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Antarktis 2020

Antarktis 2020

Titel: Antarktis 2020 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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werde das schnellstens korrigieren. Auch das Interparteiaktiv hat Schlußfolgerungen gezogen. Sie haben den Sekretär neu benannt…«, Neuber sprach zögernd, »wobei ich diese Entscheidung für verfrüht halte, aber als Nichtgenosse…«
    »So, du bist also abgelöst«, wandte sich Noiré direkt an Frau Stelzer. »Darüber werden wir noch reden und in deinem Beisein, Stan, du, du Nichtgenosse!«
    »Dreihundertsiebenundsiebzig Mann im Ausstand, den Interparteisekretär abgelöst… Aber alles läuft, alles ist behoben. Ich brauche eine Verbindung nach Berlin!« sagte Mattau bestimmt und stand auf.
    Neuber blickte erschrocken. Mit dieser Wendung hatte er nicht gerechnet, vor allem wußte er nicht, worauf das hinauslief.
    Die Verbindung war in wenigen Minuten hergestellt. »Bitte Kollegen Rychy«, verlangte Mattau.
    Als der Teilnehmer sprachbereit war, sagte Mattau: »Kollege Rychy? Bitte starte mit deiner Untersuchungsgruppe wie besprochen. Ich habe doch den Eindruck, daß hier etwas verschleiert wird!« Mattau legte den Hörer auf. »Vorläufig haben wir in diesem Kreis hier nichts mehr zu besprechen. – Kollege Noiré, rufe das Leitungskollektiv zusammen, sofort. Den Monig dazu!«
    Neuber saß noch am Pult, von dem aus er das Blitzgespräch nach Berlin eigenhändig veranlaßt hatte. Er starrte vor sich hin. Also doch! Seine Gedanken drehten sich im Kreise. Wenn dieser Monig, dieser Klugscheißer, nicht gewesen wäre, ich hätte es geschafft.
    Dann sagte Neuber müde, wie zu sich selbst: »Monig wird nicht kommen. Er ist seit zwanzig Stunden verschollen…«

V
    Gleich nachdem Frank Niesar morgens das Frühstück serviert hatte, erschien Kapitän Paterthik, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, daß die drei Gefangenen das Essen noch nicht angerührt hatten.
    Thomas empfand abermals das Anormale der Situation: Er und Kai so gut wie nackt, Ann mit einem Handtuch umwickelt, so standen sie da, als Paterthik in der Uniform eines Kommandanten der Royal Navy forsch hereingestürmt kam.
    »Hochstapler«, knurrte Ann leise. »Wäre gern Commodore gewesen!«
    »Morgen«, sagte er und tippte an die Mütze. »Bin leider gezwungen, meine Herren, Sie ein wenig zu internieren. Ihre Dame habe ich bereits über die Lage aufgeklärt.« Er machte eine kleine Verbeugung zu Ann.
    »Wogegen ich auf das entschiedenste protestiere«, sagte Thomas mit Bestimmtheit.
    Paterthik hielt jetzt die Hände auf dem Rücken verschränkt und wippte auf den Füßen. »Aber gewiß doch«, sagte er lächelnd, und erst jetzt sah Thomas diesen listigen Zug in seinem Gesicht, in den Lachfältchen, die sich um die wimpernlosen Augen bildeten. Ansonsten war an diesem Mann nichts Besonderes. Thomas hatte ein Verbrechertyp vorgeschwebt, wie er ihn als Junge von einem Kriminalroman aus Großmutters Bücherkiste kannte. Paterthik war mittelgroß, hatte ein schmales Gesicht, das im Gegensatz zu seinem massigen Körper stand. Die Uniform war zu knapp. Sie spannte über der Brust, ein sicheres Zeichen, daß es nicht die seine war.
    »Ich würde an Ihrer Stelle auch protestieren«, fuhr er jovial fort. »Glauben Sie mir, die Umstände zwingen mich. Aber ich bin überzeugt, daß Ihr Boß, unser Freund Neuber, ein Boß ist, der für seine Mitarbeiter etwas übrig hat.«
    »Ich glaube, sie werden dich aufhängen«, sagte Ann ruhig, setzte sich an den Tisch und begann mit einem Teelöffel das vor ihr stehende Ei aufzuklopfen.
    »Erst haben«, sagte Paterthik lächelnd, »erst haben. Und so schnell geht das nicht. Ich werde mir schon etwas Richtiges aussuchen…«
    »Mit dem Gold – vorausgesetzt, du bekommst welches – kannst du doch nur in den Staaten noch etwas anfangen«, sagte sie obenhin. »Also wirst du da schon hin müssen. Dort läßt sich noch ein schwerer Junge finden…«
    »Mag sein«, sagte er, »vorausgesetzt, man will mich ernsthaft finden.«
    »Und da sind noch deine neun Männer, ich nehme an, alle mit Gold, aber die meisten mit Familie…. alle bekannt…« Ann hatte das letzte lauter gesprochen.
    Frank und noch einer von der Mannschaft standen draußen vor der offenen Tür.
    Das Lächeln auf Paterthiks Gesicht gefror. »Halt den Mund«, sagte er drohend. »Außerdem bin ich nicht auf einen Morgenschwatz gekommen. Hier, unterschreibt das!«
    Er zog eine große Mappe aus der Uniform, was ganz und gar unmilitärisch aussah, und schob sie zwischen die Frühstückstabletts auf den Tisch.
    Ann wischte sich den Mund, schlug die Mappe auf und begann zu lesen.

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