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Anthrax

Anthrax

Titel: Anthrax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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»Das hat ja eine Ewigkeit gedauert«, beschwerte sich seine Frau, als er die Tür öffnete. »Wo willst du essen?« fragte er.
    »Stell es hier neben mich«, erwiderte Connie, ohne den Blick vom Bildschirm abzuwenden.
    Yuri bückte sich und stellte die Essenspackungen auf den Vorleger. Er legte den Löffel auf den Eisbecher und richtete sich wieder auf. In diesem Augenblick sah Connie zur Seite. »He – das Eis will ich doch nicht jetzt«, blaffte sie. »Was soll das heißen?« fragte Yuri erschrocken. »Stell es in den verdammten Kühlschrank!« fuhr sie ihn an. »Ich esse es, wenn ich mit der Pizza fertig bin. Sonst schmilzt es.«
    »Okay«, atmete Yuri erleichtert auf. Er hob den Becher mitsamt dem Löffel auf und ging zur Tür. »Ruf mich, wenn du es haben möchtest, ja?«
    Connie warf den Kopf zur Seite und musterte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen. »Was ist heute los mit dir? So nett bist du ja noch nie gewesen.«
    »Ich hab’s dir doch eben schon gesagt«, gab sich Yuri reuevoll. »Ich habe ein schlechtes Gewissen.«
    »Schade, daß du nicht öfter ein schlechtes Gewissen hast«, murmelte Connie.
    Yuri ging zurück in die Küche. Ein paar Flüche über seine Frau vor sich hinmurmelnd, stellte er den Eisbecher in den Kühlschrank. In seinen Schläfen pochte es. Er brauchte dringend ein Glas Wodka. Es würde eine lange Nacht werden, aber das hatte er ja schon befürchtet.
    »Okay, jetzt haltet mal alle den Mund!« brüllte Curt der disziplinlosen Bande zu. Er hatte eine Zusammenkunft der People’s Aryan Army einberufen, und sie hatten sich im Billardzimmer der White Pride Bar versammelt. Jeff Connolly, der Eigentümer der Kneipe, war ein alter Bekannter von Curt. Er galt zwar nicht als offizielles Mitglied der Gruppe, stand den Anschauungen der PAA aber sehr wohlwollend gegenüber: Auch er war gegen die Regierung, gegen Schwarze, gegen Juden, gegen Latinos, gegen Einwanderung, gegen Frauenrechte, gegen die NAFTA, gegen Abtreibung und gegen Schwule. Wann immer die PAA zusammenkommen wollte, war er nur zu gern bereit, seinen Billardraum zur Verfügung zu stellen. Auf Curts Drängen wurde die Zusammenstellung der Gruppe absolut geheimgehalten. Es gab keine Mitgliedsausweise und erst recht keine Mitgliederverzeichnisse. Er hielt seine Leute an, nie den Namen PAA zu benutzen – obwohl Steve und er ihn verwendeten, wenn sie über das Internet mit anderen Bürgermilizen kommunizierten. Darüber hinaus fand jegliche Kommunikation ausschließlich mündlich von Mitglied zu Mitglied statt. Um die Versammlung an diesem Abend einzuberufen, hatte es weder Telefonate noch schriftliche Mitteilungen gegeben. Die Mitglieder mußten sich untereinander informieren, was allerdings nicht besonders schwierig war, da die meisten ohnehin jeden oder zumindest jeden zweiten Abend in der White Pride Bar vorbeikamen. Curt hatte acht Skinheads rekrutiert mit Methoden nach Art von Tim Melcher. Er hatte sich in einer der vielen Skinhead-Kneipen in der näheren Umgebung einen Teenager herausgepickt und eine Unterhaltung mit ihm angefangen – wobei die Unterhaltung eher einer Inquisition geglichen hatte. Wann immer Curt den Eindruck gewann, daß seine Ansichten auf fruchtbaren Boden fielen, fing er an, seine Ideologie rüberzubringen. Da die Skinheads geradezu darauf brannten, sich zu organisieren und ihren Hang zur Gewalt auf irgendein Ziel zu konzentrieren, hatte Curt leichtes Spiel. Darüber hinaus war er bestens über ihre internen Kämpfe und ihre Ressentiments im Bilde, was ihn in die Lage versetzte, ihre pubertären Vorurteile und Haßgefühle erst richtig anzufachen.
    Allerdings war es keineswegs einfach, eine derartige Gruppe auch nur einigermaßen unter Kontrolle zu halten. Viele Mitglieder waren dumm, genau wie Yuri, und hatten keinerlei Gespür für Sicherheitsaspekte. Daß sie es Brad Cassidy ermöglicht hatten, der Gruppe beizutreten, nachdem dieser ein paar Mitglieder direkt angesprochen hatte, war ein schlagendes Beispiel. Sie hatten ihm seine Geschichte vertrauensselig abgekauft. Bis auf Curt natürlich. Ihm kam es grundsätzlich verdächtig vor, wenn jemand nicht aus der näheren Umgebung war. Zum Glück konnte niemand in die Gruppe aufgenommen werden, ohne sein Verhör zu passieren. Als er Brad schließlich ins Gebet genommen hatte, hat dieser sich in etliche Widersprüche verstrickt. Curt hatte hn ein bißchen mit dem Messer kitzeln und einen langen Klavierdraht zum Einsatz bringen müssen, bis die wahre Geschichte

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