer Arbeitsniederlegung?« rief Carla Stelzer heftig. Ihr Gesicht hatte ein hektisches Rot angenommen, ihre Mundwinkel bebten.
    »Ich habe dich nichts gefragt«, sagte Noiré ruhig, »würde dich aber bitten, von vornherein sachlich zu bleiben.«
    In Carla Stelzers Gesicht arbeitete es, der zu einem schmalen Strich verkniffene Mund zuckte noch immer.
    »Laß, Carla«, sagte Neuber. Er überlegte schnell, wieweit die Kombinatsleitung informiert sein konnte. Wenn irgendeiner von der Leitung nicht dichtgehalten hatte, dann wußten sie alles. Aber das hätte derjenige gestern in der Sitzung mitgeteilt. Heimtückisch war keiner… Also eine Information von anderer Ebene. Die konnte fehler-, aber vor allem lückenhaft sein.
    In Neuber regte sich Widerstand. Soll ich mich durchkneten lassen, dachte er, von vornherein aufstecken?
    Er kratzte heftig an den Fingerkuppen, ohne hinzusehen, zupfte an längst nicht mehr vorhandenen Niednägeln und dachte fieberhaft an Auswege. Wenn sie nur nicht so schnell aufgekreuzt wären. Von gestern abend auf heute. Ich hätte über Rassow in der Kombinatsleitung einiges vorbereiten…
    »Bitte, Kollege Neuber!« forderte Mattau bestimmt.
    »Ich sagte schon, daß wir mit der Produktion wieder im Plan sind, und das ist«, er sprach lauter, als Noiré eine unwillige Handbewegung machte, »und das ist immer noch die Hauptsache. Für mich jedenfalls. Den Plan könnte ich nicht erfüllen, wenn wir irgendwo eine Arbeitsniederlegung hätten. – Ich weiß nicht, was euch hierherführt. Ich vermute aber, daß ihr falsch informiert seid!« Die letzten Worte unterstrich er damit, daß er mit der flachen Hand auf die Tischplatte hieb. Er wollte weitersprechen. Mattau schnitt ihm das Wort ab.
    »Genug davon«, herrschte er ihn an. »Lassen Sie Monig kommen!« Neuber blickte hilfesuchend zu Frau Stelzer. Sie saß kerzengerade auf dem Sessel, ohne sich anzulehnen. Ihr Gesicht blieb verschlossen.
    Er war verwirrt. Monig, Monig, dieser Praktikant, was soll das? Hat der etwa? Freilich, der hat informiert… Oder wissen sie, daß Monig zur Zeit nicht auffindbar ist…?
    Neuber versuchte sich heranzutasten. »Es hat vorgestern eine Arbeitsniederlegung gegeben…«
    »Das ist viel zu hoch gegriffen!« rief Carla Stelzer dazwischen.
    »… na ja, einige von den jungen Leuten der U-Boots-Besatzungen hatten für Stunden nicht gearbeitet.«
    »Warum?« Die Frage Noirés klang hart.
    »Laß mich doch mal ausreden«, erwiderte Neuber unwillig. »Ist ja wie ein Verhör! Ich sage, es waren einige Hitzköpfe. Ich war in der letzten Zeit ein wenig in Druck, bin nicht dazugekommen, die Verträge auszuarbeiten. Mein Sekretariat hatte mit der Planangleichung an Maori II zu tun. Eben eine Auswirkung meines zu kleinen Stabes. Ich habe ja schon immer darauf hingewiesen. Man kann nicht alles auf einmal machen…«
    »Komm zur Sache«, sagte Noiré ruhig.
    »Die Arbeitsniederlegung einiger Boote hat keine zwölf Stunden gedauert. Ich sagte schon, daß jetzt alles läuft; wie wäre das möglich, wenn die Boote nicht im Einsatz wären.« Neuber hatte seine Sicherheit zurückgewonnen.
    »Wieviel Boote waren im Ausstand? Mit wieviel Mann?« fragte Noiré unbeeindruckt.
    »So an die dreißig«, sagte Neuber.
    »An die, an die…« Noiré lief rot an. »Hier geht es um Menschen, verstehst du«, schrie er plötzlich. »Aber«, und er hatte sich überraschend schnell gefangen und fuhr leise, mit vor innerer Erregung zitternder Stimme fort: »Das verstehst du offenbar nicht.«
    »Es waren siebenunddreißig Boote und dreihundertsiebenundsiebzig Mann«, sagte Frau Stelzer kalt, ohne jemanden anzusehen.
    »Und das haben Sie in weniger als zwölf Stunden aus der Welt geschafft?« fragte Mattau. In seiner Stimme war ein Anflug spöttischer Ungläubigkeit. »Mich würde interessieren, wie!«
    »Die Forderungen der Leute waren bis zu einem gewissen Grad berechtigt.« Neuber sprach obenhin, so, als sei nun endlich klar, daß lediglich ein Mißverständnis vorgelegen hätte. »Wir sind darauf eingegangen. In der darauffolgenden Frühschicht sind sie dann – der weitaus größte Teil – wieder ausgefahren.«
    »Wie groß war der ›weitaus größte Teil‹?« fragte Mattau.
    Neuber ging auf diese Frage nicht ein. Er sprach schnell weiter. »Natürlich haben wir das in der Leitung ausgewertet. Ich bin mir einiger Versäumnisse bewußt und

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