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Anthologie - Das Lotterbett

Anthologie - Das Lotterbett

Titel: Anthologie - Das Lotterbett Kostenlos Bücher Online Lesen
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unschuldsvoll, eng aneinandergedrückt…
    Ann-Sofi verbrachte einige angenehme Tage mit Baden und Sonnen, da das Wetter sich von seiner besten Seite zeigte und die erste Hitzewelle des Sommers hereinbrach. Sie war glücklich und faul und schrieb den Eltern einen Brief:
    »Ich schwimme, spiele Tennis und lasse es mir gut gehen. Heute abend will ich in einem Hotel mit einem Jungen tanzen, der Göran heißt und dort wohnt. Er hat im Frühjahr sein Abitur gemacht. Er teilt das Zimmer mit einem, der Erik heißt und in einer Werkstatt arbeitet. Sie laden mich um die Wette auf ein Eis ein. Jetzt gehe ich in den Garten hinunter und helfe Elsa – der Haushilfe – Beeren für das Abendessen pflücken – Es umarmt Euch Eure Ann-Sofi.«
    »Das ist genau das, was ich gesagt habe«, äußerte die Mutter, als sie mit zufriedenem Lächeln diese Zeilen las. »Alles, was sie brauchte, war, unter Leute zu kommen, unter die Aufsicht einer klugen, erfahrenen Person! Stell dir vor, daß Ann-Sofi im Sommer bereits siebzehn wird! Sollte sie als Verlobte eines tüchtigen jungen Mannes heimkommen, dann schicke ich wahrhaftig der Pensionswirtin ein kleines Geschenk…«
    »Sie ist noch zu jung, um sich zu verloben«, murrte ihr Mann hinter der Zeitung hervor. »Das hieße ja, ihr die ganze Jugend zu verderben!«
    »Du hast’s nötig, das zu sagen, wo du mich mit achtzehn geheiratet hast!«
    »Naja, das war ein anderer Fall, du warst damals schon ganz schön reif«, antwortete er und vertiefte sich in den Sportteil.
    »Willst du mir bitte erklären, warum ich mir meine Jugend nicht verdorben habe?« fragte seine holde Gattin streitsüchtig.
    »Verdorben?!« rief ihr Mann empört aus und starrte sie über den Rand der Zeitung strafend an. »Du hast schließlich mich geheiratet!!!«
    »Ach, du glaubst wohl auch noch, deine eigene Jugend durch die frühe Heirat mit mir verdorben zu haben, wie?« sagte seine Frau tief gekränkt. »Aber ich kann dir versichern, daß du eine schlechtere hättest finden können als mich, und es hat so manchen gegeben, der unglücklich war, als ich dich heiratete, das ist dir hoffentlich klar!«
    »Soviel ich weiß, sind nur der Schlachtersohn und ich uns deinetwegen in die Haare geraten«, meinte der Mann sauer, »und es war selbstverständlich, daß ich über den Tölpel gewinnen würde, da brauchte ich mich gar nicht groß anzustrengen.«
    »Ach ja, was die Liebe alles fertigbringt!« räsonierte seine Gattin sentimental und seufzte.
    Ihr Mann murmelte etwas, das er nicht laut zu sagen wagte, aber es klang verdächtig wie »Weibergequatsche«, und er dachte an mindestens drei verschiedene attraktive Mädchen, die er viel lieber genommen hätte – einige Jahre später.
    Aber gewiß hatte sie recht, denn gerade damals, in seiner allergrünsten Jugend, war er verrückt nach der kleinen, knusprigen Herta gewesen, die immer gleich entzückt über alles gekichert hatte, was er sagte, und die sich willig in jedem dunklen Winkel unter den Rock fassen ließ…
    Inzwischen geschah es nur noch selten, daß sie ihn nachts an sich heranließ. Wenn sie es dann »erlaubte« und einmal nicht gerade »müde« oder »nicht in Stimmung« war, dann war es, als erwiese sie ihm eine große Gnade…
    In ihrer Jugend aber war sie auf ihn hinaufgeklettert, so oft sich ihr die Gelegenheit dazu bot. Im ersten Jahr ihrer Ehe hatten sie jede Nacht miteinander geschlafen.
    »Du, Herta«, sagte er und legte die Zeitung beiseite, »wie wär’s, wenn wir heut’ ein bißchen früher zu Bett gingen, was? Ich meine… na, du weißt schon, was ich meine…«
    »Schäm dich, alter Narr«, sagte sie streng und legte weiter ihre Patience.
    Er starrte zum Fenster hinaus. Warum wurde mit den Jahren alles so mies und grau? Sogar die Abfuhr, die sie ihm gab, ließ ihn gleichgültig. Eigentlich war es ihm auch egal, ob er mit ihr schlief oder nicht. Er kannte ja ohnehin alles schon auswendig. Immer die gleiche Pflichtübung, keine Abwechslung, nichts! Fade!
    Vielleicht sollte er irgendwohin auf Urlaub fahren – allein.
    Er könnte eventuell bei Ann-Sofi nachfragen, ob sie glaube, er würde sich in der Pension auch wohl fühlen. Dort könnte er dann einige Wochen wohnen und aus dem Alltagstrott herauskommen…
    Seine Frau betrachtete zerstreut die Karten vor sich. Das Leben mit Axel war sehr einförmig geworden, überlegte auch sie bitter. Und dieser ewige Pfeifenqualm…! Vielleicht sollte sie sich im August einige Wochen in Ann-Sofis Pension gönnen?

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