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Anthrax

Anthrax

Titel: Anthrax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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kann überhaupt nicht sein«, stellte Jack klar. »Mr. Papparis ist am Wochenende gestorben.«
    »Oh!« entfuhr es Yuri. Er hustete nervös und zerbrach sich den Kopf nach einer plausiblen Erklärung. Doch ihm fiel nichts ein.
    »Hat er vielleicht vergangene Woche angerufen?« probierte Jack es mit einer anderen Version. »Könnte sein«, murmelte Yuri.
    »Vielleicht sollten wir mal Ihre Taxizentrale anrufen«, schlug Jack vor. »Es wäre recht nützlich zu wissen, ob Mr. Papparis regelmäßig Kunde bei Ihnen war. Der Mann ist nämlich an einer seltenen Infektionskrankheit gestorben, deren Ursache ich zu ergründen versuche. Deshalb interessiere ich mich unter anderem, was Mr. Papparis in der vergangenen Woche gemacht hat. Wichtig wäre zum Beispiel zu wissen, ob er sein Lager aufgesucht hat. Außerdem wüßte ich gerne, zu wem er in der vergangenen Woche Kontakt gehabt hat, vor allem am Freitag.«
    »Ich kann Ihnen die Nummer der Telefonzentrale gern geben«, bot Yuri an.
    »Okay.« Jack nickte. »Ich hole mir nur kurz einen Stift und einen Zettel.«
    Während Jack zurück in Mr. Papparis’ Büro eilte, atmete Yuri erleichtert auf. Für einen Augenblick hatte er gedacht, daß es ein grober Fehler gewesen war, die Corinthian Rug Company aufzusuchen. Doch jetzt war er beruhigt. Die Telefonzentrale würde dem Mann keine Auskunft erteilen. Sie rückte nie mit Informationen heraus, erst recht nicht, wenn es um gelbe Taxis ging.
    Einen Augenblick später war Jack zurück und notierte sich den Namen und die Nummer der Telefonzentrale. »An was für einer Krankheit ist Mr. Papparis denn gestorben?« fragte Yuri. Er war neugierig, was die Behörden wußten beziehungsweise was sie vermuteten.
    »An Anthrax«, erwiderte Jack.
    »Die Krankheit kenne ich«, platzte Yuri heraus. »Daran leiden vor allem Rinder.«
    »Ich bin beeindruckt«, stellte Jack fest. »Woher wissen Sie das?«
    »Aus Swerdlowsk – von dort stamme ich«, erwiderte Yuri. »Das ist in der ehemaligen Sowjetunion. In den ländlichen Gegenden sind damals ab und zu unter Schafen und Kühen Epidemien ausgebrochen.«
    »Den Namen Swerdlowsk habe ich schon mal gehört«, berichtete Jack. »Um genau zu sagen, sogar erst heute. Ich habe gelesen, daß dort aus einer geheimen Biowaffenfabrik Anthraxerreger ausgetreten sind.«
    Yuri schlug das Herz bis zum Halse. Jacks lässig fallengelassene Bemerkung kam für ihn total unerwartet und haute ihn regelrecht um, vor allem nachdem ihn gerade erst seine gräßlichen Erinnerungen gequält hatten. »Haben Sie je etwas von dieser Katastrophe gehört?« wollte Jack wissen. »Offenbar hat es damals jede Menge Infizierte und etliche Tote gegeben.«
    »Davon weiß ich nichts«, log Yuri. Er mußte sich räuspern. »Das wundert mich nicht«, stellte Jack fest. »Die sowjetische Regierung hat mit Sicherheit versucht, die Geschichte zu vertuschen. Sie haben jahrelang behauptet, die Epidemie sei durch verunreinigtes Fleisch verursacht worden.«
    »Es hat wirklich Probleme mit verseuchtem Fleisch gegeben«, brachte Yuri hervor.
    »Die Katastrophe, von der ich rede, hat sich 1979 ereignet«, fuhr Jack fort. »Haben Sie zu der Zeit in Swerdlowsk gelebt?«
    »Ich glaube, ja«, erwiderte Yuri vage. Er merkte, daß er zitterte. Sobald er konnte, beendete er das Gespräch und eilte zurück zu seinem Taxi. Während er den Motor anließ, sah er sich noch einmal um. Jack Stapleton zog sich wieder seine Maske und seine Handschuhe über. Zum Glück stand er nicht am Straßenrand und notierte sich seine Taxinummer. Yuri legte den ersten Gang ein und fuhr los. Seine Euphorie hielt nicht lange an. Er spürte, wie er wieder in Panik geriet.
    Zwar war der Tod von Jason Papparis ein Beweis dafür, daß das Anthraxpulver wirkte; doch daß ein Staatsbediensteter vor Ort herumschnüffelte und in dem Fall ermittelte, der zu allem Übel auch noch Anthrax mit Waffen in Verbindung gebracht hatte, entsetzte ihn einigermaßen. Dabei hatte er sich größte Mühe gegeben, jemanden zu infizieren, der auch bei der Ausübung seines Berufes jederzeit mit dem Erreger hätte in Berührung kommen können. Dadurch hatte er eine offizielle Untersuchung des Falls ausschließen wollen.
    Obwohl er extrem unter Streß stand, schaltete Yuri das Off-Duty-Schild aus und signalisierte, daß er wieder im Einsatz war. Die Rushhour war für jeden Taxifahrer die einträglichste Zeit, vorausgesetzt natürlich, der Verkehr brach nicht völlig zusammen. Er brauchte Geld, deshalb mußte

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